Ledder Werkstätten wurden ausgezeichnet

BAG-Vorsitzender Martin Berg (links) und Laudator Dr. Ingo Krüger (rechts) überreichten den Preis an die LeWe-Delegation mit Geschäftsführer Ralf Hagemeier (Dritter von links). Foto: privat

Lengerich

Tecklenburg-Ledde / Nürnberg. Bundesweite Auszeichnung für die Ledder Werkstätten: „Auf die Einstellung kommt es an – ein Verfahren zur Beteiligung des Werkstattrates in der Personalentwicklung“ heißt das Exposé, das die Fachjury in Nürnberg überzeugte.

Dafür bekamen die LeWe den „exzellent“-Preis „Bildung 2019“ bei der „Werkstätten:Messe“. Dr. Ingo Krüger, Vorstand der Bayerischen Sparkassenstiftung und Jurysprecher, sowie Martin Berg als Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) überreichten der Werkstattratvorsitzenden Susanne Hielscher und Geschäftsführer Ralf Hagemeier am Mittwoch (27. März) die Urkunde.

Damit geht nach 2005 (Produktpreis für den LeWe-Klappgrill) und 2013 (Kooperationspreis für die Präsentkiste „Münsterland Botschaft“) zum dritten Mal eine in der Werkstattszene renommierte Auszeichnung ins Tecklenburger Land.
Hunderte Menschen mit Behinderung und offizielle Werkstattvertreter verfolgten gespannt die Preisverleihung im Rahmen der offiziellen Messeeröffnung, wo Krüger die „konsequente Einbindung der Werkstatträte in die Personalentwicklung“ lobte. Der Laudator: „Ein klar Schritt hin zu mehr Mitwirkung und Selbstbestimmung. Hier findet Bildung statt, die Menschen befähigt und sie zu kompetenten Vertretern ihrer eigenen Interessen weiterentwickelt. Ein Beispiel, das Schule machen sollte!“ Hagemeier bedankte sich im Namen der Einrichtung für die Ehrung und lud alle Mitglieder der BAG ausdrücklich ein: „Ich wünsche mir viele Nachahmer!“


Worum geht‘s in dem Verfahren und seinem Kernstück, dem „Kennenlerngespräch“? Geschulte Beschäftigte aus dem Werkstattrat, gewähltes Vertretungsgremium der Menschen mit Behinderung, organisieren und führen Interviews mit neuen Fachkräften. Hielscher und zwei durchführende Teams arbeiten seit Jahren mit dem Instrument, „um zu besprechen, welche Vorstellungen und Erwartungen wir an sie (die Fachkräfte) haben“, wie sie erklärt. Der neue oder aus anderen LeWe-Diensten wechselnde Mitarbeitende wird beispielsweise gefragt, weshalb er sich beworben hat oder welche Fähigkeiten man seiner Auffassung nach für die Arbeit mit Menschen mit Behinderung braucht.

Ein kompletter Fragenkatalog, den die Werkstatträte mitentwickelt haben, ermöglicht es Beschäftigten mit ihren individuellen Fähigkeiten, so ein Interview zu führen. Und: Das befragende Team macht alles ohne Assistenz. Zum Verfahren gehören auch die Bewertungsdokumentation und der Rückmeldebogen. Die Rückmeldung an die Geschäftsführung findet in Form eines Auswertungsgespräches statt: Welche neuen Mitarbeitenden sind geeignet? Wie verhalten sie sich Menschen mit Behinderung gegenüber?

144 Aussteller drängten sich auf der umfangreichsten Sozial- und Bildungsmesse für berufliche Rehabilitation in Deutschland. Zum Programm gehörten auch rund 90 gut besuchte Fachvorträge. In diesem Rahmen stellten Hielscher und Dr. Rebecca Dölling (Assistenz Geschäftsleitung) das Verfahren 80 Zuhörern, teils auch in Interviewform, vor. 25 ausgelegte Infomappen waren binnen einer Minute vergriffen, das Verfahren hat offenbar Eindruck gemacht.

Die LeWe-Beschäftigtenvertretung gibt es seit über 35 Jahren. Mit der Werkstättenmitwirkungsverordnung von 2001 erfuhr der Werkstattrat seine gesetzliche Verankerung und hat Schritt für Schritt mehr Mitgestaltung und Beteiligung erreicht. Das Gremium besteht aus 13 Mitgliedern, plus Vertreter aus dem Berufsbildungsbereich und Frauenbeauftragte. Susanne Hielscher schätzt, dass seit 2012 etwa 80 Kennenlerngespräche geführt wurden.


Anzeige