Saerbeck. Franziska ist dort, wo sie von Anfang an hinwollte. Greta wollte etwas Neues ausprobieren. Zusammen lernen die beiden Neuntklässlerinnen seit dem Herbst die Arbeit in einer Kindertagesstätte kennen. Jeden Donnerstag sind sie statt im Unterricht im Neigungsfach Pädagogik zwei Stunden lang in der DRK-Kita Burg Funkelstein.
Franziska und Greta sind Teil eines neuen Gemeinschaftsprojekts ihrer Maximilian-Kolbe-Gesamtschule (MKG) mit dem Caritasverband Emsdetten-Greven, bei dem neben allen Kitas in Saerbeck auch die Offene Ganztagsgrundschule (OGS), das „Zentrum für Betreuung und Pflege am Badesee“ (Seniorenzentrum), die Tagespflege Haus Buck und die Wohnanlage Teigelkamp mitmachen. Für die zum Start 18 Schülerinnen und Schüler geht darum, sich auszuprobieren, um die Annäherung an verschiedene Berufszweige im sozialen Bereich, um das Sammeln praktischer Erfahrungen und das Entwickeln persönlicher Perspektiven.
Und klappt das? Franziska sagt Ja: „Ich konnte sehr viel in den Beruf reinschnuppern. Anfangs dachte ich, das ist nicht wirklich etwas für mich. Während des halben Jahrs in der Kita hat sich das geändert. Nach dem Abi könnte ich mir das jetzt schon vorstellen.“ Bei Greta sieht es ähnlich aus. Die zwei Praktikumsstunden pro Woche im sozialen Bereich mit viel Kontakt zu anderen Menschen würden helfen zu klären, ob man ein Büromensch sei oder nicht, meint sie. Auch Greta peilt zunächst die Oberstufe an. „Ich bin allerdings wohl niemand, der viel am Computer sitzen will“, weiß sie mittlerweile.
Die beiden Neuntklässlerinnen spielen und basteln viel mit den Kindern, machen manchmal auch ein bisschen Mathe, wenn die Kleinen wollen. Die erfahrenen Fachkräfte haben ihnen anfangs die Wassertropfen- und die Seifenblasen-Gruppe gezeigt, haben ihnen erklärt, worauf bei der Arbeit mit Kindern zu achten ist. Und dann ging es schnell mitten hinein, erinnern sie sich. „Die Schülerinnen sollten gut ankommen und dann ihre Ideen und Angebote entwickeln“, erklärt Kerstin Gräf, Leiterin der Burg Funkelstein. Bei der Frage, was die Kita von den Praktika hat, ist sie ganz offen: „Wir werden Franziska und Greta ja bald wieder ziehen lassen müssen. Aber wir erhoffen uns, dass ein Teil der Schülerinnen und Schüler nun vielleicht später Erzieher werden möchte – am liebsten bei uns.“
„Fachkräftemangel: Das geht allen Einrichtungen, die mitmachen, so“, stellt Christina Tuttmann fest, die sich für die Caritas um das Projekt kümmert. Sie lobt dabei das Engagement der Praktikumsstellen, die alle sofort zugesagt hätten und sich ins Zeug legen.
Der Unterricht im Pädagogikkurs läuft natürlich weiter. Zu Beginn des Schuljahres ging es darum, Bereiche der sozialen Arbeit in der Theorie kennenzulernen, Vorwissen zu erarbeiten. „Die Anwendung ist dann natürlich immer anders“, weiß Alexandra Goldenberg, die den Kurs als Pädagogiklehrerin betreut. Während des Praktikums geht es in den zwei weiteren wöchentlichen Pädagogikstunden unter anderem um Wochenberichte für die Portfolio-Mappe – am Ende gibt es ja ganz normal eine Note. Und um Theorie zur Praxis. Franziska und Greta haben zum Beispiel ein eigenes Spiel für die Kinder entwickelt.
Persönlich haben Beide bereits profitiert, finden sie. „Kinder haben einen freien Kopf, man lernt viel von ihnen“, präsentiert Greta als eine Erkenntnis. „Nach einem halben Jahr kann ich anders und besser mit Kindern umgehen“, findet Franziska. Beide heben ganz klar den Daumen, wenn es um eine Empfehlung für spätere Jahrgänge geht – Praktikum lohnt sich, ob in Kita, OGS oder Seniorenbetreuung.