Der Deutsche Herbst

Dr. Wolfgang Kraushaar kommt von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Foto: privat

Greven

Greven. „Deutscher Herbst“ oder „Bleierne Jahre“, „Gewalt gegen Sachen“ und blutige Attentate mit über 30 Todesopfern: Zeitzeugen haben ihre ganz persönlichen Erinnerungen an die RAF, für die Jüngeren ist terroristische Bedrohung unmittelbar mit der Gegenwart verknüpft.

Der diesjährige Gedenktag am Gymnasium Augustinianum widmet sich am Freitag (24. November) ab 18.30 Uhr dem Phänomen des Terrorismus in Deutschland und nimmt dabei sowohl die Vergangenheit als auch die jetzige Situation in den Blick.

Eine Bevölkerung in Aufruhr, eine Bundesregierung, die in Bedrängnis gerät – die Rote Armee Fraktion, kurz RAF, versetzte die Bundesrepublik in den 70er Jahren mit ihrem Terrorismus nicht nur in einen regelrechten Ausnahmezustand, sondern lös­te heftige Kontroversen aus: Wie sollte man umgehen mit dieser Gruppierung, wie der neuen Form von Gewalt begegnen, ohne sich von rechtsstaatlichen Prinzipien zu verabschieden?

Dr. Wolfgang Kraushaar von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, aufgrund maßgeblicher Forschungsarbeiten wohl der Experte schlechthin auf diesem Gebiet, besucht das Augustinianum und wird im Rahmen des Abends einen Vortrag zur Geschichte der RAF halten. Dabei wird er auch auf den Aspekt der Radikalisierung der Täter eingehen und somit Fragen anschneiden, die bis heute relevant sind.

Terror – 1977 und heute

Denn über den bloßen 40. Jahrestag hinaus, als sich die Ereignisse im Herbst ´77 mit den Suiziden Ensslins, Baaders und Raspes sowie der Ermordung Schleyers dramatisch zuspitzten, lässt sich in der damaligen Entwicklung eine besondere Aktualität erkennen.

Auch heute sehen wir uns mehr oder weniger konkreter Gefahr terroristischer Gewalt ausgesetzt, nach wie vor ist umstritten, wie viel vorbeugende Sicherheit unserer Freiheit zuträglich ist. Mit dieser Thematik befasst sich im Anschluss an den Vortrag eine Podiumsdiskussion.

Dana Grunewald und Josef Hegerfeld, Schülerin und Lehrer des Gymnasiums, werden über Wolfgang Kraushaar hinaus Gäste befragen, die besondere Einblicke in den Umgang mit Terrorismus besitzen – sei es durch wissenschaftliche Studien oder praktische Arbeit, etwa in Präventionsprogrammen oder in der Auseinandersetzung mit Aussteigern aus der Salafisten-Szene.

Die Klassen und Kurse aus den Fachbereichen Geschichte, Sozialwissenschaften, Philosophie und Kunst haben relevante Fragen rund um das Thema Terrorismus/RAF in Form von Ausstellungstafeln, Film- und Bildmaterial aufbereitet. Dabei werden historische Wurzeln und Formen des Terrors ebenso veranschaulicht wie philosophische (Helmut ­Schmidts ethisches Dilemma) oder sozialwissenschaftliche (Einordnung und Bewertung linken Protests) Ansätze. Mitglieder des Leistungskurses Kunst haben sich Gerhard Richters Bilderzyklus „18. Oktober 1977“ angenommen und Ausprägungen des Terrors auf ihre Weise visualisiert. Der Eintritt ist frei.


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