Gertrud Stab übernimmt ehrenamtlich Begräbnisdienste in Lengerich

Gertrud Stab wird künftig als Ehrenamtliche Begräbnisdienste in der Lengericher Pfarrei Seliger Niels Stensen übernehmen. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Gudrun Niewöhner

Lengerich

Lengerich. Die „Lust am Leben“ sei ihre Motivation, sagt Gertrud Stab. Die 74-jährige Lengericherin sprüht vor Energie und Leidenschaft, wenn sie aus ihrem bewegten Leben erzählt. Tod und Trauer gehören dazu.

Gertrud Stab und ihr Mann haben ein Kind verloren: „Das Schlimmste, was einem passieren kann.“ Mit ihren eigenen Erfahrungen hilft sie anderen, leitet eine Trauergruppe. Doch nicht genug: Um künftig auch Begräbnisse leiten zu dürfen, hat die Lengericherin an einem Ausbildungskursus für Ehrenamtliche teilgenommen, den das Bistum Müns­ter zum zweiten Mal angeboten hat.

Der Glaube hat für Gertrud Stab eine große Bedeutung. Schon lange beschäftigt sich die pensionierte und trotzdem weiter beruflich eingebundene Musikschullehrerin mit theologischen Fragen. Sie engagiert sich in der Pfarrei Seliger Niels Stensen. „Menschen zu helfen, bei ihnen zu sein, wenn sie einen Angehörigen oder Freund verloren haben, ist ein zutiefst christlicher Auftrag“, erklärt Getrud Stab ihre Motivation.

Die Oma von zwei Enkelinnen möchte für die da sein, die zurückbleiben. Sie möchte ihnen Hoffnung geben, aber nicht missionieren: „Ich nehme die Menschen ernst, so, wie sie sind und da, wo sie stehen.“ Weil sie sich selbst als Suchende erlebt, fühlt sie sich denen besonders verbunden, die kirchenferner sind.

Seit dem vergangenen November hat ihr Ausbildungskurs mehrere Modul­einheiten zu verschiedenen Themen absolviert. Neben dem theologischen Grundwissen, das ihnen vermittelt wurde, haben die Ehrenamtlichen Trauergespräche und Grabreden geübt. „Jede Situation ist anders“, weiß Gertrud Stab. Es gibt tragische Sterbefälle – und solche, bei denen der Tod eine Erlösung ist. Die Laien im Begräbnisdienst haben gelernt, sensibel zu reagieren, Emotionen der Angehörigen wahrzunehmen und auf die Trauernden einzugehen. „Zuhören, das ist für viele das größte Geschenk“, weiß die Lengericherin aus vielen Gesprächen. Und das kann sie, wie andere ihr immer wieder spiegeln: „Manche behaupten, ich hätte ohne Ende Geduld.“ Ein Kompliment, das Gertrud Stab dankbar annimmt.

Der neue Dienst wird oft aber auch Herausforderung sein, besonders am Anfang. Dessen ist sich die 74-Jährige bewusst. Unterstützung bekommt sie vom Lengericher Seelsorgeteam mit Peter Kossen als leitendem Pfarrer.

Nach den Sommerferien wird Gertrud Stab voraussichtlich die ersten Beerdigungen übernehmen. Bei dem Gedanken daran ist sie schon ein wenig nervös. Doch ein bisschen Ehrgeiz hat sie auch: Sie möchte ihren eigenen Stil finden und dabei authentisch sein.


Anzeige