Abschied und Aufbruch

Kaplan Ralf Meyer (von links), Pfarrer Clemens Döpker, Pfarrer Klaus Lunemann und Diakon Werner Gerling feierten mit dem Weihbischof die letzte Messe in St. Josef. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Gudrun Niewöhner

Greven

Greven (pbm/gun). Der Abschied fällt nicht leicht. Das lässt sich an den Gesichtern ablesen. Viele Grevener verbinden viel mit der St. Josef-Kirche. Das weiß auch Weihbischof Dr. Chris­toph Hegge. Deshalb sei es ihm schwer wie selten gefallen, nach den richtigen Worten für die Predigt zu suchen, gestand er am Sonntag (27. Januar) im letzten Gottesdienst vor der Profanierung.

Am Ende der Messe verlas Hegge im Auftrag von Münsters Bischof Dr. Felix Genn das Dekret, mit dem der Beschluss besiegelt wurde. Doch, betonte der Weihbischof, sei dieser traurige Tag auch ein Aufbruch: Nach dem Abriss werde an gleicher Stelle ein neues, multifunktionales Josefszentrum mit Kirchenraum entstehen. 

Der Weihbischof versicherte dem Kreis der Gemeindemitglieder, die lange für den Erhalt der Filialkirche gekämpft hatten, seinen Respekt. Er dankte aber auch den Gremienvertretern aus Kirchenvorstand und Pfarreirat, die kontroverse Diskussionen ertragen und ausgehalten hätten.

Hegge forderte die Grevener auf, ihre geistliche Heimat nicht alleine an einem Gebäude festzumachen: „Die Gemeinschaft der Menschen, die sich zum Gebet zusammenfinden, ist auch Heimat.“ Das Verbundensein durch den Glauben an Gott müsse die treibende Kraft sein. Der Weihbischof prognostizierte für die kommenden Jahre und Jahrzehnte einen weiteren Mitgliederschwund in der katholischen Kirche, der Veränderungen zur Folge haben werde: „Jeder von uns ist in dieser Situation gefragt, sich für Christus zu entscheiden und sich zu ihm zu bekennen.“ Er appellierte an die Verantwortung des Einzelnen, Meinungsverschiedenheiten anzunehmen und zu akzeptieren: „Wir sollten dankbar sein, dass wir einander haben – und gemeinsam in die Zukunft schauen.“

Als Münsterländer wisse er, wie schwer es den Menschen in der Region falle, sich auf Neues einzulassen: „Das entspricht nicht unserer Mentalität.“ Und dennoch bat Hegge die Gläubigen, nach vorne zu blicken – im Vertrauen darauf, dass „Christus in unserer Mitte ist; er ist die Quelle unserer gemeinsamen Freude.“ Die Gedanken des Weihbischofs nahm auch Pfarrer Klaus Lunemann auf: „Es braucht ein festes Haus, aber es braucht auch ein Haus aus lebendigen Steinen.“
Den ganzen Tag über hatten die Grevener Gelegenheit, noch einmal persönlich Abschied von der entweihten Josefskirche zu nehmen – und eine Kerze vor dem Relief des Schutzpatrons anzuzünden. Nachdem die Reliquien und auch das Josefsrelief in die Pfarrkirche St. Martinus gebracht worden sind, sollen Turm und Mauerreste von St. Josef in den kommenden Wochen abgetragen werden. Anschließend wird mit dem Bau des neuen Josefzentrums begonnen. In 14 Monaten Bauzeit sollen die neuen Pfarrheimflächen und der neue Kirchenraum fertig sein. Die Pfarrei plant die Weihe im Sommer 2020.

Die Pfarrei hatte sich für den Neubau eines multifunktionalen Josefszentrums entschieden, weil ein kleinerer und zeitgemäßer Kirchenraum mit angrenzenden Pfarrheimflächen sinnvoll erscheint. Zusammen mit der Bistumsleitung ist man übereingekommen, die 1951 und 1952 erbaute Kirche aufzugeben.

Weihbischof Dr. Chris­toph Hegge feierte den letzten Gottesdienst in der Grevener Josefskirche. Am Ende verlas er das Dekret des Münsteraner Bischofs Dr. Felix Genn zur Profanierung. Hegge machte den Gläubigen Mut: Dieser Abschied sei auch Aufbruch. Nach dem Abriss wird an gleicher Stelle ein neuer Kirchenraum gebaut. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Gudrun Niewöhner