Ibbenbüren macht Front gegen den Eichenprozessionsspinner

Das darf man nur aus einem Sicherheitsabstand fotografieren: Mittels einer Hebebühne geht Colja Sperlich im Baum an den Eichenprozessionsspinner. Ein Kollege am Boden unterstützt ihn dabei.Foto: Stadt Ibbenbüren / André Hagel

Ibbenbüren

Ibbenbüren. Wenn Colja Sperlich dem Feind gegenübertritt, dann geht er kein Risiko ein. Grundsätzlich nicht. So auch nicht an diesem frühen Sommermorgen auf einem großen Rasenstück, das zur Sportanlage der DJK Arminia Ibbenbüren e.V. gehört. Sperlichs Körper steckt in einem Overall mit Kapuze.

Seine Hände schützen mit den Ärmeln verklebte Gummihandschuhe, Spezialschuhe die Füße. Durch den Helm mit abdichtendem Halsansatz und großem Visier wirkt er im Kopfbereich ein wenig wie ein Weltraumfahrer.

„Bei 30 Grad ist es hart, da drin zu stecken“, sagt Sperlichs Chef Tim Baranowski. Aber ohne all das – und weitere Ausrüstung im Wert von bis zu 10.000 Euro – würde der staatlich geprüfte Schädlingsbekämpfungstechniker seinen Mitarbeiter nicht in den Kampf ziehen lassen. Zu riskant. Colja Sperlich gehört zu einem Team von Spezialisten, das in diesen Wochen im Auftrag der Stadt Ibbenbüren Eichenprozessionsspinner bekämpft.

Für Baranowski, seinen Partner Marcus Römer und das Einsatzteam seines Unternehmens ist das, was sie seit einigen Wochen in Ibbenbüren ununterbrochen leisten, tatsächlich so etwas wie ein Fronteinsatz. Jeden Morgen erhalten sie vom Ibbenbürener Bau- und Servicebetrieb (BIBB) ihre Einsatzbefehle, inklusive luftbildgestützter Pläne, wo aktuell Eichenprozessionsspinner-Nester in Bäumen gefunden wurden und somit zu tilgen sind.

Die Einsätze abzuarbeiten, nimmt gut und gerne bis zu 14 Stunden pro Tag in Anspruch. „Was Mensch und Material betrifft, laufen wir gerade am Limit“, sagen Tim Baranowski und Marcus Römer, und man merkt den beiden an, dass sie nicht kokettieren. Zwei Dreieinhalbtonner mit Hebebühne, um bis zu 30 Meter hoch ins Geäst der Bäume zu gelangen, sind momentan permanent in Ibbenbüren im Einsatz, ein weiterer Wagen für Notfälle ist ebenfalls unterwegs. Reichen die Hebebühnen nicht aus, geht es eben kletternderweise weiter in den Baum, ran an den Feind.

Was Colja Sperlich und seine Mitkämpfer dort erwartet, ist brenzlig. „Am Bekassinenweg haben wir gerade 300 Nester am Tag erledigt“, schildern Baranowski und Römer. „Ein Baum wies dabei alleine über 45 Nester auf.“
Verkleben und absaugen, auf diese einfache Formel lässt sich das – im Detail natürlich doch kompliziertere – Verfahren der Eichenprozessionsspinner-Bekämpfung bringen. Das durch Absaugen gesammelte Nestmaterial wird in speziellen Anlagen als Gefahrgut verbrannt – bei Temperaturen über 1000 Grad Celsius.

In der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners folgt der BIBB einer Vorgabe des Landes Nordrhein-Westfalen. Priorität genießen sogenannte übergeordnete Straßenbereiche, also Hauptstraßen wie etwa die Osnabrücker Straße. Diese Zonen sind mittlerweile weitgehend gereinigt. Danach folgen die untergeordneten Straßen, Seitenstraßen somit. Die dritte Front bilden zum Beispiel Waldränder und Feldwege mit angrenzenden städtischen Flächen.
Warum diese Systematik? „Wesentliches Kriterium in der Bekämpfung ist der Aspekt, wie stark Bereiche von Menschen frequentiert werden“, erläutern BIBB-Leiter Markus Schäfer und sein Kollege Friedhelm Sprick, der beim städtischen Baubetriebshof zuständig ist für alles, was grün ist und wächst.

Manchen wäre es lieb, der BIBB schickte das beauftragte robuste Spezialkommando auch in ihren heimischen Garten, um dem Befall der Bäume den Garaus zu machen. Allein auf eigenem Grund und Boden sind die Bürger selbst für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners verantwortlich.  


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