Jahresbericht der Drogen- und Suchtberatung

Greven

Missbräuchlicher Umgang mit Alkohol ist und bleibt das Problem Nummer eins der Klienten in der Drogen- und Suchtberatung des Caritasverbandes Emsdetten-Greven. In gut 41 Prozent der betreuten Fälle im vergangenen Jahr ging es um dieses Thema.

 

Bei jüngeren Menschen ist ein problematischer Umgang mit Cannabis auf dem Vormarsch. Insgesamt 97 der 379 von der Beratungsstelle betreuten Menschen hatten 2014 mit diesem Thema zu tun. Das entspricht gut einem Viertel der betreuten Klienten. Insgesamt gab es 2014 1.600 Beratungsgespräche zu den unterschiedlichsten Themen. Zu diesen Ergebnissen kommt der Jahresbericht der Drogen- und Suchtberatung des Caritasverbandes.

„Zum Thema Alkohol suchen vor allem Menschen im Alter zwischen 35 und 55 Jahren unseren Rat“, sagt André Plagge, Teamleiter in der Beratungsstelle. Cannabis werde eher von jüngeren Menschen im Alter von 15 bis 30 Jahren konsumiert. Insgesamt suchen deutlich mehr Männer als Frauen Unterstützung in der Drogenberatungsstelle. Sie machen 65 Prozent der betreuten Personen aus. In der Behandlung von Alkoholabhängigen gewinnen ambulante Therapien an Bedeutung. „Betroffene gehen zunehmend in ambulante Therapieangebote, die dann über einen Zeitraum von sechs Monaten bis hin zu einem Jahr mit wöchentlichen Treffen von uns begleitet werden“, sagt André Plagge.

Angehörige

Intensiver als in den Vorjahren kümmern sich die Mitarbeiter der Beratungsstelle um Angehörige suchtkranker Menschen. Allein 70 Angehörige suchten im vergangenen Jahr Rat bei ihnen. „Wir merken, dass Angehörige von Betroffenen einen erhöhten Unterstützungs- und Beratungsbedarf haben“, sagt André Plagge. Auch die Substitution, also die psycho-soziale Betreuung von Heroinabhängigen, die unter ärztlicher Anleitung Ersatzstoffe erhalten, ist ein großes Thema in der Beratungsstelle. Allein 2014 wurden 61 Betroffene begleitet.

Tendenziell entwickelten sich digitale Medien wie Online-Spiele oder auch das Smartphone zu einem ernst zu nehmenden Suchtmittel. „Das zeigt sich aber weniger in der Beratung, sondern in der Präventionsarbeit, die wir in Schulen leisten“, so der Teamleiter.

Doch es gibt auch positive Tendenzen in diesem Zusammenhang: So zeigen Schüler zunehmend Bereitschaft, sich kritisch mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Plagge: „Sie haben die Risiken und möglichen Folgen eines missbräuchlichen Umgangs mit digitalen Medien besser auf dem Schirm.“ Dennoch geht die Beratungsstelle langfristig von steigenden Abhängigen-Zahlen in diesem Bereich aus.

Bewährt hat sich in der Suchtvorbeugung die Zusammenarbeit mit allen weiterführenden Schulen in Emsdetten und Greven. Dort bietet der Caritasverband seit einigen Jahren das Programm „check it“ an, um Jugendliche frühzeitig für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Suchtmitteln zu sensibilisieren. Rund 2.250 Adressaten hat die Beratungsstelle im vergangenen Jahr durch Präventionsveranstaltungen erreicht. In jeweils 13 Schulklassen in Emsdetten und Greven nahmen insgesamt mehr als 670 Schüler an der Unterrichtsreihe „check it“ teil.

Mehr MPUs

Deutlich zugenommen haben im vergangenen Jahr die Fälle, in denen die Beratungsstelle Menschen auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung, besser bekannt als MPU, vorbereitet, nachdem sie aufgrund von Suchtmittel-Missbrauch ihren Führerschein abgeben mussten. Um ihn wiederzuerlangen, wird die MPU behördlich angeordnet. Die MPU-Vorbereitung unter dem Dach der Beratungsstelle ist hierzu eine gute Basis und baue den Teilnehmern eine gute Brücke, sich mit ihrem Alkohol- oder Cannabis-Konsum auseinanderzusetzen, ist André Plagge überzeugt.