Birgit Reckermann berät Schwangere in Rheine

Rheine

Rheine (cpm). 97 Prozent der Kinder erblicken völlig gesund und ohne Komplikationen das Licht der Welt.

 

Doch in drei Prozent der Fälle sagt ein Arzt schon während der Schwangerschaft: „Ich habe leider schlechte Nachrichten für Sie.“

Die Diagnose kann vielfältig sein: Ein gravierender Herzfehler, körperliche Fehlbildungen oder Chromosomenstörungen wie das Down Syndrom. Die Reaktionen der Eltern darauf ähneln sich jedoch: „Viele sind völlig geschockt und wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll“, erzählt Brigitte Reckermann. Sie ist sofort zur Stelle, wenn Eltern im Mathias-Spital in Rheine eine solch schwerwiegende Diagnose erhalten und Beratung benötigen.

Die sofortige Beratung durch die Sozialpädagogin und Schwangerschaftsberaterin des Caritasverbandes Rheine ist vor allem durch die Nähe zum dort ansässigen Zentrum für Pränataldiagnostik möglich. Gemeinsam mit dessen Leiter Prof. Dr. Matthias Meyer-Wittkopf kümmert sie sich um Eltern, deren Kinder an schweren Krankheiten oder Behinderungen leiden oder sogar tot zur Welt kommen werden. Für Brigitte Reckermann beginnt die Arbeit meist mit einem Anruf aus dem Untersuchungszimmer von Professor Meyer-Wittkopf: „Können Sie bitte rüberkommen?“. Für Reckermann ein Leichtes, schließlich ist ihr Beratungszimmer nur wenige Meter entfernt.

„Zu diesem Zeitpunkt weiß ich nicht immer genau, um welche Diagnose es geht“, erklärt Reckermann. Dafür ist zunächst auch keine Zeit: Nach dem ers­ten Schock kommt die Trauer. Vor allem, wenn klar ist, dass das Kind nicht oder nur kurz leben wird. „Wenn die Eltern hier im Beratungszimmer ein wenig zur Ruhe kommen, gibt es erst einmal viele Tränen“, berichtet Reckermann.

Die medizinischen Fragen danach kann Brigitte Reckermann natürlich nicht beantworten. „Ich kann den Eltern aber deutlich machen, welche Möglichkeiten sie in ihrer Situation haben.“ Denn anders als viele zunächst annehmen, sind diese vielfältig. Brigitte Reckermann: „Sie sollten eine Entscheidung treffen können, mit der sie als Eltern auch noch in zehn Jahren leben können.“ Natürlich sei sie als Beraterin in einer katholischen Beratungsstelle besonders am Lebensschutz für das ungeborene Kind interessiert, stellt Reckermann klar: „Dieser Schutz geht aber nur mit der Mutter. Wir zeigen Wege auf, lassen die Entscheidung jedoch offen.“ Einer der Wege: Selbst wenn im schlimmsten Falle feststeht, dass das Kind nicht lebensfähig ist, haben Eltern die Möglichkeit und das Recht, ihr Kind weiter auszutragen.

Teil der Beratung bei einem Verlust des Kindes sei es, eine angemessene Form der Verabschiedung zu finden. Die Rechtslage macht es zum Beispiel möglich, jedes Kind zu bestatten.

Die schweren Entscheidungen schon vor der Geburt müssen Gott sei Dank weniger als drei Prozent aller Eltern treffen. Es könne dennoch für alle Eltern ein Gewinn sein, wenn Gynäkologen und Beratungsstellen ihre Zusammenarbeit intensivierten, glaubt Brigitte Reckermann. „Wenn Eltern sich frühzeitig mit einem negativen Verlauf einer Schwangerschaft und dessen Folgen auseinander setzen können, bleibt mehr Zeit zum Nachdenken über eine Entscheidung.“


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