Wiedersehen mit dem Jugendmigrationsdienst

Vergangene Woche fand wieder ein Besuch beim Jugendmigrationsdienst statt. Foto: privat

Steinfurt

Kreis Steinfurt/Borghorst. Im vergangenen Jahr hatte sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Ingrid Arndt-Brauer (Mitte) intensiv mit dem Thema Flüchtlinge und Integration befasst und dazu zahlreiche Einrichtungen, Ehrenamtliche und Verbände besucht.

 

 

Auch der Jugendmigrationsdienst (JMD) des Kreises Steinfurt in Borghorst stand damals auf dem Plan, da er sich intensiv um ausländische junge Menschen und Spätaussiedler von zwölf bis 27 Jahren kümmert. Erneut wollte sich die Abgeordnete, die gemeinsam mit Klaus Meiers, Michael Hardebusch und Alfred Voges (SPD Steinfurt) kam, über den Fortgang der Arbeit des JMD erkundigen.

Barbara Schonschor und Valentina Stelmach vom JMD hatten zu der Gesprächsrunde auch betroffene junge Flüchtlinge eingeladen, die aus eigener Erfahrung berichten konnte. So erfuhren die Sozialdemokraten, dass es immer noch sehr schwierig sei, zu einem Deutschkurs zugelassen zu werden.

Je früher man die Sprache lerne, desto schneller käme man in Ausbildung oder Schule, machte ein junger Mann deutlich. Sprachlich habe er sich daher schon selber fortgebildet, aber noch Probleme mit der Verschriftlichung der deutschen Sprache. Ein junger Syrer erzählte, dass seine Mutter mit zwei Geschwistern in Lengerich gelebt habe, er aber mit seinem Vater in Papenburg gewesen sei.

Fast ein Jahr habe die Zusammenführung der Familie gedauert, weil der bürokratische Prozess viel zu viel Zeit in Anspruch genommen hat. Arndt-Brauer zeigte sich betroffen, dass die Familie unter der Bürokratie so gelitten hatte und versprach, bei den entsprechenden Behörden nachzuhaken. 

Ein Geschwisterpaar aus dem Irak fühlt sich gut integriert, spricht gut Deutsch, geht zur Schule und hat den Willen, eine Ausbildung in Deutschland zu machen. „Hier fühlen wir uns sicher, haben, aber eine Ablehnung erhalten“, bedauern die beiden.

Peter Middendorf, der zur Leitung der Evgl. Jugendhilfe, des JMD-Trägers, gehört, hat den gefühlsmäßigen Eindruck, dass verstärkt gut Integrierte abgeschoben werden, wenn sie aus den als sicher definierten Herkunftsländern gehören. Arndt-Brauer bestätigte diesen Eindruck.

„Nur ein Einwanderungsgesetz kann den Betroffenen helfen“, betonte sie. Ein solches solle eine andere Definition beinhalten, wer in Deutschland bleiben könne und beispielsweise nicht an sicheren und unsicheren Herkunftsländern festgemacht werden. Leider sei dies bisher mit dem Koalitionspartner CDU/CSU nicht machbar, bedauert die Bundespolitikerin.

Vieles sei aber sehr gut gelaufen, machte Schonschor deutlich.

So hätten alle Flüchtlinge ein Dach über den Kopf bekommen, Geld für den Unterhalt stehe zur Verfügung, und viele Flüchtlinge seien in Integrations- und Sprachkursen. Aber: viele Jugendliche könnten einen Ausbildungsplatz antreten, bekämen aber keine Ausbildungsduldung.

Die Problematik sei der Gesetzeslage geschuldet, die besage, dass jugendliche Flüchtlinge nur eine Ausbildung antreten könnten, wenn ein Pass vorliege und damit verbunden eine Ausbildungsduldung. Selbst, wenn die Voraussetzungen für eine Ausbildungsduldung vorlägen, würde diese häufig nicht erteilt, bedauert Schonschor.

Arndt-Brauer war der Ansicht, dass das am 31. Juli 2016 in Kraft getretene Integrationsgesetz die Situation für Geduldete, die eine Ausbildung aufnehmen wollen, verbessert habe. Die Abgeordnete ärgert sich über diese Verfahrensweise und will auch diese Thematik mit nach Berlin nehmen.


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