Scheue Jäger der Nacht: Keine kleinen Ungeheuer

Je nach Art frisst eine Fledermaus pro Nacht 2.000 bis 4.000 Insekten. Seit 50 Millionen Jahren sind sie die einzigen Säugetiere der Welt, die zum aktiven Flug fähig sind. Es gibt 1.200 Fledermaus-Arten auf der Welt, wovon 25 Arten in Deutschland und 15 bis 16 Arten im Kreis Steinfurt leben. Foto: NABU

Überregional

Neuenkirchen/Wettringen. Am 11. April hatte der NABU Neuenkirchen/Wettringen eine Mitglieder und interessierte Personen zu einem Fortbildungsabend in die „Villa Hecking“ nach Neuenkirchen eingeladen. Insgesamt 35 Personen konnte der Sprecher Olaf Titlus begrüßen.

Manche Besucher hatten sogar ihre interessierten Kinder mitgebracht, die begeistert nach den Ausführungen an die beiden Experten viele Fragen stellten. Wolfgang Stegemann (Fledermausschutz im Kreis Steinfurt) und Klaus Schnippengerd (NABU-Fledermausexperte) standen als fachkundige Referenten zur Verfügung. Die Fledermäuse haben seit alters her die Fantasie der Menschen beflügelt. Sie sind geheimnisvolle Tiere mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Es gibt kaum eine andere Tierart, die so vielen Sagen und Mythen bedacht wurde. Auch heute noch empfinden viele Menschen diese lautlosen, nachtaktiven Flugkünstler als unheimlich. Aber die heimischen Fledermäuse sind keine Ungeheuer, sondern sie sind harmlose Insekten-Vertilger.

Die Flugtiere besitzen eine sehr dünne Flughaut als Tragfläche. Diese wird von den Armen, den extrem verlängerten Fingern und auch von den Beinen aufgespannt. Mit einem „Echolotungssystem“ nehmen sie ihre Umwelt erstaunlich gut wahr. Dazu stoßen sie für die Menschen nicht hörbare Ultraschallrufe aus, deren Echo ihnen ein Klangbild ihrer Umgebung vermittelt. Ihre Nahrung orten sie ebenfalls auf diese Weise und verständigen sich. Sie jagen ausschließlich Insekten wie Mücken, Nachtfalter oder Käfer. Pro Nacht nehmen die Fledermäuse ein Viertel ihres Eigengewichtes an Nahrung zu.


Wenn die Insekten wieder fliegen, suchen sie im März und April trockene Sommerquartiere auf. Während die Weibchen im Mai in größeren Kolonien (nach Arten getrennt) den Nachwuchs in den „Trockenstuben“ zur Welt bringen und diesen Großziehen (Wochenstuben), leben die Männchen als Single. Jedes Weibchen gebärt und kümmert sich um ein Einzelkind. Im Juli und August verlassen die Jungen die Wochenstuben und werden von den Weibchen angeleitet bis zum Umgebungswechsel in das Winterquartier. In den Monaten September und Oktober beginnt die Paarungszeit. Im Winter verkriechen sich die Insektenjäger in geschützte Bereiche.
Durch einen Winterschlaf überstehen sie die nahrungslose Zeit. Ihre Schlafplätze müssen somit frostfrei und störungsfrei sein. Damit die Fledermäuse während der Schlafzeit nicht vertrocknen, benötigen sie einen Raum mit hoher Feuchtigkeit. Manche Arten überwintern auch in großen Baumhöhlen (Totholz), auf Dachböden, in Mauerspalten, in Hausfassaden und angebotenen Fledermausquartieren. Am Rotenberge in Wettringen und an der Badeanstalt in Neuenkirchen gibt es einen Fledermausstollen. Einige
Arten bevorzugen auch Quartiere in den Bäumen.