Saerbeck. Gut 700 Menschen sind dem Aufruf Saerbecker Vereine und Institutionen am Sonntagnachmittag gefolgt. Die Ökumenische Flüchtlingshilfe hatte die Initiative im Dorf für diese Kundgebung gegen Rassismus und Ausgrenzung ergriffen. In den vielfältigen Redebeiträgen wurde übereinstimmend deutlich, dass Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft nicht toleriert werden dürfen.
Es sprachen neben dem Bürgermeister Dr. Tobias Lehberg Vertreter und Vertreterinnen der Vereine, der Flüchtlingshilfe und der Schülerschaft der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule. Über ihre politischen Parteigrenzen hinweg trugen die Ratsfraktionen von CDU, SPD, UWG und den Grünen eine gemeinsame Erklärung vor. Als Mitglieder eines demokratisch gewählten Gremiums appellierten sie: „Gehen Sie wählen! Denn Nicht-Wählen ist keine Lösung, sondern stärkt nur die Gegner der Demokratie. Jede Stimme für eine demokratische Partei ist eine Stimme gegen Extremismus.“ Stellvertretend für viele Bürgerinnen und Bürger Saerbecks sprach Lisa Vössing. Nach den rassistischen Vorfällen während des Karnevalsumzugs in Saerbeck fühlte sie sich zunächst machtlos und wandte sich mit einer E-Mail an den Bürgermeister. Diese habe den Stein ins Rollen gebracht und dazu geführt, dass sie an der Kundgebung aktiv teilnahm.
Sie ermutigte mit ihren Worten zu Zivilcourage: „Das mag sich zunächst ungewohnt und unangenehm anfühlen, aber: Auf Missstände hinzuweisen, ist nie bequem. Gleichzeitig gerade jetzt so wichtig!“ Auch Saerbecks Bürgermeister rief auf, klare Kante zu zeigen: „Saerbeck ist bunt – wir halten nicht den Mund.“ Er erteilte mit seiner Rede jedweder Form von Ausländerfeindlichkeit und Rassismus eine klare Absage: „Wer solche Parolen von sich gibt, der stellt sich auf die Seite derjenigen, die sich nicht an die Grundregeln unserer Gesellschaft halten. Diese Kräfte wollen ein anderes Deutschland und wollen auch ein anderes Saerbeck. Aber das lassen wir uns nicht gefallen!“ Eine beeindruckende Rede hielt Habtom Brhane, der seit 10 Jahren in Saerbeck lebt. Er erzählte von seiner Flucht vor dem diktatorischen Regime in Eritrea und dass er seine Eltern und seine Heimat oft vermisse. Aber gleichwohl sei er froh in Saerbeck mit seiner Frau und seinen Kindern in Freiheit und Frieden zu leben. Das Publikum war sehr bewegt von seinen Worten.
Der Kirchenchor St. Georg präsentierte zudem das Lied „Sehnsucht nach Frieden“, das das Motto der Kundgebung mit der Botschaft von der Macht der Liebe für den Frieden ergänzte. Zum Abschluss der Veranstaltung spielte das Kolping Blasorchester die Europahymne und setzt damit den Schlussakkord für Frieden, Freiheit und Solidarität.