Schüler im Theater

Goethe mal anders: Der Deutschkurs der 10. Klasse der Gesamtschule erlebte die „Leiden des jungen Werther“ in einer modernen Interpretation im Keller des Münsterschen Theaters hautnah.Foto: privat

Greven

Greven. Ein Deutschkurs der 10. Klasse der Gesamtschule wurde vom „Deutschbuch “ auf die Spur gebracht. „Liebe geht durch alle Zeiten“, so heißt Kapitel 5 des an der Gesamtschule eingeführten Lehrwerkes. Darin kann man am Beispiel von Roman­auszügen lernen, dass es so etwas wie „literarische Epochen“ gibt, in denen ein bestimmtes Thema, wie in diesem Fall das Thema „Liebe“, ganz unterschiedlich behandelt wird.

So sahen sich die Schülerinnen und Schüler des Deutsch E-Kurses auf einmal in der Lage, mit Klassikern der Weltliteratur konfrontiert zu sein und zu merken, dass so ein Herr Fontane oder ein gewisser John Wolfgang Goethe schon vor 100 beziehungsweise 200 Jahren durchaus Interessantes und heute noch Bewegendes zum Thema „Liebe“ zu sagen hatten und dies in einer jeweils sehr unterschiedlichen Sprache.

Da ist gelegentlich der zeitliche Abstand, der uns Heutige von diesen Werken trennt, doch deutlich zu spüren. Und trotzdem – die Zeitlosigkeit des verbindenden Themas macht es möglich, diese zeitliche Kluft zwischen uns und den Romanen zu überwinden. 

Eben dies gelingt auch der Inszenierung, die momentan an den Städtischen Bühnen in Münster läuft. Ein paar wirklich geniale Einfälle der beiden Dramaturgen, Barbara Bily und Peter Hägele, haben es geschafft, den 200 Jahre alten Briefroman eines unglücklich verliebten jungen Mannes ins Heute zu transportieren. Gleichzeitig wird „Goethe“ im O-Ton rezitiert. Über weite Strecken wird der Briefroman, zwar stark gekürzt, aber dramaturgisch intelligent verknüpft, wortwörtlich wiedergegeben.

Die drei Schauspieler liefern dabei eine überzeugende Leistung: Der „alte“ Werther und seine Lotte samt ihrem Angetrauten Albert erstehen zeitgemäß und jugendlich, trotz 200 Jahre alter Sprache, auf der kleinen – zu einem Camping Idyll reduzierten – Bühne.

Große Gefühle und Ideale im Spannungsfeld zwischen absoluter Leidenschaft und vernunftgeleiteter Verantwortung werden authentisch gespielt und landen so direkt in den Herzen der jungen Theaterbesucher. Was wünschen sich passionierte Deutschlehrer mehr?

So war es ein absoluter Glücksgriff, dass es der Lehrerin Frau Kappes rechtzeitig gelungen ist, das Kartenkontingent für eine Vormittagsaufführung im U2, einem kleinen Aufführungsraum im Untergeschoss des Kleinen Hauses, für zwei Deutschkurse der Gesamtschule zu ergattern.


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