Emsdetten/Greven. Erste Hilfe? Klar, ist bekannt. Es geht darum, Leben zu retten und zu erhalten. Letzte Hilfe? Das Fragezeichen muss aufgelöst werden. Mechtild Autermann kennt es von Menschen, die den Begriff zum ersten Mal hören. Die Referentin beim Caritas-Verband Emsdetten-Greven gehört zum Kreis der 78 ehrenamtlichen und zwei hauptamtlichen Kräfte des Emmaus-Hospizdienstes.
Sieben von ihnen vermitteln – überwiegend ehrenamtlich, teils hauptamtlich – in Letzte-Hilfe-Kursen Wissen zu den Themen Trauer, Sterben und Tod.
Dieses Engagement wurde am 22. September mit dem Ehrenamtspreis des Bistums Münster gewürdigt. Die Initiative hat den zweiten Preis zugesprochen bekommen. Letzte Hilfe – braucht man so etwas? Ja, denn: „Menschen sollen ermutigt werden, Schwerkranke und Sterbende zu begleiten,“ sagt Ulrike Lüttel. Gemeinsam mit Veronika Hoffmann koordiniert sie die Arbeit der Hospizgruppe. Die beiden hauptamtliche Mitarbeiterinnen sind ausgebildete Palliativ-Fachkräfte und wissen, wie schwer es vielen Menschen fällt, sich um Angehörige zu kümmern, die in der letzten Lebensphase sind. „Sie wollen helfen, wissen aber nicht, wie und ob sie das richtig können,“ sagt Ulrike Lüttel. Oft müssten Ängste genommen und Hemmschwellen überwunden werden.
Deshalb gibt es das Angebot des Emmaus-Hospizdienstes für Emsdetten, Greven und Saerbeck. Konkret: Ein Kurs, der sich aus vier Modulen zusammensetzt und darauf ausgerichtet ist, Sicherheit in der Begegnung mit Sterbenden zu vermitteln. Die Themen: Sterben ist ein Teil des Lebens, Vorsorgen und Entscheiden, Leiden lindern, Abschied nehmen. Jedes Modul dauert 45 Minuten, der Kurs wird an einem Tag absolviert. Zwölf bis 14 Personen nehmen teil, überwiegend Frauen. Die Kursinhalte sind geschützt und patentiert. Das „Kleine Einmaleins“ der Sterbebegleitung. Klingt salopp, bringt die Inhalte aber auf den Punkt. Zur Sensibilität des Themas gehört auch die Realität. Realität ist auch, dass die meisten Menschen in ihrer vertrauten Umgebung sterben möchten. Zu Hause. „Ziel ist es, die Lebensqualität sterbender Menschen in ihrer häuslichen Umgebung zu verbessern und Angehörige dort zu unterstützen“, heißt es in der Vorstellung des ambulanten Caritas-Hospizdienstes Emmaus.
Seit 1997 macht die Caritas das Angebot kostenlos, dreimal jährlich und auf Anfrage. „Damit erreichen wir nicht nur einzelne Interessierte, sondern auch Senioren-Einrichtungen und Betriebe, deren Mitarbeiter an Kursen teilnehmen,“ erläutert Klaus Wilp, Vorstand des Caritas-Verbandes Emsdetten-Greven. Die Teilnehmenden kommen aus unterschiedlichen Altersgruppen, aber mit derselben Motivation: Sterbenden zur Seite zu stehen. „Zuwendung ist das, was Sterbende am meisten brauchen“, betont Veronika Hoffmann. Es gehört ein bisschen Mut und Wissen dazu, Sterbenden die Hand zu reichen. Beides vermitteln die Letzte-Hilfe Kurse. Für viele Menschen sei es nicht einfach, über das Sterben als Teil des Lebens zu sprechen und auch über die Leiden, die gelindert werden könnten. In den Kursen wird deshalb nicht nur Wissen vermittelt, die Teilnehmer haben auch Gelegenheit, sich darüber auszutauschen, wie man Abschied nehmen und die eigenen Stärken und Grenzen wahrnehmen und erkennen kann.
Wenn Angehörige und Freunde der Meinung seien, sie könnten nur noch wenig oder nichts mehr tun, dann gebe es doch noch Einiges, was Lebensqualität schenken könne. Davon sind die Mitarbeiterinnen des Hospizdienstes nicht nur überzeugt, das wissen sie aus ihrer Erfahrung im Umgang mit Menschen, die in der letzten Lebensphase sind. Ein einfaches Beispiel: zuhören. Oder banal: die Mundpflege übernehmen. Auch über den Umgang mit Medikamenten vermitteln die Kurse wertvolle Infomationen.
„Kursabsolventen sind auch wichtige Multiplikatoren für die Gesellschaft.“ Das unterstreichen die beiden Palliativ-Fachkräfte. Bedeutet: Teilnehmende werden dafür sensibilisiert, sich ehrenamtlich zu engagieren. Und machen das dann.