Der Kontakt riss nie ab

Ingrid lebte ein Jahr lang bei ihrer Pflegemutter Lilo Haverkamp. Der Kontakt zwischen den beiden riss nie ab. Foto: privat

Ibbenbüren

Münsterland/Ibbenbüren. Sie lachen, blättern durchs Fotoalbum und erzählen Geschichten und Erinnerungen, die sie gemeinsam erlebten. Ingrid, 26, ist zu Gast bei Lilo Haverkamp, 75. Als Ingrid zehn Jahre alt war, lernten sie sich kennen. Lilo Haverkamp war damals eine Bereitschaftspflegemutter – zwischen 1999 und 2009 haben sie und ihr Mann insgesamt zwanzig Mädchen und Jungen bei sich aufgenommen.

Manchmal lebten mehrere Kinder gleichzeitig bei den Haverkamps. „Ich bin ursprünglich durch unseren Sohn dazu gekommen, der bei einer Jugendschutzstelle gearbeitet hat“, berichtet die ehemalige Pflegemutter. Später wechselte sie zur Bereitschaftspflege der Evangelischen Jugendhilfe Münsterland gGmbH.

Anfangs waren es noch Kinder bis zehn Jahre, später Säuglinge. Haverkamp: „Als ich älter wurde, war das Betreuen der Säuglinge für mich im Alltag einfacher. Mit ihnen im Kinderwagen konnte ich auch spazieren gehen.“
Ingrid kam gemeinsam mit ihrer Schwester zu den Haverkamps. Sie blieben ein Jahr. „Das war erst mal traurig für uns, als wir unsere Familie verlassen mussten. Aber hier wurden wir herzlich aufgenommen und lebten uns ganz schnell ein. Wir feierten Geburtstage, hatten Hobbys und machten Ausflüge“, berichtet Ingrid. „Es war ein ganz neues Erlebnis von Familie.“

Eine Erinnerung, die sie nach eigener Aussage nie vergessen wird, ist der Urlaub – der allererste Urlaub überhaupt für die beiden Mädchen. Die Haverkamps fuhren mit den beiden Mädchen an die Ostsee. Ingrid: Wir haben ein Meer gesehen, das war etwas ganz Spektakuläres.“

Gerne erinnert sich auch Lilo Haverkamp daran: „Das war wirklich ein schöner Urlaub!“ Im Fotoalbum dokumentieren zahlreiche Aufnahmen diesen besonderen Sommerurlaub.

Lilo hat als Bereitschaftspflegemutter auch mehrere leibliche Eltern ihrer Pflegekinder kennen gelernt. „Ich habe mit der Bereitschaftspflege erst angefangen, als ich schon älter war. Wenn ich die meist jungen Mütter traf, schienen sie froh zu sein, dass ich eher eine Art Oma war. Ich hatte den Eindruck, dass dadurch kein Konkurrenzgedanke bei ihnen aufkam und sie nicht befürchteten, dass ich ihnen ihr Kind wegnehmen will.“

Die Bereitschaftspflege ist für eine Übergangszeit. Manchmal können anschließend die Kinder wieder in ihrer Herkunftsfamilie leben, manchmal werden von der betreuenden Fachstelle andere Lösungen gesucht. „Wir wussten, dass die Kinder nicht lange bei uns bleiben würden. Man muss loslassen können, das gehört dazu.

Wenn man dann trotzdem später mal mitbekommt, dass sie sich gut entwickelt haben und es ihnen gut geht, war das auch für uns ein schönes Gefühl“, sagt Lilo. „Wenn ich jünger wäre, würde ich die Bereitschaftspflege sofort wieder machen.

Das war für mich eine Traumaufgabe, auch wenn es zwischendurch schwierige Momente gab.“ Nach dem Auszug bei den Haverkamps wohnten Ingrid und ihre Schwester in zwei unterschiedlichen Wohngruppen der Evangelischen Jugendhilfe Münsterland gGmbH. Sie blieben immer in Kontakt, besuchten sich regelmäßig und übernachteten beieinander. Auch der Kontakt zu ihrer Bereitschaftspflegemutter riss nicht ab. Die Schwestern trafen sich mit Lilo Haverkamp, um Zeugnisse zu zeigen oder von ihrem Leben zu berichten.

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