„Ich stehe zu St. Hedwig“

Symbol-Foto: pixabay

Lengerich

Tecklenburg-Leeden. Kein Blatt vor den Mund nahm Pfarrer Peter Kossen als Gastredner am vergangenen Freitag beim Altherren-Club in Leeden. Das Kerngeschäft der Kirche sei, notwendiger als bisher, das Glaubensgespräch zu den Menschen zu suchen, so der Geistliche.

Unter Beifall begrüßte Wilfried Brönstrup den leitenden Pfarrer der Katholischen Kirchengemeinde Seliger Niels Stensen, Peter Kossen, im Stiftshof. Nach dem traditionellen Weggeessen der sehr zahlreich erschienenen (auch neuen) Mitglieder, referierte der Pfarrer – zuständig für Lengerich, Ladbergen, Kattenvenne, Lienen, Tecklenburg und Leeden – zum Thema „Zwischen Glaubensgespräch und Sozialpolitik“.

Ausführlich ging Kossen auf die Zukunft der katholischen Kirche St. Hedwig ein, die 1961 ursprünglich als Übergangskirche gedacht war, die später ein Massivbau ersetzen sollte. Würde die Kirche geschlossen oder gar abgerissen, sähen die Leedener dieses als einen großen Verlust an. Schließlich lebe die Kirche von Ehrenamtlichkeit und sei innerlich und äußerlich gut erhalten. Außerdem sei St. Hedwig die noch einzige erhaltene Notkirche im gesamten Münsterland und könnte vielleicht deshalb als „Weltkulturerbe“ erhalten bleiben.

Wie sich jedoch das Bistum Münster entscheiden würde, fielen plötzlich teure Reparaturen an, diese Frage vermochte auch Peter Kossen nicht zu beantworten.

Deutlich machte er aber, auch wenn zwei Kirchen in Leeden bei 2.600 Einwohnern vorhanden seien: „Ich stehe zu St. Hedwig!“ Das hörten die Herren natürlich gerne, auch unter dem Aspekt der in Leeden gepflegten Ökumene zwischen den beiden Kirchengemeinden. Im Anschluss führte Pfarrer Kossen aus, dass das Glaubensgespräch „Kerngeschäft“ sei. Pfarrer seien „frei schaffende Künstler“ und stets ansprechbar. Die Glaubwürdigkeit des Glaubens zu vermitteln, das sei im heutigen Beziehungssys­tem angesagt. Auf die sogenannten „Wutbürger“ sei zu hören und sie im Gespräch zu beteiligen. Die Kirche sei Weltkirche und keine ausschließliche lokale Angelegenheit.

Zum Thema „Abriss von Kirchen“ führte der engagierte Geistliche aus, dass 90 Prozent der Kirchenmitglieder nicht mehr in die Kirche gingen, sich aber aufregen, wenn eine Kirche abgerissen werden soll. Offenbar fühlen sich diese Menschen dennoch mit der Kirche verbunden. Deshalb solle die Kirche die „Willkommenskultur“ weiter pflegen. Die Identität der Kirche müsse erkennbar bleiben.

Auch das Thema „Lohnsklaverei“ sprach Peter Kossen an. Ein Gebiet, das dem Pfarrer noch immer am Herzen liegt. In früheren Predigten hatte der Geistliche gegen Billiglöhne, Missstände bei Werkverträgen, Zeitarbeit und Unterbringung ausländischer Leiharbeiter gewettert. Deshalb wurde er seinerzeit sogar persönlich bedroht. Im Juni 2013 war Kossen wegen dieser Thematik Gast in einer Talkshow von Günther Jauch. Aus diesem Grund könne nur gelten: „Gleiche Arbeit – gleicher Lohn“.

Die Altherren dankten durch anhaltenden Applaus für diesen sehr engagierten Vortrag mit viel Detailkenntnissen aus dem täglichen Leben.


Anzeige