„Schulbildung ist ein Privileg“

Abbé Marcellin Ouédraogo aus Burkina Faso war zu Gast im Q1-Französisch-Kurs am Hannah-Arendt-Gymnasium in Lengerich.Foto: Bischöfliche Pressestelle/ Martin Fahlbusch

Lengerich

Lengerich. Nicht nur einmal mussten die Schüler des Q1-Französisch-Kurses am Hannah-Arendt-Gymnasium am 12. Oktober bei den Schilderungen von Abbé Marcellin Ouédraogo aus Burkina Faso hörbar schlucken.

„Wer als Kind, Jugendlicher oder Erwachsener in den zumeist illegalen, privaten Goldminen zehn Jahre arbeiten muss, der kann danach mit einer Lebenserwartung von kaum mehr als weiteren zehn Jahren rechnen“, stellte er die Situation in seiner afrikanischen Heimat dar.

 Der afrikanische Priester ist derzeit im Bistum Münster unterwegs. Begleitet wird er vom missio-Diözesanbeauftragten Hans-Georg Hollenhorst und Pater Hans-Michael Hürter, einem Kenner der katholischen Missionsarbeit und zugleich Schulseelsorger des Gymnasiums.

Neben Pater Hürter kennt auch Fachlehrerin Hanna Hoffmann die Situation vor Ort. Während ihrer Ausbildung hat sie ein mehrmonatiges Praktikum in Ouagadougou gemacht. „Die formaldemokratische Regierung lässt nur kanadische und chinesische Konzerne ins Land, die unsere Goldvorkommnisse großflächig ausbeuten“, berichtete Ouédraogo, der auch Jugendseelsorger der Diözese Ouahigouya ist.

Für die zumeist bäuerlich geprägte Hauptbevölkerung bleibe meistens nur der gefährliche Weg, eigene, ungesicherte Schächte, die bis zu 70 Meter tief sein können, in den Boden zu treiben, um Gesteinsbrocken zu fördern. Aus denen werden mit giftigen Substanzen wie Quecksilber und Zyankali minimale Goldmengen gewonnen, deren Verkauf den Lebensunterhalt der Arbeiter sichern soll. 

Durch das durch die Goldförderung zumeist verseuchte Wasser, durch karge Böden und Dürrekatas­trophen sowie kaum nennenswerte Bodenschätze herrsche nicht nur Armut vor, die schwierige Situation der Familien begüns­tige zudem Prostitution und Zwangsheirat von Frauen: „Wir Katholiken stellen etwa 23 Prozent der Gesamtbevölkerung, die zum größten Teil islamistisch ist.

Wir leben bisher in religiöser und ethnischer Harmonie und versuchen als Kirche, gerade Kinder und Jugendliche für eine perspektivbringende Schulbildung zu motivieren und die Eltern davon zu überzeugen, dass Schulbildung ein wichtiges Privileg ist“, betonte der Abbé abschließend.


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