Caritas kämpft um Schulpsychologische Beratung

Emsdetten

Der Caritasverband Emsdetten-Greven ringt um den Erhalt der Schulpsychologischen Beratung an den weiterführenden Schulen im Emsdettener Stadtgebiet. 

In einem Pressegespräch warnten Vertreter des katholischen Wohlfahrtsverbandes vor fatalen Folgen vor allem für Kinder und Jugendliche, wenn das Angebot unter Federführung des Caritasverbandes zum kommenden Jahr eingestellt werden sollte. Geschäftsführer Bernward Stelljes appellierte an die verantwortlichen Politiker im Stadtrat, ihr Vorhaben, den freiwilligen Zuschuss der Stadt für dieses Angebot zum neuen Haushaltsjahr zu streichen, zu überdenken. „Das Geld, das dadurch auf den ersten Blick eingespart wird, könnte an anderer Stelle doppelt und dreifach gezahlt werden müssen“, prognostizierte Bernward Stelljes.

Zum Hintergrund: Seit 1996 bietet der Caritasverband Emsdetten-Greven eine Schulpsychologische Beratung – aktuell in allen weiterführenden Schulen der Stadt – an. Die Stadt Emsdetten fördert diese Maßnahme mit einem Zuschuss in Höhe von 36.000 Euro im Jahr. Im Zuge von Sparmaßnahmen hat die Stadt die Streichung dieser freiwilligen Leistung angekündigt.

Detlef Eden, Fachbereichsleiter Hilfen für Eltern, Jugendliche und Kinder, unterstrich den präventiven Charakter der Schulpsychologischen Beratung. „Mit unserem Angebot können wir zeitnah und flexibel auf Probleme reagieren und somit in vielen Fällen ernsthafte Krisen vermeiden“, sagte er. Gerade angesichts eines tiefgreifenden Wandels von Familien einerseits und der Schullandschaft andererseits gewännen unterstützende Maßnahmen wie die fundierte Beratung durch eine Schulpsychologin zunehmend an Bedeutung.

Das belegt auch die Statistik des Caritasverbandes: Gab es im Bereich der unmittelbaren Hilfen im Jahr 2011 insgesamt 504 Kontakte, so waren es im Jahr 2014 insgesamt 564. 2011 registrierte die Schulpsychologische Beratung 60 Neuanmeldungen, 2014 waren es 87. Die Anliegen, mit denen sich Schüler, Eltern, Lehrer und Schulleitungen an die Schulpsychologische Beratung wenden, sind sehr komplex. „Das reicht von allgemeinen psychischen Belastungen über Ängste bis hin zu Lernproblemen“, skizzierte Schulpsychologin Gunhild Ortmeier. Außerdem machten Leistungsdruck, die Angst vor Überforderung, Probleme in den Klassen oder Schulverweigerung Schülern und den am System Schule beteiligten Personen zu schaffen. Gestiegen ist auch der Beratungsbedarf für Lehrer und Schulleitungen. Vor diesem Hintergrund bietet die Schulpsychologin Fortbildungen für Kollegien und bringt ihr Fachwissen in die konzeptionelle Ausrichtung der weiterführenden Schulen ein.

Welchen Stellenwert das Angebot in der Emsdettener Bürgerschaft einnimmt, zeigt die große Resonanz, die der Caritasverband in diesen Tagen erfährt. In einem Anschreiben hatte er sich an ehemalige Klienten gewandt und um Zusendung von Unterstützerbriefen gebeten. Innerhalb weniger Tage reagierten 86 Angeschriebene. „Zum Teil haben wir sehr persönliche Rückmeldungen bekommen“, beschreibt Detlef Eden. So habe eine Mutter davon berichtet, wie sehr die Schulpsychologin ihrem Sohn geholfen habe, wieder motiviert zur Schule zu gehen. Er zitierte aus dem Schreiben: „Der schulpsychologische Dienst setzt da an, wo Schule und Eltern das Kind oft nicht mehr erreichen. Diese Unterstützung darf nicht eingestellt werden!“. Andere Eltern hätten berichtet, wie wichtig gerade die zeitnahe Unterstützung für ihr Kind gewesen sei. Dazu heißt es in einem Brief: „Normalerweise läuft es nämlich so ab: In unserer Gesellschaft sind Wartezeiten für Kassenpatienten bei Kinderpsychologen bis zu einem Jahr durchaus üblich. Hätten wir diese Zeit abwarten müssen, hätte unser Kind sicherlich die Schule und damit seine Freunde verlassen müssen.“

Caritas-Geschäftsführer Bernward Stelljes möchte in der kommenden Woche noch einmal das Gespräch mit den verantwortlichen Politikern der Stadt suchen. Dazu hat er die Vertreter der einzelnen Fraktionen eingeladen. Gleichzeitig signalisierte Bernward Stelljes, dass auch der Caritasverband zu Zugeständnissen bereit sei. Aktuell erarbeite der Wohlfahrtsverband ein neues Konzept für die Schulpsychologische Beratung, das der Stadt in ihrem Wunsch nach Einsparungen entgegenkomme.


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