Theater zum Kennenlernen

In ihrem kleinen Theaterstück streiten die Jugendlichen, mit welchen Farben sie malen möchten. Es geht um das Miteinander verschiedener Kulturen. Foto: Veranstalter

Emsdetten

Emsdetten. Im Theaterstück streiten sie über Farben. Die einen wollen ein buntes Bild malen, andere ringen aggressiv um ihre alleinige Farbe. Was die 13- bis 17-jährigen Schüler der Marienschule Emsdetten auf die Bühne bringen, spiegelt die kulturellen Konflikte ihres Heimatlandes Syrien wider.

Die Jugendlichen nehmen an einem ungewöhnlichen Projekt des Caritasverbandes Emsdetten-Greven teil. Gefördert mit Landesmitteln stellt der Verband jungen Migranten – und deren Eltern – die Familienberatung vor Ort vor – und macht dabei mächtig Theater.

Als Honorarkraft des Caritasverbandes Emsdetten-Greven probt der geflüchtete Syrer Abdullah Tamaa seit zwei Monaten regelmäßig mit den sechs Mädchen und zwei Jungen in Räumen des Verbandes. „Wir spielen ein kleines Theaterstück, singen und tanzen“, sagt er. „Es geht um Heimat. Wir haben das Stück selbst erarbeitet“, erzählt eine Teilnehmerin, die seit zwei Jahren in Deutschland lebt. Die Schüler besuchen die sogenannten DAZ-Klassen der Marienschule (DAZ = Deutsch als Zielsprache). Darin erhalten Schüler mit Migrations- oder Fluchtgeschichte eine besondere Sprachförderung. Zum Theaterprojekt haben sich die Akteure freiwillig gemeldet.

„Mit dem Projekt wollen wir Familien mit Fluchterfahrung die Angebote unserer Beratungsstelle näherbringen“, erklärt der zuständige Fachbereichsleiter des Caritasverbandes Detlef Eden. „Wir versuchen, die Institution Caritasverband bekannt zu machen.“ Das Land NRW fördert die Arbeit, um Menschen mit Fluchterfahrung bei Bedarf den Einstieg in vorhandene Hilfs- und Beratungsangebote zu erleichtern. „Wichtig ist, dass die Projekte ganz niedrigschwellig sind und einfach zugänglich“, sagt Gunhild Ortmeier, Mitarbeiterin in der Schulpsychologischen Beratung des Caritasverbandes, die regelmäßig in der Marienschule berät.

Dabei nimmt das Projekt neben den Jugendlichen auch deren Eltern und Familien in den Blick. In diesen Tagen präsentieren die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Elterncafés an der Marienschule, was sie gemeinsam erarbeitet haben. Dann sind auch Mitarbeiter der Erziehungsberatung und der Schulpsychologischen Beratung des Caritasverbandes dabei. „Wir wollen mit den Eltern ins Gespräch kommen und ihnen unsere Angebote vorstellen“, sagt Ingo Brokhues, Leiter der Caritas-Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern. Er ist überzeugt: „So ein Projekt hat eine ganz andere Wirkung, als wenn wir den Familien einfach einen Flyer in die Hand drücken.“

Eine wichtige Rolle kommt dabei Abdullah Tamaa zu. „Als Muttersprachler hat er ganz andere Zugänge zu den Jugendlichen und als Geflüchteter kann er gut nachvollziehen, wie es ihnen geht“, sagt Detlef Eden. Den Kontakt zum Caritasverband fand Abduallah Tamaa durch die Migrationsberatung des Verbandes. Das Theaterprojekt ist nicht das erste dieser Art, das er für den Caritasverband betreut. „Wir spielen nicht nur miteinander Theater, sondern sprechen über die Probleme, die man zum Beispiel mit der noch fremden Kultur oder Sprache hat“, sagt er. So könne er ganz unkompliziert auf die vielfältigen Hilfsangebote in Emsdetten und Umgebung aufmerksam machen.

Für die jugendlichen Schauspieler ist das nur ein angenehmer Nebeneffekt. Ihnen geht es bei dem Projekt vor allem um eins, wie eine Teilnehmerin berichtet: „Wir haben viel Freude daran und lachen viel. Es ist schön, dass wir zusammen sind.“


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