„Geächtet“ im Bürgerhaus

Nathalie O’Hara spielt die Gastgeberin Emily, in deren Wohnung dann die Gespräche aus dem Ruder laufen. Foto: Susanne Sigl

Ibbenbüren

Ibbenbüren. Einem Dinner mit besonderem Konfliktpotenzial können die Zuschauer am Montag (5. März) ab 20 Uhr im Bürgerhaus beiwohnen: Ein Moslem, der seine Herkunft verachtet, ein Jude, der Political Correctness über alles stellt, eine aufgestiegene Afroamerikanerin im Karriere-Rausch und eine weiße Chris­tin, die der Kunst des Islams verfallen ist, treffen sich zum Abendessen. 

Doch auch äußere Einflüsse bleiben nicht aus bei diesem Dinner, das in der schicken Upper-East-Side-Wohnung von Amir und Emily stattfindet. Der Pakistani Amir ist Anwalt, die Afroamerikanerin Jory seine Konkurrentin in der Firma. Sie begleitet ihren Mann, den jüdi-schen Kurator Isaac, der sich zuvor Emilys Bilder angesehen hat und ihr an diesem Abend die frohe Nachricht überbringt, dass ihre Werke in seiner nächs­ten Ausstellung gezeigt werden. Der Abend gehört Emily.

Für ganze zwei Minuten. Danach beginnen die Diskussionen um Tradition, Glaube und Fundamentalismus. Wenn Amir erzählt, wie er an Flughäfen angestarrt wird, weil man in ihm immer einen Terroristen vermutet, oder Jory sich empört, dass Verschleierung der Frau das Individuum auslösche, fliegen harte Thesen durch die Luft. Und viele von ihnen schweben noch lange im Raum.

Nach und nach kommen die (Vor-)Urteile und Weltanschauungen der vier sehr unterschiedlichen Menschen in den Dialogen zum Vorschein und buchstäblich auf den Tisch. Zwischendurch reicht man Pfeffermühle und Brot hin und her. Als schließlich der Alkohol die Zungen löst, werden die Diskussionen hitziger. Amir begreift nicht, was seine Frau am Islam fasziniert. Er selbst sieht darin eine rückständige Stammes- und Wüstenkultur, die für ihn keine erstrebenswerte Lebensform darstellt.

Isaac, der die Argumente Amirs immer wieder beschwichtigt, wird von Emily angeklagt, überall Antisemitismus zu argwöhnen. Und dann dringt auch noch eine bittere Nachricht in die Runde: Jory ist befördert worden, obwohl Amir viel länger in der Kanzlei arbeitet als sie. Ist es weil…? Und warum stellt sich diese Frage überhaupt?

Die Auseinandersetzung mit gängigen Klischees über religiöse oder ethnische Zugehörigkeiten bestimmt dieses Stück, das viel mit den tragikomischen Theaterstücken von Yasmina Reza gemein hat. Mal subtil und witzig, mal nachdenklich, mal aggressiv – immer geht es darum, die eigene Meinung und Perspektive zu hinterfragen.

Bereits um 19 Uhr gibt es durch ein Ensemblemitglied der Schauspielbühnen Stuttgart eine kostenfreie Einführung in das Stück. Der Zugang zu Raum 131 im Goethe-Gymnasium ist über das Foyer des Bürgerhauses möglich.

Tickets zum Preis von 20 bis 26 Euro im Vorverkauf gibt es bei der Tourist-Information Ibbenbüren, bei der Schauburg Ibbenbüren sowie bei sämtlichen ProTicket-Vorverkaufsstellen und online unter www.proticket.de. Zudem gibt es an der Abendkasse Restkarten zu erwerben.


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