„Geschenkte Zeit“ für wertvolle Augenblicke

Ibbenbüren

Wenn Hermine Lempert einen Wunsch für das Haus Waldfrieden frei hätte, dann würde sich die Haus- und Pflegedienstleiterin der Schwerpunkteinrichtung für demenziell erkrankte Menschen unter dem Dach der Caritas-Altenhilfe sicher mehr Personalstunden wünschen. Zumindest vorübergehend ist dieser Wunsch für sie und die 40 Bewohner von Haus Waldfrieden in Erfüllung gegangen.

Im April bescherte das Projekt „Geschenkte Zeit“ der Einrichtung 210 zusätzliche Personalstunden – und damit viele wertvolle Augenblicke. Ermöglicht wurde dieses Zeitgeschenk durch eine Fortbildung der drei Betreuungsassistenten der Einrichtung. Seit Jahresanfang sieht der Gesetzgeber eine spezielle Qualifizierungsmaßnahme für Betreuungsassistenten in Altenhilfeeinrichtungen vor. Rund acht Wochen lang haben sich Marion Böhmann, Jürgen Strecke und Gabriele Thomann, die allesamt bisher schon im Haus Waldfrieden tätig waren, in Theorie und Praxis fortgebildet.

Und weil gut 210 Praxisstunden in der heutigen Altenhilfe ein echtes Zeitgeschenk sind, spiegelte sich das auch im Namen des Praxisprojektes der drei Mitarbeiter wider. Unter dem Motto „Geschenkte Zeit“ sorgten sie für viele besondere Momente für alle Bewohner von Haus Waldfrieden. „Zur Fortbildung gehörten ganz unterschiedliche Themen“, sagt Gabriele Thomann.
„Auch sonst kümmern wir uns hier im Hause zum Beispiel sehr um bettlägrige Menschen. Aber nun hatten wir noch intensiver Zeit“, sagt Jürgen Strecke begeistert. Besonders beeindruckt hat ihn eine Malstunde mit einer Bewohnerin, die in ihrer Alltagskompetenz schon sehr eingeschränkt ist. „Sie hat mit so viel Freude mit den Fingern gemalt und hat sich so gefreut, dass sie das kann“, so der Betreuungsassistent. „Diese Zeit war auch für uns gut“, zieht Marion Böhmann Bilanz. Denn so hätten sie und ihre Kollegen einfach ausprobieren können, was sie in Zukunft in ihrem Alltag als Betreuungsassistenten einsetzen können.

Welchen Stellenwert ein so intensives Projekt für die Bewohner hat, rechnet Hermine Lempert vor: Für jeden Bewohner mit eingeschränkter Alltagskompetenz stünden monatlich 100 Euro für Betreuungsleistungen zur Verfügung. Davon müssten sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse bezahlt und Zeiten für die Dokumentationspflicht abgezogen werden. „Insgesamt bleiben dann vielleicht drei oder vier Stunden je Bewohner pro Monat übrig“, so Hermine Lempert. „In diesen drei Wochen hatten wir einfach einmal 210 Stunden für unsere 40 Bewohner zur Verfügung.“ Mit spürbaren Folgen für die betreuten Menschen. So hätten auch schwer demenzielle Bewohner auf viele Dinge reagiert und manch vergessen geglaubte Fähigkeit gezeigt.

Auch die Betreuungsassistenten haben viel aus der Projektarbeit gelernt. Das Wichtigste bringt Jürgen Strecke auf den Punkt: „Wir haben durch das Projekt einmal mehr erfahren, dass der Beruf des Betreuungs­assistenten einer ist, der Menschen sehr viel Freude bringt.“


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