Kultur des Erinnerns

Das Licht der Osterkerze wird zu den Stelen getragen. Foto: Gemeinde Saerbeck

Emsdetten

Saerbeck. Der Volkstrauertag ist Anlass zu einer lebendigen Form des Erinnerns, die für das Leid der Mitmenschen sensibilisiert und aus der Impulse für eine aktive Friedensarbeit erwachsen können. In Saerbeck beginnt die Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag am Sonntag (18. November) um 10 Uhr mit dem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Georg.

Die Vereine und Organisationen werden eingeladen, mit ihren Fahnenabordnungen am Gottesdienst teilzunehmen. Symbolisch wird aus dem Gottesdienst das Licht der Osterkerze zu den Stelen des Mahnmals an der Emsdettener Straße getragen. Bürgermeister Wilfried Roos wird die Gedenkfeier einleiten. Die Ansprache zum Volkstrauertag hält in diesem Jahr Jens Effkemann, Regionalgeschäftsführer Westfalen-Lippe, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Die Gedenkfeier wird durch das Kolping Blasorchester musikalisch begleitet. Alle Saerbecker Bürgerinnen und Bürger sind zur Teilnahme am Gottesdienst und der Gedenkveranstaltung am Mahnmal eingeladen.

Der Volkstrauertag hat als Gedenktag eine lange Geschichte und einen damals ebenfalls sehr aktuellen Anlass: Er wurde durch den 1919 gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt.

Die erste offizielle Feierstunde fand 1922 im Deutschen Reichstag in Berlin statt. Der damalige Reichstagspräsident Paul Löbe hielt eine im In- und Ausland vielbeachtete Rede, in der der Gedanke nach Versöhnung und Verständigung – vier Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges – im Vordergrund stand. Einen einschneidenden inhaltlichen und ideologischen Wandel erfuhr der Gedenktag in der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. 1934 bestimmten die nationalsozialistischen Machthaber durch ein Gesetz den Volkstrauertag zum Staatsfeiertag und nannten ihn nun „Heldengedenktag“; er fand jährlich im März statt. Nach Gründung der Bundesrepublik wurde Anfang der 50er Jahre der Volkstrauertag in der ursprünglichen Ausrichtung erneut eingeführt und wird seitdem als ein besonderer Gedenktag für die Opfer beider Weltkriege und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft alljährlich im November begangen.

Die Vielzahl der seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit militärischer Gewalt ausgetragenen Konflikte in allen Teilen der Welt, denen Millionen Menschen zum Opfer fielen, und die aktuellen militärischen Konflikte, etwa der Krieg in Syrien, die Gewalt im Irak, in Afghanistan und in afrikanischen Staaten, zeigen, wie gefährdet Frieden zwischen Völkern und Kulturen ist. Frieden in der Welt hängt nicht nur von Abrüstung von Waffenbeständen ab, sondern auch von einer Verbesserung der Lebensumstände der Ärmsten. Armutsbekämpfung und Friedenspolitik stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Die Auseinandersetzung mit den Ursachen für Krieg, Gewalt, Terror und Armut ist Voraussetzung zur Gestaltung einer gerechteren Weltordnung und für ein friedlicheres Miteinander der Völker und Kulturen.


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