Solidarität durch den Sozialfonds

Freuen sich über die Möglichkeiten zur Hilfe durch den solidarischen Sozialfonds beim Caritasverband (von links): Guido Gehrmann, Bernward Stelljes und Andrea Hirsch. Foto: Caritas

Emsdetten

Emsdetten/Greven/Saerbeck. „Aktive Solidarität von Mitarbeitern für Mitarbeiter“, so nennt Vorstandsmitglied Bernward Stelljes den Sozialfonds beim Caritasverbands Emsdetten-Greven.

Die Einrichtung, die sich aus gespendeten Mehrarbeitsstunden von Mitarbeitern finanziert, leistet rasche und unbürokratische Hilfe bei plötzlichen finanziellen Engpässen – und das seit 15 Jahren.

Wenn der alleinerziehenden Mitarbeiterin das dringend notwendige Auto kaputt geht, kann der Fonds in dieser kurzfristigen Notlage helfen, nennt Bernward Stelljes als ein Beispiel. Der Wasserschaden in der Wohnung, den die Versicherung nicht schnell genug reguliert; die ausbleibende, aber eingeplante Steuerrückzahlung; eine Insolvenz des Partners und auch andere akute individuelle Problemlagen: Das sind weitere Beispiele.
Seit Gründung des Sozialfonds haben 130 Mitarbeiter gespendet. „Die Idee kommt gut an“, bilanziert Bernward Stelljes. Gespendet werden kann durch Überweisung von Bargeld oder indem Mitarbeiter auf die Auszahlung von Überstunden verzichten und dieses Geld als Einlage dem Fonds zufließen lassen. Zusätzlich zahlt der Verband eigene Mittel ein.

57 Menschen, die beim Caritasverband arbeiten, wurden in den vergangenen 15 Jahren mit insgesamt 52.000 Euro unterstützt, als Darlehen oder Zuschuss, berichtet Guido Gehrmann. Er ist zusammen mit seiner Kollegin Andrea Hirsch Ansprechpartner für die Mitarbeiterschaft in Sachen Sozialfonds. Weil wohl jeder Mensch es als heikel empfindet, mit anderen und besonders mit Kollegen über finanzielle Schwierigkeiten zu sprechen, legen Gehrmann, Hirsch und Stelljes als Fondsverwalter größten Wert auf Diskretion.

„Wir sind keine Bank. Wir vertrauen bei Anfragen unseren Mitarbeiter“, erklärt Guido Gehrmann. Es gebe keine Vorlagepflicht für Kontoauszüge, keine Bedürftigkeitsprüfung, keine Schuldfrage. Entscheidungen treffe das Verwaltungstrio im Konsens schnellstmöglich binnen weniger Tage. Dieses Prinzip nach Treu und Glauben funktioniert, stellt Andrea Hirsch fest. Probleme bei der Abwicklung gebe es praktisch nicht. Für zinslose Darlehen vereinbare man in der Regel langfristige Rückzahlungen im Rahmen der Möglichkeiten des Empfängers. Auch habe sie nie den Eindruck gehabt, dass Anfragen unangemessen oder missbräuchlich waren. Abgelehnt werden nur wenige Anfragen, in Fällen, wo andere Formen der Hilfe sinnvoller sind, so Guido Gehrmann.

„Unterstützung aus dem Sozialfonds werde mal mehr, mal weniger angefragt“, berichtet Bernward Stelljes aus den 15 Jahren. Leer sei er dank der Spendenbereitschaft der Mitarbeiterschaft noch nie gewesen. „Wir haben als Caritasverband Klienten, die in Schieflagen leben. Der Sozialfonds richtet sich nach innen. Wir sind froh, dass wir eine solche solidarische Hilfe im Notfall für unsere 400 Mitarbeiter anbieten können“, so Bernward Stelljes. Auf diese solidarische Form der Mitarbeiterfürsorge seien mittlerweile auch andere Wohlfahrtsverbände aufmerksam geworden.


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