Interkulturelles Lernen als Chance für die Entwicklung

Das Foto zeigt (v.l.): Nevria Velieva, Agata Mrczoka, Renata Vitalis, Nuriye Gün, Alla Flaum, Nese Erdagi und Andrea Balsmeier. Foto: Stadt Lengerich

Lengerich

Lengerich. „Rucksack Kita“ ist eine Kooperation des Integrationszentrums des Kreises Steinfurt, der Stadtverwaltung Lengerich und der AWO-Kindertageseinrichtung „Familienzentrum Münsterstraße“, die seit dem Jahr 2017 durchgeführt wird.

Das Rucksack-Projekt Bildungs- und Lernprogramm ist in den 80er/90er Jahren in Holland entstanden und wurde in mehreren Sprachen entwickelt. Das Programm richtet sich an Eltern mit internationaler Familiengeschichte und an ihre Kinder zwischen vier und sechs Jahren, die eine Kita besuchen. Die Anbindung an die Kita ist eine Bedingung für die Durchführung des Programms.

So treffen sich einmal wöchentlich die Teilnehmer der „Rucksack Kita“ im AWO-Familienzentrum an der Müns­terstraße 100. Neben dem allgemeinen Austausch werden auch die Themen des Programms, wie Körper, Familie, Kleidung und Bewegung besprochen. Nuriye Gün, ausgebildete Elternbegleiterin, leitet diese Gespräche, versorgt die Eltern mit notwendigen Materialien in ihrer Herkunftssprache und kümmert sich um die Kontakte zu den Mitarbeitern der Kita.
Die Kooperationspartner verstehen interkulturelles Lernen als Chance für die Entwicklung aller Kinder und Jugendlichen mit ihren Familien, die hier geboren, aufgewachsen oder zugewandert sind. In diesem Kita-Jahr haben sich zehn Eltern entschieden, an dem Programm teilzunehmen. Bei diesen wöchentlichen Treffen treten die Eltern mit anderen Eltern unterschiedlicher Kulturen, Weltanschauungen und Herkunftssprachen in Kontakt. Es findet ein reger Austausch über die eigene familiäre Geschichte, über die Erziehung der Kinder, über die Freizeit, über die kulturellen und religiösen Feste und vieles mehr statt.

Zu Hause spielen die Eltern mit ihren Kindern zu jedem Thema die Spiele aus dem Programm in der Muttersprache. In der Kita werden die Themen von den Fachkräften in der deutschen Sprache erarbeitet. Die Parallelisierung der beiden Sprachen ist der Grundstein dieses Projektes.

Agata Mroczko, eine der Teilnehmerinnen erzählt: „Die meisten Spiele und Übungen machen wir am Wochenende und in den Ferien, in der Woche sind viele andere Termine wie beispielsweise Fußball oder polnischer Unterricht.“ Eine andere Mutter, Nevria Velieva, berichtete: „Ich mache das Programm schon zum zweiten Mal mit. Die Wiederholungen bringen meinem Sohn sehr viel und er spielt es gerne!“ Die Teilnahme am „Rucksack-Projekt“ hat auch für die Eltern einen positiven Nebeneffekt: Die Eltern werden in ihren erzieherischen Kompetenzen gestärkt. Sie erleben Anerkennung und Wertschätzung, was sich positiv auf den Kita-Alltag auswirkt. Die Kontakte zu den Fachkräften der Kita werden dadurch gefördert und intensiviert. Die Eltern sind eher bereit, sich am Kita-Leben zu beteiligen und es dadurch zu bereichern. Eltern und Erzieher*innen gehen eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft ein.

Das bestätigte auch Nese Erdagi: „Ich habe drei Kinder, zwei gehen schon in die Schule. Alle drei beteiligen sich bei den Spielen des Rucksack-Projektes. Auch für mich als Mutter ist es gut. Zu Hause sprechen wir gemischt, in der Rucksack-Gruppe muss ich deutsch sprechen. So verbessere ich auch meine Deutschkenntnisse. Wir sind hier fast Freunde geworden, wir sprechen auch über andere Themen.“