Schul-Fehlzeiten erhöhen Risiko für psychische Störungen

Dr. Ulrike Schöneich hat regelmäßig Schulverweigerer und deren Eltern in ihrer Sprechstunde. Foto: privat

Ibbenbüren

Ibbenbüren. „Nach den Sommerferien gehe ich wieder zur Schule, versprochen!“ Das Versprechen hatte der 14-jährige Thomas schon nach den Osterferien gegeben, konnte aber nur zweimal zur Schule gehen, dann hinderten Bauch- und Kopfschmerzen ihn. Die organische Abklärung ergab keinen pathologischen Befund. 

Dr. Ulrike Schöneich, Chefärztin der Tageskliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Ibbenbüren, kennt solche Geschichten, denn bei den Entwicklungen zu einem schulvermeidenden Verhalten gibt es häufig Parallelen: Oft ist eine längere Krankheitsphase vorausgegangen, die Kinder und Jugendlichen haben den Anschluss verloren bzgl. der Leistungserbringung oder auch in ihrer Gruppe in der Klasse. 

Auch bei Thomas war das so: Er besuchte seit den Weihnachtsferien zunehmend unregelmäßig die 7. Klasse einer Hauptschule. Die 7. Klasse musste er aufgrund von nicht ausreichenden Leistungen wiederholen. Die Klassenwiederholung bedeutete für ihn auch mehr Distanz zu seinem einzigen besten Freund.

In der Grundschule hatte er schon die 2. Klasse wiederholen müssen, da er durch einen längeren Krankenhausaufenthalt den Anschluss verpasst hatte.

„Studien belegen, dass häufige Fehlzeiten in der Schule mit einem erhöhten Risiko für psychische Störungen verbunden sind“, so Dr. Schöneich. Je länger die Fehlzeiten, desto höher wird die Hürde für einen spontanen regelmäßigen Schulbesuch: Gefühle von Selbstzweifel und Angst vor unguten Reaktionen von Lehrern und Mitschülern oder das Scheitern an selbstgesteckten Zielen („Morgen gehe ich wieder zur Schule!“) führen zu Scham und sozialer Isolation. Die Schüler stecken in einem Teufelskreis.

„Es gibt viele Gründe für Schulvermeidung“, sagt Dr. Schöneich, „häufig kommen mehrere zusammen, zum Beispiel Ängste, Depressionen, Schulunlust, Störungen des Sozialverhaltens, Mobbing­erfahrungen oder Überforderungen.“ In den KJP-Tageskliniken am Mathias-Spital Rheine und am Klinikum Ibbenbüren behandeln die multi­professionellen Teams seit Jahren auch Kinder mit schulvermeidendem Verhalten und bieten kurzfristig Beratung und Therapie an.

„Wir bieten Sprechstunden oder kurzfristige Termine, um gemeinsam mit Kindern oder Jugendlichen und Eltern Perspektiven zu entwickeln – auch unter Einbeziehung der Schule“, sagt Dr. Schöneich. Infrage kommen entweder ambulante Unterstützung oder eine teilstationäre kinder- und jugendpsychiatrische Behandlung. Eltern von schulvermeidenden Kindern können sich telefonisch informieren unter der Nummer 05971 / 42-1120 /-1131 (Kinder- und Jugendpsychiatrische Tagesklinik Rheine) oder 05451 / 52-1701 /-1770 (Kinder- und Jugendpsychiatrische Tagesklinik Ibbenbüren).

 


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