Fliegende Rehkitzretter

Gerettet! Dieses kleine Rehkitz konnte dank des Einsatzes der Rehkitzrettung mithilfe der Drohne gefunden und rechtzeitig vor dem Mähdrescher in Sicherheit gebracht werden. Foto: Rehkitzrettung Osnabrücker Land / Mark Honerkamp.

Ibbenbüren

Tecklenburger Land/Lienen (bsr). Drohnen haben ja manchmal einen schlechten Ruf – aber es geht auch anders: Marc Gerseker aus Lie­nen will mit dieser Technik Rehkitze vor dem Mähtod bewahren. Das Ganze bewerkstelligt er ehrenamtlich in seiner Freizeit.

Seit fast sechs Jahren betreibt Marc Gerseker Multikopterflug als Hobby. Als Kleinunternehmer fertigt er nebenberuflich seit nunmehr drei Jahren Luftbilder und Videos zum Beispiel zur Baudokumentation oder für Hausbesitzer an. „Wenn man sich etwas mit der Technik dieses Hobbys beschäftigt, ergeben sich immer mehr Einsatzmöglichkeiten“, so der Lienener. Mittlerweile ist die Wärmebildtechnik erschwinglich geworden. „Dies war der Grund, dass ich mich seit einiger Zeit mit dem Thema Rehkitzrettung beschäftige. In verschiedenen Internetforen wurde diskutiert und es wurden Hilfestellungen gegeben.“ In der Mahdsaison 2018 stand er häufig mit Sven Pots und Carsten Kemna von der Rehkitzrettung Osnabrücker Land in Kontakt und begleitete und unterstützte die Kollegen bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. 

Dabei sammelte Gerseker auch für sich wichtiges Wissen.

„In diesem Jahr starte ich allein die Kitzrettung Tecklenburger Land nachdem ich Ende letzten Jahres zum Teil aus Spenden und aus eigenen Mitteln vorfinanziert eine Drohne mit Wärmebildkamera und das benötigte Zubehör beschafft habe“, freut sich Gerseker auf seinen Einsatz als Rehkitzretter. Dank eines Spendenaufrufs im vergangenen Jahr sind mittlerweile fast 1.100 Euro an Spenden eingegangen. Die restliche Summe für das Equipment (Drohne mit Wärmebildkamera, Akkus, Ladegeräte, Funkgeräte, Monitore, Sendepulte, Transportkoffer, Versicherungen, Videobrille, Drahtkörbe zum Sichern der Kitze) in Höhe von rund 3400 Euro finanzierte Gerseker aus eigenen Mitteln vor, um in dieser Mahdsaison an den Start gehen zu können.

Schon 60 Kitze konnten gerettet werden

„Ich bin natürlich weiterhin auf Spenden und Unterstützung angewiesen, da diese ehrenamtliche Tätigkeit nicht von mir und meiner Familie allein getragen werden kann“, erklärt der Ehrenamtler. Aber er ist gerne bereit, in den ersten sechs Wochen der ersten Mahd seine Zeit zur Verfügung zu stellen.

Der von ihm vorfinanzierte Betrag soll aber möglichst weiter aus Spenden getilgt werden, da es sich um keinen eingetragenen Verein handelt und deswegen auch keine Spendenquittungen ausgestellt werden können.
„Ich hoffe durch Information zum Thema Mähtod möglichst viele Menschen zu erreichen, die sich mit einer Spende für das Tierwohl einsetzen oder auf Nachahmer, die es uns gleichtun“, wirbt der Tierretter weiter um Spendengelder.

Marc Gerseker beginnt in dieser Saison jetzt mit der Suche, daher hat er aktuell noch kein Kitz aufspüren können. „Im vergangenen Jahr war ich bei mehreren Terminen mit den Kollegen der Rehkitzrettung Osnabrücker Land mit im Einsatz, bei diesen Terminen konnten etwa zehn Kitze gerettet werden. Seit 2017 bewahrten die Kollegen fast 60 Kitze vor dem sicheren Tod.

Und so funktioniert die Rehkitzrettung

Normalerweise meldet sich der Landwirt, welcher eine Fläche mähen möchte, bei dem jeweiligen Jagdpächter und dieser meldet sich dann bei der Rehkitzrettung. Für einen Einsatz werden immer drei bis vier freiwillige Helfer benötigt, die die Retter am Boden unterstützen. Wird ein Kitz gefunden, hat der Helfer sich vorab mit armlangen Einweghandschuhen ausgestattet, um den artfremden Geruch nicht zu übertragen, und bringt das Kitz dann zum Beispiel in ein benachbartes Feld.

Die Kitzrettung Tecklenburger Land, die Rehkitzrettung Osnabrücker Land und die Rehkitz-Rettung-Sassenberg sind ehrenamtlich und für den Landwirt und Jäger kos­tenlos tätig und sehr gut vernetzt. So werden untereinander auch Hilfseinsätze übernommen, wen an dem betreffenden Tag im eigenen Umkreis kein Einsatz vorgesehen ist. Die Kitzrettung Tecklenburger Land ist hauptsächlich in Lienen und den Nachbargemeinden, welche in NRW und auch Niedersachsen liegen, tätig. Die Rehkitzrettung Osnabrücker Land ist im Landkreis und der Stadt Osnabrück sowie in angrenzenden Gebieten tätig und die Rehkitz-Rettung-Sassenberg ist vornehmlich im Kreis Warendorf und angrenzenden Gebieten tätig.

Findet die Drohne zuverlässig alle Rehkitze?

Die Drohnen werden von Hand gesteuert; es handelt sich um elektrisch angetriebene Multikopter. Die Wärmebildkamera nimmt Temperaturunterschiede auf, die dann als Wärmebild an den Monitor des Piloten und des Beobachters gesendet werden.

Auffällige Punkte mit höheren Temperaturen als die Umgebung werden dann durch die Jäger überprüft, indem die Drohne über diesem Punkt stoppt und ein Helfer sich unter das Fluggerät begibt. Es gibt natürlich auch Funde von Hasen oder Fasanen, diese flüchten jedoch unverzüglich, sobald sich der Helfer nähert.

Da die Kitze in den ersten Wochen keinen Fluchtinstinkt haben, bleiben diese an Ort und Stelle.

Verstärkung gesucht

„Die Teams in Sassenberg und die Rehkitzrettung Osnabrücker Land sind bereits komplett, einzig die Kitzrettung Tecklenburger Land ist mit mir als Einzelperson aufgestellt“, erläutert Marc Gerseker, der sich deswegen über ehrenamtliche Verstärkung freuen würde. Besondere Voraussetzungen seien nicht notwendig, man sollte sich aber der besonderen Einsatzzeiten und der ehrenamtlichen Tätigkeit bewusst sein. Wenn sich jemand einbringen möchte, kann er sich gerne unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder bei Marc Gerseker telefonisch unter 0174 / 9354746 melden.

 

Die Helfer (v.l.) E.-R. Hunsche, Friedel Klopmeier, Christian Kammann und Marc Gerseker als Pilot. Vorgestern (30. April) waren auch die Kollegen der Rehkitzrettung Osnabrücker Land zur Unterstützung in Lienen, es wurden insgesamt drei Kitze und zwei Fasanengelege gefunden. Foto: Rehkitzrettung