Gut gerüstet mit „Rucksack Schule“

Roland Hennig (Schulleiter, h.l.), Kathrin Lehmer (Kommunales Integrationszentrum Kreis Steinfurt, h.2.v.l.) sowie Birgit Pötter und Andrea Balsmeier (beide Stadt Lengerich, h.3.u.4.v.l.) stellten mit der Kontaktlehrerin Jennifer Wortkötter (h.r.) und Hadice Nagis (Lehrerin des herkunftssprachlichen Unterrichts, v.r.) und der Elternbegleiterin Selma Bayar (v. Mitte) sowie den teilnehmenden Müttern jetzt ihr gemeinsames Projekt „Rucksack Schule“ vor. Foto: Kreis Steinfurt

Lengerich

Lengerich/Kreis Steinfurt. 75 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Grundschule Intrup in Lengerich haben einen Migrationshintergrund. 23 Nationalitäten sind in den Klassenzimmern der Klassen eins bis vier vertreten.

Die meisten Schüler haben die Herkunftssprache Türkisch – „Deutsch wird zu Hause in der Regel nicht gesprochen“, sagt Schulleiter Roland Hennig. Seit diesem Schuljahr ist die Grundschule nun eine der beiden Pilotschulen des vom Land finanzierten und vom Kommunalen Integrationszentrum Kreis Steinfurt (KI) begleiteten Sprach- und Elternbildungsprogramms „Rucksack Schule“. Das Projekt fördert die sprachliche Entwicklung der Kinder sowohl in der deutschen als auch in ihrer Herkunftssprache und bezieht gleichzeitig deren Eltern mit ein. Diese erhalten in einer Elterngruppe wöchentlich praktische Hilfen, wie sie die sprachliche Bildung ihrer Kinder optimal begleiten können. Die Projektverantwortlichen sind mit der Arbeit der Beteiligten voll zufrieden und hoffen, dass noch mehr Eltern mitmachen.

Förderprogramm für mehrsprachige Kinder

„Rucksack Schule“ ist ein ganzheitliches, von der Landesweiten Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren (LaKI) konzeptioniertes und vom KI durchgeführtes Programm zur Förderung mehrsprachig aufwachsender Kinder.
Rund 70 Schülerinnen und Schüler aller vier Jahrgänge unterrichtet die Lehrerin des Herkunftssprachlichen Unterrichts, Hadice Nagis, in insgesamt zwölf Unterrichtsstunden pro Woche an der Grundschule Intrup. Ihren türkischsprachigen Unterricht stimmt sie dabei thematisch mit Lehrerin Jennifer Wortkötter und deren Klassenunterricht ab – so können die Schülerinnen und Schüler ihren Wortschatz in beiden Sprachen miteinander verknüpfen: „Im Fokus des Projekts ‚Rucksack Schule‘ steht die balancierte und sys­tematische Entwicklung beider Sprachen“, erklärt Kathrin Lehmer vom Kommunalen Integrationszentrum Kreis Steinfurt. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 1 lernen im herkunftssprachlichen Unterricht etwa die Buchstaben, die vier Jahreszeiten, sie singen Lieder, erfahren aber auch mehr über deutsche Bräuche wie zum Beispiel über die Feiertage.

„75 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler sind in Deutschland geboren, wachsen aber nicht mit Deutsch auf. Daher ist die Förderung der Mehrsprachigkeit für unseren Stadtteil wichtig“, sagt Hennig. Darüber hinaus treffen sich Wortkötter und die türkischsprachige Elternbegleiterin Selma Bayar wöchentlich gemeinsam mit den Eltern der zweisprachig unterrichteten Schülerinnen und Schüler. Hier erfahren diese, welche Unterrichtsinhalte ihre Kinder bearbeiten, damit sie ihnen bei den Hausaufgaben unterstützend zur Seite stehen können – so wird die Thematik des Unterrichts auch Thema zu Hause. „Durch die regelmäßigen Treffen entsteht auch eine persönliche Beziehung zwischen uns als Schule und den Eltern. Davon profitieren wiederum die Kinder“, hebt Hennig die positiven Nebenwirkungen hervor. „Die Kinder sind begeistert und stolz, wenn sie merken, dass ihre Eltern über den Unterricht Bescheid wissen und helfen können. Das motiviert sie“, berichtet Bayar. Insofern ist „Rucksack Schule“ auch ein Elternbildungsprogramm.

Vor dem Hintergrund dieser bereits kurzfristig erzielten Erfolge wollen die Beteiligten weiter Werbung für „Rucksack Schule“ machen – in der Pausenhalle wollen sie ihre Arbeit präsentieren und andere Eltern neugierig machen. Denn der langfristige Erfolg hängt stark vom Engagement der Eltern ab. „Wir hoffen, dass das alles hier nur der Anfang ist, dass noch weitere Eltern mitmachen und das Projekt weiter gefördert wird – damit wir bald richtige Sprachprofis haben“, so Hennig.