Krankenhäuser Steinfurt und Greven bleiben / Emsdetten muss schließen

Überregional

Die Gläubiger der Marienhospital Münsterland GmbH haben sich bei dem Berichts- und Prüfungstermin im Amtsgericht Münster als zuständigem Insolvenzgericht mehrheitlich dafür ausgesprochen, die Krankenhäuser in Steinfurt und in Greven zu erhalten.

Der Generalbevollmächtigte­ der Gesellschaft, Dr. Jörg Born­heimer von der Sozietät GÖRG, hatte den rund 70 anwesenden Gläubigern den bisherigen Ablauf des Verfahrens dargelegt: „Wir haben seit Mitte Dezember 2014 mit über einem halben Dutzend interessierter Krankenhausträger gesprochen. Unser erstrangiges Ziel war es, alle drei Standorte der Gesellschaft mit allen Arbeitsplätzen zu erhalten“, erklärte Bornheimer. „Seit dem 7. Mai 2015 liegen uns nach harten und langwierigen Verhandlungsrunden zwei nachvollziehbare, klar strukturierte Angebote vor, die heute zur Abstimmung stehen.“
Die Mathias Stiftung will das Krankenhaus in Steinfurt ohne Gynäkologie, Geburtshilfe und übergreifende Verwaltungsstellen mit 442 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen. Rund zehn Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren in diesen Standort investiert, 442 Beschäftigte unmittelbar übernommen werden. Weiteren 72 Arbeitnehmern sollen Arbeitsplätze im Bereich der Stiftung angeboten werden. Darüber hinaus will die Mathias Stiftung die Unternehmensanteile an der Radiolog und der Bauhaus MVZ GmbH erwerben sowie die Verträge zum Betrieb des Standortes Laer übernehmen.

Die St. Franziskus-Stiftung will das Krankenhaus in Greven ohne die Apotheke und übergreifende Verwaltungsstellen mit 342 Beschäftigten übernehmen. Die Stiftung wird weiteren 86 Beschäftigten Arbeitsplätze in ihrem Aufgabenbereich anbieten.
„Der Beschluss der Gläubigerversammlung bedeutet, dass wir 942 Arbeitsplätze von derzeit noch rund 1.100 Beschäftigten insgesamt sichern können“, so Bornheimer weiter. „Die Mitarbeiter, für die es in absehbarer Zeit keine Aufgaben mehr geben wird, sollen für bis zu zwölf Monate in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft wechseln.“ Diese Transfergesellschaften haben sich in vielen Sanierungsprojekten bewährt, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter zu bezahlen, weiter zu qualifizieren, in neue Arbeitsverhältnisse zu vermitteln und insbesondere unmittelbare Arbeitslosigkeit zu vermeiden.

Bornheimer dankte allen Beschäftigten für deren „Loyalität und Engagement“ im bisherigen Verfahren: „Sie haben wertvolle Zeit gewonnen, die komplexen Verhandlungsrunden bis gestern überhaupt führen zu können und Sanierungsoptionen solange wie möglich offen zu halten. Sie haben unser aller Respekt und Anerkennung.“ Er verwies auch auf die Bedeutung der treuen Patienten und zuverlässiger Lieferanten und Dienstleister und die konstruktive, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Sachwaltung unter Dr. Frank Kebebus von Kebekus & Zimmermann.

Die anwesenden Gläubiger diskutierten während der Versammlung die nächsten Schritte für den Standort Emsdetten. Die eigenverwaltende Geschäftsführung, die durch die Gläubigerversammlung bestätigt wurde, wird sich unmittelbar darum kümmern, die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft zu installieren.
Die weitere Abwicklung des Krankenhauses hängt nunmehr wesentlich davon ab, welche Abteilungen wie lange noch die ordnungsgemäßen Dienstleistungen in gewohnter Qualität sicherstellen können. „Ein entsprechendes konkretes Konzept werden wir mit der Mitarbeitervertretung abstimmen“, kündigte Bornheimer an.

Der ebenfalls von der Gläubigerversammlung bestätigte Sachwalter Kebekus dankte dem Gläubigerausschuss, der in diesem Verfahren bereits zehn Mal getagt hat, für dessen kompetente Begleitung des Verfahrens. „Die nunmehr abschließend vorliegenden Angebote bieten den Gläubigern eine Quote, die deutlich besser ausfallen wird als die Alternative der Schließung aller drei Standorte der Marienhospital Münsterland GmbH. Rund 1.000 Arbeitsplätze zu erhalten und eine Transfergesellschaft für zwölf Monate anbieten zu können, ist letztendlich ein sehr anständiges Ergebnis.“

Kebekus wies auch darauf hin, dass in den kommenden Tagen und Wochen zügig die Herausforderungen zu meistern seien, „die jetzt vorliegenden Angebote noch vertraglich umzusetzen, die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft zu etablieren, die Abwicklung des Krankenhauses Emsdetten zu konzipieren und die künftige Nutzung der Immobilie in Emsdetten zu entwickeln“.
Die Gläubigerversammlung bestätigte auch die Zusammensetzung des Gläubigerausschusses.


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