Emsdetten gegen Gewalt an Frauen und Mädchen

(v.l.): Alina Saak (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Emsdetten), Beate Harmsen (Ratsmitglied), Bürgermeister Georg Moenikes, Brigitte Knebel-Richter (Leiterin Fachdienst Strategie, Kommunikation, Interne Dienste der Stadt Emsdetten), Petra Gittner, Leiterin Jugendamt der Stadt Emsdetten.

Emsdetten

Emsdetten. Bürgermeister Moenikes und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Emsdetten, Alina Saak, haben am Montag (25. November) die Fahne gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am Rathaus gehisst. Am internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen betont Moenikes, dass Gewalt gegen Frauen in Emsdetten nicht geduldet wird.

Dabei ist Gewalt gegen Frauen Alltag in Deutschland, sagt Alina Saak. Jede Stunde wendet ein Mann Gewalt gegen eine Frau an. Jeden Tag versucht ein (Ex-) Partner, eine Frau umzubringen; jeden dritten Tag gelingt es ihm. 

In 2018 sind 140.755 Personen Opfer von Partnerschaftsgewalt geworden; über 81 Prozent waren Frauen. Betrachtet man die Opfer von sexualisierter Gewalt, sind dies zu 98 Prozent Frauen. Die Dunkelziffern zu häuslicher Gewalt und sexualisierter Gewalt werden um einiges höher geschätzt. Wenn von Gewalt gegen Frauen gesprochen wird, verharmlosen Begriffe wie „Beziehungstaten“ oder „Eifersuchtsdramen“ die gesellschaftliche Grundlage des Problems, betont Saak. Morde an Frauen werden oft unter „Trennungstragödien“ eingeordnet und als Totschlag eingestuft. Dabei ist die Ermordung einer Frau oder (Ex-) Partnerin nur der Höhepunkt von häuslicher Gewalt, und somit passieren Morde an Frauen nicht aus dem Affekt. Diese Fehleinschätzung von deutschen Gerichten bemängeln sogar die Vereinten Nationen.

Der Fachbegriff, der das spezifische Töten von Frauen beschreibt, lautet Femizid. Bei der internationalen Beteiligung an Entwicklungsarbeit setzt sich die Bundesregierung für die Arbeit gegen Femizide ein. „Femizide sind ein gesellschaftliches Problem. Männer bringen Frauen um, weil diese die Machtverteilung in der Beziehung infrage stellen oder aus der Beziehung ausbrechen.“
Hilfetelefon

Ein niedrigschwelliges Hilfsangebot ist die Nummer des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“. Unter der Rufnummer 08000 116 016 und über die Online-Beratung unter www.hilfetelefon.de können sich Betroffene, aber auch Menschen aus dem sozialen Umfeld der Betroffenen und Fachkräfte beraten lassen – anonym, kostenlos, barrierefrei und in 18 Sprachen rund um die Uhr.

Von den großen Gewaltdelikten gegen Frauen zu denen, die „frau“ im Alltag auf der Straße, bei der Arbeit oder in der Party- und Dating Szene regelmäßig begegnet: Sexuelle Belästigung. Jede zweite Frau gibt an, bereits einmal sexuell belästigt worden zu sein. Alina Saak hat diesen Monat die Kampagne „Luisa ist hier“ nach Emsdetten geholt – gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Rheine und der „Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt“ Rheine. Die Kampagne richtet sich an die Gastronomie und Veranstaltenden von Festen. Personen die von jemandem belästigt werden, können sich diskret an das Barpersonal wenden und fragen: „Ist Luisa hier?“ Das geschulte Personal hilft der betroffenen Person aus der Situation heraus, bringt sie in einen anderen Raum, holt gegebenenfalls die Jacke vom Tisch und ruft ein Taxi nach Hause.

Trotz sehr schwacher Resonanz bei den eingeladenen Betrieben betont Saak, die Kampagne in Emsdetten weiterzuführen und zu Beginn des neuen Jahres einen neuen Anlauf zu starten. Die Hürde, sich bei sexueller Belästigung Hilfe zu holen, ist für Betroffene weiter hoch. Saak erläutert: „Frauen ist zunächst einmal wichtig, aus der Belästigungssituation herauszukommen. Hier kann die Kampagne ,Luisa ist hier‘ helfen. Betroffenen wird immer noch das Gefühl vermittelt, für die sexuelle Belästigung mitverantwortlich zu sein. Das ist Quatsch: Die Verantwortung liegt bei den Menschen, die sexuell belästigen, nicht bei den Opfern oder Betroffenen. Betroffene müssen die Tat nicht erläutern oder rechtfertigen, warum sie Hilfe in Anspruch nehmen wollen“.

• Wer sich an der Kampagne „Luisa ist hier“ beteiligen möchte, kann sich gerne bei Alina Saak, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Telefon 02572 / 922-604, melden.


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