Über Sexismus zu sprechen, tut nicht weh

Die Frauen hinter der Veranstaltung und der Ausstellung: Miriam Heeke (Marketing Projekt Managerin Schmitz Textiles), Alina Saak (Gleichstellungsbeauftragte), Anna Schiff (Referentin), Yvette Schlüter (Sales Service Managerin Schmitz Textiles), Lucienne Bangura-Nottbeck (Kommunikationsberaterin les jumelles) Foto: Dan Schmitz

Emsdetten

Emsdetten. Über 50 Besucher nahmen an der Diskussionsveranstaltung zum Thema „Männlicher und weiblicher Sexismus“ in der Galerie Münsterland teil. Die Veranstaltung war Bestandteil der Ausstellung „Wolle & Weib? Ein textiler Diskurs“ der Schmitz textiles GmbH & Co. KG., die sowohl die Geschichte der Bauhaus-Frauen als auch die Geschichte der Frauen erzählt, die bei Schmitz textiles arbeiten.

Beide Generationen von Frauen verbindet die Kunst und die Technik, aber auch die Sichtbarkeit von Frauen sowie die Würdigung ihrer Arbeit.

So erläuterte Alina Saak, Gleichstellungsbeautragte der Stadt Emsdetten, dass sich vor rund 100 Jahren 60 Prozent Frauen zu den Lehrgängen am Bauhaus im ersten Jahrgang anmeldeten – ein Anteil, von dem technische und handwerkliche Branchen heute nur träumen können. Allerdings sei diese Anzahl in den Folgejahren aktiv eingedämmt und Frauen am modernen Bauhaus der Weberei zugewiesen worden. Somit ist für sie Sexismus genau der Punkt, der Frauen vor hundert Jahren mit Frauen von heute verbindet.

Für die Diskussionsveranstaltung hatten Yvette Schlüter, Sales Service Managerin, und Miriam Heeke, Marketing Projekt Managerin, von Schmitz textiles die AG Geschlechtergerechtigkeit mit ins Boot geholt, welche sich in diesem Jahr mit sexistischen Strukturen innerhalb der Gesellschaft und biografischen Erfahrungen mit Sexismus beschäftigt hat.

Gemeinsam wurde die Referentin Anna Schiff eingeladen, die mit ihrem Beitrag an diesem Abend die Komplexität des Oberbegriffs Sexismus herausstellte und Beispiele aus der AG Geschlechtergerechtigkeit anführte. Beispielsweise: „Mädchen die pfeifen und Hennen die krähen, sollte man beizeiten die Hälse umdrehen“ – ein Sprichwort, das verwendet wurde, wenn Mädchen angeblich „vorlaut“ wurden.

Auch wenn dieser Spruch der jüngeren Generation nicht mehr bekannt sei, so seien es doch die zunehmenden Beleidigungen und Androhungen von Gewalt, die Frauen erhielten, wenn sie in der Öffentlichkeit stünden und sich online politisch äußerten, so Sexismus-Referentin Schiff.

Neben weiteren Beispielen von Sexismus im Alltag stellte Anna Schiff ebenso die feministische Diskussion zu der Frage dar, ob Männer ebenfalls von Sexismus betroffen sein könnten. Auch wenn zunächst in unserer Gesellschaft Männer die Gewinner von patriarchalen Strukturen seien, zwängen diese Strukturen auch Männer in ein enges Korsett.

Der Druck, Geschlechterrollen zu erfüllen, betreffe auch Männer oder Menschen, die sich nicht in ein binäres Geschlechtermodell einteilen könnten.

Aussagen wie: „Männer weinen nicht“ oder „Männer müssen stark sein“ zwängen Jungen und Männer in ein starres Rollenbild, dem kein Mann entsprechen könne, so die Ansicht Schiffs. Stefan Ruholl, der Geschäftsführer von Schmitz textiles, zog sein ganz eigenes Fazit zum Beitrag von Anna Schiff: „Der Vortrag hat viele neue Denkanstöße gegeben und das Zuhören tat gar nicht weh“.

Die AG Geschlechtergerechtigkeit ist für alle Geschlechter geöffnet und trifft sich regelmäßig am ersten Montag des Monats um 18 Uhr auf Hof Deitmar. Interessierte sind herzlich willkommen.


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