Die Ems fließt wieder in ihrem alten Bett

Am Freitagnachmittag wurde der Ems-Altarm bei Hembergen reaktiviert. Zahlreiche Schaulustige verfolgten den Durchstich der letzten Barriere. Foto: Podszun

Emsdetten

Hembergen/Kreis Steinfurt (hp). Unter den Blicken zahlreicher Schaulustiger wurde am Freitagnachmittag um 14 Uhr die letzte trennende Barriere zwischen der Ems und dem renaturierten Ems-Altarm bei Hembergen durchstochen.

Das Projekt wurde durchgeführt im Rahmen des Ems-Auen-Schutzkonzeptes der Bezirksregierung Münster, das seit 1990 zwischen Warendorf und Rheine umgesetzt wird, mit dem Ziel, die ökologische Einheit von Ems-Auen und Ems wiederherzustellen.

In den 1930er Jahren war die Ems auf gesamter Länge in weiten Teilen begradigt worden, um durch die verminderten Uferlängen Ackerland zu gewinnen. So konnte bis unmittelbar an die versteilten und befestigten Ufer der Ems Landwirtschaft betrieben werden.  Negative Folgen waren erhöhte Hochwassergefahr, Tiefenerosion des Flussbettes und eine Verarmung der natürlichen Lebensräume.

Im Zuge eines Planfeststellungsverfahren zum Ems-Auen-Schutzkonzept hatte man sich im Jahr 2013 für die Anbindung des Altarmes bei Hembergen entschieden. Die Ems wurde damit in ein neues, altes, etwa 2.200 Meter langes Bett verlegt, das weitgehend dem Lauf des Altarmes folgt.

Das in den 1930er Jahren neu angelegte, begradigte Flussbett wurde mit einem Damm abgetrennt und wird dadurch nun seinerseits zu einem Altarm, der zukünftig nur noch bei Hochwasser durchströmt wird.
Der Anschluss des Altarmes ist ein weiterer von insgesamt 17 geplanten, sogenannten „Strahlursprüngen“, so werden solche Gewässerstrecken bezeichnet, die sich in einem nahezu natürlichen Zustand befinden.
Damit werden unter anderem die Lebensräume „Naturnaher Tieflandfluss“, „Auenwald“ und „Auenwiesen“ reaktiviert, erläutert die Bezirksregierung. Gefördert werden auch die für die Region typischen Fischarten wie Bitterling, Bachneunauge, Koppe und Steinbeißer sowie auch Vogelarten wie Uferschwalbe, Eisvogel, Pirol, Nachtigall und Kiebitz.

Darüber hinaus ist durch die Anbindung des Altarmes eine rund 4,5 Hektar große Insel entstanden, auf der es zukünftig keine Nutzung oder Eingriffe geben wird. Insgesamt betragen die Kos­ten der im Oktober 2016 begonnenen Renaturierung 4,8 Millionen Euro.  Im Zuge der Bauarbeiten wurden eine halbe Million Kubikmeter Boden bewegt.

Die Ems strömt nach dem Durchstich in ihr neues, altes Bett. Insgesamt wurde die Ems in ihrem Lauf durch die Renaturierung einen Kilometer länger. Foto: Podszun


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