„Dem Wald geht‘s schlecht!“

Die Teilnehmer besuchten drei Orte, an denen verschiedene Bäume stehen. Foto: privat

Emsdetten

Saerbeck. In Zeiten des Klimawandels und nach zwei extrem trockenen Sommern geht es dem Wald schlecht. Wie schlecht, davon konnten sich jetzt die Teilnehmer des Energiestammtisches in Saerbeck ein Bild machen.

„Wenn sie im Teuto noch einen Fichtenwald sehen wollen, dann tun sie es jetzt – solange er noch steht“, umriss Georg Berkemeier die angespannte Lage. Aber zugleich machte der ausgewiesene Fachmann – Berkemeier ist Förster im Bereich Ibbenbüren-Tecklenburg – beim Energiestammtisch Hoffnung, dass der Wald die Klimakrise meis­tert: „Wir haben viel zu tun, aber wir kriegen das hin.“ Vor welchen Herausforderungen die Forstwirtschaft steht und aus welchen historischen Bedingungen der Wald im Münsterland erwachsen ist, machte Georg Berkemeier an drei Beispielen vor Ort klar. Zunächst machten sich die Teilnehmer auf den Weg zu einem Fichtenbestand unmittelbar jenseits des BEP-Geländes: Borkenkäferbefall hat diesen Wald in Totholz verwandelt, den Bäumen fehlt wegen der Trockenheit die Widerstandskraft, um sich gegen die Schädlinge zu wehren. „Die Fichte kommt am schlechtesten mit der Trockenheit klar“, erklärte Berkemeier. Entsprechend schlecht sieht es mit den Fichtenbeständen im Land aus.

Warum es überhaupt Fichten im Münsterland gibt, machte Berkemeier an der nächsten Station klar: Dem Heidegebiet Bertlings Haar. Die Heidefläche im Norden des Gemeindegebietes ist alles, was vom einstigen „Heidedorf“ Saerbeck geblieben ist. Bis in das 19. Jahrhundert prägte Heide und damit die Plaggenwirtschaft die Kulturlandschaft nicht nur in Saerbeck. Erst mit der Industrialisierung und dem erhöhten Bedarf an Holz, etwa im Bergbau, begannen Aufforstungen: Die vergleichsweise schnell wachsende Fichte wurde zum „Brotbaum“ der Forstwirtschaft.

Jetzt geht es darum, mit den Herausforderungen des Klimawandels fertig zu werden, so Berkemeier. Nicht nur aus forstwirtschaftlichen Gründen, sondern auch, weil Wälder ein wichtiger CO2-Speicher sind. Deshalb liegt die Zukunft in Bäumen, die mit trockenen Bedingungen besser klarkommen: Zum Beispiel die Eiche. Das dritte Exkursionsziel führte wieder in den Bioenergiepark, wo im Norden des Geländes geschädigte Kieferbestände durch Anpflanzung von Stieleichen ersetzt werden. Berkemeier: „Hier entsteht der Wald der Zukunft.“

Der Energiestammtisch zum Thema Wald im Wandel traf auf reges Interesse und war sehr gut besucht. Zu den Gästen zählte auch die Delegation aus Morris, der 5000-Einwohner-Stadt im US-Bundesstaat Minnesota, die im Rahmen des Austauschprogrammes Climate Smart Municipalities Saerbeck besuchte. Blaine Hill, City Manager der Stadt Morris, und Bryan Herrmann von Standort der der University of Minnesota in Morris, stellten die Klimaschutzbemühungen ihrer Stadt in einem kurzen Film vor und machten einmal mehr deutlich, wie wichtig das Vorbild Saerbeck ist. Bryan Herrmann: „Wir sind dankbar, dass wir vom Beispiel Saerbeck lernen dürfen.“


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