Ein besonderes Prognosewerkzeug

Mitglieder aller Ratsfraktionen nahmen das Angebot an, sich im Grevener Rathaus über die Arbeit mit dem Bevölkerungsmodell der Hildesheimer Planungsgruppe zu informieren. Foto: Stadt Greven

Greven

Greven. Die Stadt Greven setzt bei der Stadtentwicklung, zum Beispiel für Planung und Ausbau von Kitas und Schulen, seit Kurzem auf ein besonderes Prognosewerkzeug, das sogenannte „Bevölkerungsmodell“ der Hildesheimer Planungsgruppe.

 

 

In einem Workshop im Rathaus konnten sich die Ratsmitglieder vor Kurzem über die Arbeit mit dem Modell informieren.

Größere Kommunen wie die Stadt Münster nutzen Prog­nosewerkzeuge zur Bevölkerungsentwicklung schon lange für ihre Zukunftsplanungen, kleinere Kommunen wie Greven bisher nur selten. Mit dem Werkzeug lassen sich auch Prognosen für einzelne Stadtteile errechnen. Diese können helfen, wenn Rat und Verwaltung entscheiden müssen, wann und wo zum Beispiel Schulen, Kitas oder auch das Kanalnetz aus- oder umgebaut werden müssen. „Je kleiner die Orte und Ortsteile sind, desto schwieriger wird jedoch die Prognose“, das stellte die Demografie-Beauftragte der Stadt Greven, Claudia Niemeyer gleich zu Beginn des Workshops klar. Denn hier haben schon geringfügige Veränderungen große Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung – und damit auch auf zukünftige Bau- oder Umbaupläne.

Wird ein Ortsteil in Zukunft geprägt von jungen Menschen und Familien oder von älteren Menschen? Wo lassen sich Trends der Ab- oder Zuwanderung erkennen? Solche Aspekte von Bevölkerungsentwicklung wollen Claudia Niemeyer und die Stadt mit dem Modell der Hildesheimer Planungsgruppe in Zukunft untersuchen. Dafür werde es allerdings eine gewisse Anlaufzeit im Umgang mit dem neuen Prognosewerkzeug brauchen.
„Man muss erst ein Gefühl für die Annahmen bekommen, die den Prognosen zugrunde liegen“, sagt auch Professor Thomas Hauff, der in Münster seit vielen Jahren für die strategische Stadtentwicklung zuständig ist und seine Erfahrungen im Workshop einbrachte. Hauff blickt in Münster auf mehr als 30 Jahre kleinräumiger Bevölkerungsprognostik zurück.

Je länger man mit einem Werkzeug arbeite, desto zutreffender würden die Ergebnisse, so Hauffs Einschätzung. Außerdem müsse man die Grundannahmen, mit denen man das Modell füttere, laufend überprüfen – und die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung mit den Prognosezahlen abgleichen. Denn es gebe Faktoren, die nur bedingt vorhersagbar sind und jede Vorausberechnung leicht über den Haufen werfen können.

Für Greven konnte Claudia Niemeyer im Workshop erste Prognoseergebnisse vorstellen: Legt man die Entwicklung der letzten drei Jahre zugrunde und unterstellt man weiterhin, dass sich dieser Trend durchschnittlich – mit zunehmender Dauer jedoch abgeschwächt – fortsetzt, könnte Greven bereits 2022 die Grenze von 40.000 Einwohnern überschreiten. Im Jahr 2028, so die aktuellen Ergebnisse, stellt sich bei einer Einwohnerzahl von 41.000 eine Sättigung ein. Diese Entwicklungsprognosen sind nach Einschätzung der Verwaltungsexperten aber noch mit Vorsicht zu genießen.

Man müsse erst weitere Berechnungen anstellen, wie sich beispielsweise die künftige Baulandentwicklung auf die Prognoseszenarien auswirken werde. An Lösungen für diese komplexen Annahmen arbeite man aber schon, stellte Matthias Herding, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung dar. Bei Prognosen sollte grundsätzlich „nicht mit der einen Zahl“ gearbeitet werden, sondern es müssten immer alternative Lösungen für verschiedene Wachstumsszenarien entwickelt werden: „Wenn das Szenario A nicht zutrifft, müssen wir den Plan B in der Tasche haben, wenn es anders kommt“, so Herding.

Mit Unterstützung des Bevölkerungsmodells arbeitet die Verwaltung aktuell an den Prognosezahlen für die Schulentwicklungs- und Kita-Planung. Die Ergebnisse aus dem Demografie-Monitoring werden aber auch fundierte Daten für viele andere Entscheidungen zur Stadtentwicklung Grevens liefern können.