Höherer Cannabis-Konsum

Im Jahresbericht 2016 zieht die Drogen- und Suchtberatung des Caritasverbandes Bilanz. Andreas Margner (l.) und Andre Plagge beraten Betroffene und deren Angehörige. Foto: Konermann

Emsdetten

Emsdetten / Greven / Saerbeck. Alkohol ist und bleibt das Suchtmittel, das in der Gesellschaft am häufigsten Probleme verursacht. Das zeigt auch der Jahresbericht 2016 der Drogenberatung des Caritasverbandes Emsdetten-Greven e.V. Doch auch Cannabis ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

In einem Viertel aller Beratungen ging es im letzten Jahr um den schädlichen Gebrauch oder eine Abhängigkeit von Cannabis. Was zudem auffällt: „Etwa ein Drittel aller Klienten mit problematischem Cannabis-Konsum war jünger als 21 Jahre“, sagt Andre Plagge, Teamleiter der Drogen- und Suchtberatung des Caritasverbandes. Insgesamt suchten 2016 mehr als 500 Menschen die Drogen-und Suchtberatung des Caritasverbandes Emsdetten-Greven auf.
„Cannabis ist auch für Jugendliche sicher deutlich leichter zu beschaffen als noch vor zehn, 15 Jahren“, hat Andre Plagge beobachtet. Auch Wirkstoffgehalt und die Wirkweise des Rauschmittels hätten sich verändert. „Wir haben es heute mit hochpotentem Cannabis zu tun.“ Eine offene Drogenszene wie in größeren Städten sei deshalb aber insgesamt weder in Emsdetten noch in Greven auszumachen. „Allerdings gibt es natürlich Orte, an denen sich Konsumenten gerne treffen. Einen offenen Drogenhandel können wir aber nicht bestätigen“, so Plagge.

In der Beratungsstelle des Caritasverbandes nahmen 2016 neben der Beratung Veranstaltungen und Angebote zur Vorbeugung von Abhängigkeit breiten Raum ein. „Sowohl die Städte Greven und Emsdetten als auch der Kreis Steinfurt unterstützen uns intensiv im Bereich Prävention und finanzieren zusammen fast eine ganze Stelle“, lobt Andre Plagge. So gebe es zum Beispiel in Emsdetten und Greven in allen weiterführenden Schulen Veranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themen wie Umgang mit Alkohol, Medien, Glücksspiel und natürlich auch Cannabis und Marihuana. Die Experten der Beratungsstelle informieren dabei nicht nur über Gefahren und Risiken der verschiedenen Suchtmittel. „Ziel ist es, Kinder und Jugendliche für solche Themen zu sensibilisieren, damit sie ihre eigene Haltung dazu erforschen und sich nicht so leicht von anderen Jugendlichen verführen lassen“, erklärt Andreas Margner von der Drogen- und Suchtberatung. Ausschließlich mit Verboten erreiche man wenig.

Dabei hätten sich die kritischen Einstellungen vieler Jugendlicher zu Drogen gar nicht grundsätzlich verändert, stellen die Experten immer wieder in ihren Präventionsveranstaltungen fest. Allerdings hätten soziale Netzwerke großen Einfluss auf junge Menschen. „Die Kommunikationswege sind heute über Handy und Internet viele schneller und direkter als vor 20 Jahren“, sagen sie. Außerdem würden heute Betäubungsmittel zum Beispiel als Kräutermischung oder Badesalz deklariert und in einer juristischen Grauzone über das Internet vertrieben.

Dabei sei der Umgang mit Drogen für junge Leute keinesfalls eine harmlose Jugenderfahrung. Andre Plagge: „Junge Menschen entwickeln nicht nur viel schneller eine Abhängigkeit. Schon gelegentlicher Cannabis-Konsum kann zur Folge haben, dass Jugendliche ihren Führerschein verlieren oder gar nicht erst zum Führerschein zugelassen werden, wenn sie zum Beispiel unter Rauschmitteleinfluss einen Unfall verursachen oder anderweitig polizeilich auffällig werden.“ Beim Thema Suchtvorbeugung spielen auch die Eltern eine Schlüsselrolle.

„Ihr Vorbild ist wichtig“, sagt Andreas Margner. Eltern hätten in der Regel ein gutes Gespür dafür, wenn etwas mit ihrem Kind nicht stimme. „Sie sollten dann ruhig das Gespräch suchen mit Schule, Schulpsychologie, Schulsozialarbeit oder anderen Eltern“, rät Plagge. Bei der Drogen- und Suchtberatung des Caritasverbandes finden sie kompetente Ansprechpartner für viele Fragen. „Schon ein Gespräch kann viel bewegen“, betont Plagge weiter. „Viele Eltern kommen leider erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.“


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