„Bevor ich sterbe,...“

Caritas-Vorstand Bernward Stelljes, die Projekt-Koordinatorinnen Maria Lüke und Petra Krumböhmer sowie Fachbereichsleiter Ansgar Kaul (v.l.) haben schon viele Ideen gesammelt. Sie freuen sich auf das, was die Menschen in Emsdetten, Greven und Saerbeck noch alles an die Tafel schreiben werden. Foto: Caritasverband

Greven

Emsdetten / Greven / Saerbeck. Was zählt im Leben wirklich? Und was sollte vor dem Tod noch unbedingt erledigt werden? Mit diesen Fragen konnten sich die Menschen in Emsdetten, Greven und Saerbeck in den vergangenen Wochen gründlich auseinandersetzen.

 

 

Dazu lud der Caritasverband Emsdetten-Greven alle Interessierten ein. Die Bürger sind noch bis zum 8. September aufgefordert, auf einer öffentlich zugänglichen Tafel diesen Satz zu vervollständigen: „Bevor ich sterbe, möchte ich...“.

„Die Wand ist eine Einladung an alle Menschen, ihr Leben zu reflektieren“, so Petra Krumböhmer, die mit Maria Lüke das Projekt im Caritasverband betreut. Bis zum 15. September ist die rund zwei Mal zwei Meter große Tafel an unterschiedlichen Orten in Saerbeck, Emsdetten und Greven aufgestellt. Wer sich angesprochen fühlt, kann auf der Tafel notieren, was er tun möchte, bevor er stirbt.

Die Idee stammt ursprünglich von Candy Chang. Nachdem sie eine gute Freundin verloren hatte, wollte sie 2011 ihre Lebensperspektiven zurückgewinnen und Trost bei ihren Nachbarn finden. Aus dieser Laune heraus hängte sie eine Tafel mit dem Satz „Before I die“ (Bevor ich sterbe) an die Hauswand, legte ein Stück Kreide dazu – und freute sich schon einen Tag später über eine ganze Hauswand voller Ideen.

„Viele Menschen hegen Träume und Wünsche. Einmal die Polarlichter in Norwegen sehen, zum Beispiel. Aber es fehlt an Zeit oder Geld, sich diese Wünsche zu erfüllen. Und irgendwann ist es zu spät“

, erläutert Petra Krumböhmer, Leiterin des ambulanten Hospizdienstes Emmaus des Caritasverbandes. Dabei machen sich die Menschen oft kaum Gedanken darüber, dass jedes Leben einmal zu Ende geht – und nicht jeder Mensch alt wird. „Die Menschen schieben das Thema Tod weit weg“, so Petra Krumböhmer.

Das erleben die rund 70 ehrenamtlichen Mitarbeiter des Caritas-Hospizdienstes Emmaus immer wieder. Nun hoffen die Veranstalter, dass die Menschen miteinander ins Gespräch kommen über das, was sie in ihrem Leben erreichen oder sein möchten. Nicht unbedingt an der Tafel, „denn da ist eher Anonymität gefragt“, ist Maria Lüke überzeugt. Deshalb sollten Teilnehmer ausdrücklich keinen Namen an ihre Aussage schreiben. „Aber wenn die Menschen sich zum Beispiel daheim oder am Arbeitsplatz mit Kollegen darüber unterhalten, was sie vor ihrem Tode noch erleben möchten, dann hat die Aktion ihren Sinn erfüllt“, sagt Petra Krumböhmer.

Maria Lüke und Petra Krumböhmer werden die Tafel regelmäßig in Augenschein nehmen und abfotografieren, um die Ergebnisse festzuhalten. „Wenn die Tafel voll ist, wird sie einfach abgewischt, um Platz für neue Gedanken zu schaffen“, so Petra Krumböhmer. Und wer einfach nur erfahren möchte, was andere Menschen so bewegt, ist natürlich zum Anschauen eingeladen.

Die Tafel ist vom 8. bis 15. September außen an der Martinus-Kirche in Greven zu finden.


Anzeige