Das Luther-Jahr

Ein zeitgenössisches Portrait Luthers aus dem Jahr 1529. Das Bild stammt aus der Werkstatt Lucas Cranachs des Älteren. Cranach lebte seit 1505 in Wittenberg und war mit Luther befreundet.

Ãœberregional

(hp). Alle Welt, und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, spricht in diesen Tagen vom Luther-Jahr, das im Jahr 2017 begangen wird. Genau genommen wird allerdings das „Reformationsjubiläum“ gefeiert, und unter diesem Motto steht dies Jahr. 

Das Reformationsjubiläum ist Höhepunkt und Abschluss der Luther-Dekade, die im Jahr 2008 eingeläutet wurde: Genau fünfhundert Jahre zuvor, im Herbst 1508, wurde der Augustinermönch Luther von seinem Orden zwecks Aufnahme eines Theologiestudiums nach Wittenberg versetzt – der in den folgenden Jahren wichtigsten Wirkungsstätte Luthers.

Die Luther Dekade

Die Luther-Dekade wurde in den Folgejahren von einer Reihe reformatorischer Themen bestimmt: Das Jahr 2009 stand unter dem Zeichen der 500 Jahre zurückliegenden Geburt Calvins, eines bedeutenden, von Luther beeinflussten Reformators der „zweiten Generation“.

Das Jahr 2010 gedachte des 450. Todestages Philipp Melanchthons, eines neben Luther ebenfalls bedeutenden deutschen Reformators.
Das Jahr 2011 stand dann unter dem Thema Reformation und Freiheit; das Jahr 2012 unter dem Thema Reformation und Musik; das Jahr 2013 war der Reformation und Toleranz gewidmet und das Jahr 2014 wurde bestimmt von dem Thema Reformation und Politik. Das Jahr 2015 stand unter dem Thema Reformation – Bild und Bibel und das Jahr 2016 unter dem Thema Reformation und die Eine Welt.

Das Jahr 2017 bildet nun den Höhepunkt der Lutherdekade. Anders als alle Lutherjubiläen vergangener Jahrhunderte wird es weltweit in zahlreichen Ländern gefeiert. Was im 16. Jahrhundert von der damals kaum 2.000 Bürger zählenden, sächsischen Kleinstadt Wittenberg ausging, veränderte nicht nur Deutschland, sondern auch Europa und schließlich die Welt. Aus diesem Grund sollen internationale Wanderausstellungen, Chorreisen, die Besetzung von Auslandspfarrstellen und Kongresse im Jahr des Reformationsjubiläums weltweit Akzente setzen.
Einer der Höhepunkte in Deutschland ist der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag vom 24. bis 28. Mai 2017 in Berlin und Wittenberg; hierzu werden bis zu 150.000 Dauerteilnehmer und bis zu 50.000 Tagesteilnehmer in Berlin erwartet. Zentrale Themen des Kirchentages sind Flucht und Migration sowie Zusammenhalt in Deutschland und Europa.
Feiertag im Oktober

Weiterer Höhepunkt und dieses Jahr einmalig ein bundesweiter Feiertag, ist der 31. Oktober 2017, dem Tag, an dem Luther der Überlieferung nach seine 95 Thesen gegen Missbrauch des Ablasses und insbesondere gegen den Handel mit Ablassbriefen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen haben soll – was geschichtlich allerdings nicht gesichert und belegt ist.

Überliefert ist allerdings ein eigenhändig von Luther verfasster und unterschriebener Brief mit Datum vom 31. Oktober 1517 an Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und damals ranghöchster, deutscher geistlicher Würdenträger; diesem Schreiben waren als Anlage die 95 Thesen beigefügt.

Luthers Hauptkritik: Der Ablasshandel

Unter dem „Ablass“ verstand (und versteht man noch heute) in der römisch-katholischen Kirche den teilweisen Erlass von zeitlichen Sündenstrafen, sprich dem Fegefeuer – nicht aber die Vergebung der Sünden selbst!
Bereits seit dem 12. Jahrhundert hatte die Kirche Ablässe gegen Geld verkauft. Luther selbst war kein grundsätzlicher Gegner des Ablasses. Wogegen er sich aber wandte, war der ausufernde Ablasshandel zu seiner Zeit: So diente die eine Hälfte der Einnahmen (ein Hauptkritikpunkt Luthers) ab dem Jahr 1506 dem Neubau des Petersdoms in Rom. Die andere Hälfte teilten sich zur persönlichen Bereicherung der Erzbischof Albrecht von Brandenburg und der jeweilige Ablassprediger. Um den Verkauf anzukurbeln, versprachen die Prediger nicht mehr nur die Verkürzung der Läuterung im Fegefeuer, sondern sogar den Kompletterlass – und das nicht nur für bereits begangene Sünden, sondern auch für zukünftige, noch zu begehende Sünden. Der direkte Einzug ins Paradies war möglich – und das sogar für bereits Verstorbene.

Ein Bild Luthers von 1522, ebenfalls von Lucas Cranach dem Älteren. Von Mai 1521 bis März 1522 hielt sich Luther unter dem Denk­namen „Junker Jörg“ auf der Wartburg versteckt.