Der Dampfhaspel ist „Kohlekultur“

Für die meisten Besucher war im Abstimmungsprozess die Besonderheit der Technik des Dampfhaspels sowie seine große Bedeutung für die Weiterführung des Bergbaus in Ibbenbüren nach dem schweren Wassereinbruch von 1894 ausschlaggebend. Über dem Schacht 2 wurde ein Gebäude errichtet mit 1,4 Meter dicken Mauern, auf denen später der dampfbetriebene Haspel auf Schienen aufgesetzt wurde. Der Dampfhaspel transportierte über seine Seilwinde mit bis zu 30 Tonnen Zugkraft die Kolben, Röhren und Gestänge für die riesigen Dampfmaschinen und Pumpen durch den Schacht, die das Wasser wieder aus den Tunnelstrecken holen sollten. Nach der Pumpphase, die bis 1898 andauerte, schlief der Haspel einen Dornröschenschlaf. Seit 1986 ist der Haspel im Museum aufgebaut und wird mit Druckluft betrieben. Foto: Bergbaumuseum

Ibbenbüren

Ibbenbüren. Beeindruckend, imposant, faszinierend, herausragend: Die Besucher des Bergbaumuseums Ibbenbüren würden mit großer Mehrheit den Dampfhaspel retten, wenn morgen die Welt unterginge.

Mehr als 200 Besucher hatten sich beim Tag der offenen Tür am 4. November dieses Jahres an der Abstimmung des Kooperationsprojekts „Apokalypse Münsterland“ beteiligt. Die Technik dieser historischen Maschine ist eine Besonderheit und hat eine große Bedeutung für den Bergbau in Ibbenbüren. 

Noch viel spannender, die Maschine ist noch funktionsfähig. Das sogenannte „Schaulaufen“ fasziniert jeden Besucher. Mit lautstarkem Getöse und stampfendem Sound der Kolben ein echter Hingucker und „Hinhörer“. Insbesondere, wenn die Gäste selbst unter Anleitung der ehrenamtlichen Mitarbeiter des Museums als „Haspelfahrer“ in Aktion treten dürfen. Die Abstimmung war eindeutig: Der Dampfhaspel ist so besonders, weil es die älteste, noch funktionierende Maschine des Bergbaumuseums und des Bergwerks ist. Er dient heute als Kulisse unter anderem für musikalische Events mit einer auf die Konstruktion gesetzten Bühne.

Ab Januar wird der Dampfhaspel nun von Studenten der FH Münster, Fachbereich Architektur (Münster School of Architecture, MSA) digitalisiert und virtuell in Szene gesetzt. Im Sommer 2019 tourt er dann in digitaler Form gemeinsam mit 27 ausgewählten Kulturgütern anderer Museen in einem Container durch die Region. Ziel des Projekts „Apokalypse Münsterland“ unter der Projektleitung des Münsterland e.V. ist es, dass die Besucher neue Formen der Interaktionen in und mit Museen ausprobieren können und so ihr Interesse an heimischer Kultur gefördert wird. Die Museen selbst können durch das Projekt neue, digitale Methoden der Wissensvermittlung und der Einbindung der Besucher testen und durch die münsterlandweite Kooperation ihre Sichtbarkeit erhöhen.


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