Leuchtendes Beispiel

Technik plus Intelligenz gleich Klimaschutz: Am Tage sind sie in Ruhestellung, bei Dunkelheit ohne Bewegung im Grundleis­tungsmodus – aber wenn ein Radler naht, fahren 34 Straßenleuchten am Wieskebrook (links am Fahrbahnrand zu sehen) abschnittweise und automatisch volle Kraft. Die Helligkeit folgt dem Bewegungsverlauf. Foto: Stadt Ibbenbüren / André Hagel

Ibbenbüren

Ibbenbüren. Mit dem Licht ist es so eine Sache. Schön, wenn es da ist. Aber wenn künstliches Licht ständig volle Leistung fährt, auch wenn das nicht nötig ist, geht viel Energie flöten. Vom Klimaeffekt ganz zu schweigen. Geht das nicht auch intelligenter?

Ja, es geht. Und in Ibbenbüren dient seit zwei Wochen eine intelligente Lösung für Licht an der Strecke als leuchtendes Beispiel dafür, wie man Aspekte von Verkehrssicherheit, kluger Energienutzung sowie Klima- und Insektenschutz gut unter einen Hut bringen kann.

Ortstermin am Wieskebrook. Nur auf den ersten Blick ist das 1,2 Kilometer lange Asphaltband, das sich zwischen Wilhelmstraße und Lauweg erstreckt, unspektakulär. Die Fahrradstraße wird nicht zuletzt von vielen Schülern aus dem Ortsteil Laggenbeck für ihre tägliche Tour genutzt und natürlich ebenso wie von allen anderen Radfahrern, die zwischen Innenstadt und Laggenbeck pendeln.
Mit der Umgestaltung des Wieskebrooks zur Fahrradstraße entstand bei der Stadt Ibbenbüren die Idee, an diesem Streckenverlauf für dunkle Tageszeiten eine Straßenbeleuchtung der intelligenten Art zu schaffen. Die jetzt installierte Anlage funktioniert dabei so einfach wie clever: Insgesamt wurde der Wieskebrook von der Stadt mit 43 neuen sogenannten Lichtpunkten ausgestattet. 34 LED-Leuchten wurden hierbei mit zusätzlichen Sensoren und Kontrollmechanismen bestückt, mit Bewegungsmeldern, die auf das Herannahen von Fahrradfahrern reagieren. Ohne Verkehr und somit Bewegung liegt die Leistung dieser 18-Watt-Leuchten bei lediglich 20 Prozent. Das sorgt für ausreichend Grundlicht. Nähert sich ein Fahrrad oder ein sonstiges Gefährt, geht die Leistung auf 100 Prozent hoch – und das abschnittweise, der Bewegungsrichtung entsprechend. Genauso fährt die Leistung in jenen Bereichen wieder auf 20 Prozent Grundleistung herunter, die der Passierende eben verlassen hat. Die Fahrsicherheit ist auf diese Weise ebenso gegeben wie Einsparungen von Energie und Kohlenstoffdioxid (CO2).

Schon die neuen LED-Leuchten an sich weisen ein enormes Sparpotenzial auf, wie Ludger Große Sundrup vom Facility-Management der Stadt Ibbenbüren vorrechnet: „Im Vergleich zu den Installationen bis vor wenigen Jahren, mit einer durchschnittlichen Anschlussleistung von zirka 56 Watt je Leuchte, wird durch die 18-Watt-Leuchten bereits grundsätzlich eine Reduzierung von 68 Prozent erreicht.“ 20 Prozent bewegungslose Grundleistung bei 34 Leuchten, das bedeutet gerade noch vier Watt je Einheit. Doch, das ist eine deutliche Einsparung.

Die städtische Innovationsinvestition an der Fahrradstraße von insgesamt 55.800 Euro kommt aber nicht nur den menschlichen Nutzern des Wieskebrooks zugute: Die Lösung gilt zudem als insektenfreundlich. „Insekten fühlen sich durch starke Lichtstrahlung an Strecken wie dieser belästigt“, weiß Marc Mindt von der Schréder GmbH. Das Stuttgarter Unternehmen hat im Auftrag der Stadt die schonendere Beleuchtung besorgt. Der Blick an den Rand des Asphalts zeigt: Rechts und links davon gibt es viel Grün. Und damit viele Insekten, die jetzt beruhigter sein können, weil ihr natürliches nächtliches Leben weniger durch künstliches Licht beeinträchtigt wird.

In Heidelberg ist das Beleuchtungssystem für den Ibbenbürener Wieskebrook erstmalig in Deutschland eingerichtet worden, vor knapp drei Jahren. Inzwischen macht es im Land die Runde. So ist die intelligente, bewegungssensible Straßenbeleuchtung auch in der Nachbarschaft, in Münster, aktuell in der Mache, dort sogar auf 28 Kilometern Strecke.

Und in Ibbenbüren? Ja, auch hier sind weitere Bereiche für eine intelligente Aufrüstung in Lichtfragen ins Auge gefasst, berichtet Ludger Große Sundrup. Er verweist auf den Fuß- und Radweg an der Mettinger Straße und das Baugebiet Permer Straße im Ortsteil Laggenbeck. Das Pilotprojekt vom Wieskebrook – es soll Schule machen. Weil sich Innovation durchsetzt. Klimaschutz auch.