Katholische Kirche: Weiter so! gibt‘s nicht

Die katholische Kirche befindet sich in einem grundlegenden Veränderungsprozess – auch im Bistum Münster. Dazu zählen veränderte Lebensentwürfe und -einstellungen der Gesellschaft die mit neuen Fragen der Menschen einhergehen und auf die die Kirche Antworten finden muss ebenso wie die demografische Entwicklung. Ein „Weiter so!“ kann es nicht geben, das gilt auch für die Seelsorge. Die jetzt erschienene Veröffentlichung „Veränderungen gestalten. Zukunft der Kirche durch Abschied von Gewohntem“ des Diözesanrats des Bistums Münster widmet sich diesem Thema. Bild: Bischöfliche Pressestelle/ Jule Geppert

Emsdetten

Münster (pbm/jg). Die katholische Kirche befindet sich in einem grundlegenden Veränderungsprozess – auch im Bistum Münster. Dazu zählen veränderte Lebensentwürfe und -einstellungen der Gesellschaft die mit neuen Fragen der Menschen einhergehen und auf die die Kirche Antworten finden muss ebenso wie die demografische Entwicklung.

Ein „Weiter so!“ kann es nicht geben, das gilt auch für die Seelsorge. Die jetzt erschienene Veröffentlichung „Veränderungen gestalten. Zukunft der Kirche durch Abschied von Gewohntem“ des Diözesanrats des Bistums Münster widmet sich diesem Thema. Empfohlen wird, alles, was in einer Pfarrei angeboten wird, auf den Prüfstand zu stellen.

„Es ist gut und klug, alles auf den Prüfstand zu stellen. Man wird dann feststellen, dass man zwar auf so manches Althergebrachte verzichten kann, aber vieles Liebgewonnene auch zu Recht weiterführen oder sogar verbessern muss. Es sollte daher niemand Angst haben, den Prozess der Prioritäten und Posterioritäten anzustoßen“, sagt Dr. Frank Möllmann, Moderator des Diö­zesanrats.
Frank Vormweg, Hauptabteilungsleiter Zentrale Aufgaben im Bischöflichen Generalvikariat und vormals Seelsorgeamtsleiter ergänzt: „Ja, Vieles gehört auf den Prüfstand. Glaube wächst aus Erinnern, nicht aus Nostalgie. Altes hat dann weiterhin spirituelle Kraft, wenn es heute Glauben stärkt.“

„Die Arbeitshilfe soll Anregungen und Hilfestellung geben“, sagt Lisa Rotert, Geschäftsführerin des Diözesanrats und des Diözesankomitees im Bistum Münster. Es sei schwer, über Posterioritäten, also Dinge, die wegfallen, zu reden, weil sie nicht mehr geleistet werden könnten. „Die Arbeitshilfe“, betont sie, „versucht durch Beispiele und Fragestellungen mögliche Wege aufzuzeigen und zu ermutigen, sich auch schwierige Entscheidungen zu wagen.“
Prioritäten zu setzen, ist deswegen eine Herausforderung, weil die Konsequenz daraus ist, dass alles, was nicht zu den Prioritäten zählt, automatisch nachrangig ist“, erklärt Lisa Rotert.

Das ist eine Herausforderung, der sich auch die Absender der Broschüre bewusst sind.
Nichtsdestotrotz sagt Frank Vormweg: „Prioritäten zu benennen, zu sagen, was relevant ist für eine lebendige und ansprechende Kirche, hilft, zum Wesentlichen zu finden.“

„Entscheidungen zu Nachrangigkeiten sind mit Abschieden, unterschiedlichen Meinungen und auch Konflikten verbunden“, weiß Lisa Rotert. Das könne zu Auseinandersetzungen und auch Trauerprozessen führen. „Da will niemand gerne ran“, erklärt sie und Dr. Frank Möllmann fügt hinzu: „Bei allen Diens­ten und Angeboten einer Gemeinde sind immer auch Menschen beteiligt, die sich oft über einen langen Zeitraum mit Herzblut in diesem Bereich engagiert haben. Da kann es schnell als Kränkung oder Geringschätzung empfunden werden, wenn eine Pfarrei dann genau diesen Bereich als nachrangig einstuft.“ Die Sorge der Entscheider in einer Pfarrei rühre also auch zu einem Teil daher, die Engagierten nicht zu verprellen und so für die Mitarbeit in der Gemeinde zu verlieren. Veränderungsprozesse in Pfarreien begännen oftmals damit, dass man miteinander über den Glauben ins Gespräch komme, pflichtet Frank Vormweg bei. „Fragen wie ‚Was bewegt mich? Woran glaube ich? Was ist mir fremd?‘ stehen da am Anfang. So wird dann Schritt für Schritt deutlich, warum es mir wichtig ist, mich in der Kirche einzubringen.“

Augenmerk soll in dem Prozess in besonderer Weise auf diejenigen Gläubigen gelegt werden, die der Kirche eher fernstehen.

„Eine Schwierigkeit ist, dass Pfarreien viele Mitglieder nicht erreichen. Es gehen weniger als zehn Prozent der Mitglieder zu den Sonntagsgottesdiensten. Viele sind mit den Angeboten der Pfarrei, zum Beispiel der Kita, sehr zufrieden, aber sie wissen nicht, dass es ein kirchliches Angebot ist. Im Gespräch über die Prioritäten ist es wichtig, diesen großen, weitgehend unbekannten Teil einer Pfarrei in den Blick zu nehmen und in die Gespräche mit einzubeziehen“, gibt Frank Vormweg zu bedenken.

Das sei leicht gesagt, aber vor Ort sicherlich nicht einfach umzusetzen, ist er sich auch dieser Herausforderung bewusst. Bei einem solchen Prozess müssten Entscheidungen immer mit Blick auf die Situation vor Ort getroffen werden. Die Arbeitshilfe biete dazu Hilfestellung und zeige mögliche Wege und Kriterien für einen solchen Prozess auf.


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