Weiße Steine aus Gellendorf

Rheine

Rheine. Das Textilmuseum wird in diesem Jahr eine Ausstellung zur Geschichte der Kalksandsteinindustrie in Rheine am Samstag (1. August) zur Nacht der Museen präsentieren.

 

Eröffnet wird die Ausstellung schon am Freitag (31. Juli) im 19 Uhr.

Klar kennt jedes Kind – oder vielleicht auch nicht? – den Kalksandstein aus Gellendorf. Mehr als 111 Jahre produzierte das Kalksandsteinwerk in Gellendorf seine weißen Steine. Weniger bekannt ist vielleicht, in welch starkem Maße der seit 1898 in Gellendorf maschinell gefertigte Kalksandstein auch in unserer Stadt verbaut wurde – ja geradezu Basis und Voraussetzung für deren städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung lieferte.

Neben den rechts der Ems gelegenen reichen Vorkommen an Kalken am Thieberg und Waldhügel sind es die am rechten Emsufer gelegenen Lagerstätten an qualitätvollen Flusssanden, die eine güns­tige Ausgangssituation für eine Kalksandsteinproduktion darstellten. Das Rheiner Kalksandsteinwerk von 1898 war eine der ersten Produktionsstätten für diesen von Beginn an in fabrikmäßigem Maßstab gefertigten neuartigen Baustoff und mit der bis Sommer 2009 aufrechterhaltenen Produktion zugleich das bis dahin älteste am Standort noch produzierende Kalksandsteinwerk Europas.

Dies ist nun Anlass, das Wirken und Werden dieses einst wichtigen Industriezweiges für Rheine einmal näher in einer Überblicksausstellung darzustellen. Eine Reihe wertvoller Industrieaufnahmen zur Herstellungsweise lieferte hierzu die Basis. Wichtige Etappen der Betriebsentwicklung, reflektierend auf die Etappen der städtebaulichen Entwicklung Rheines, sollen Ansätze einer quantitativen und qualitativen Würdigung des Baustoffs Kalksandstein bieten. Ferner sollen die Alltagswelt des Kalksandsteinwerkers, das Herstellungsverfahren und vor allem die Spuren des Gebrauchs des weißen Steins im Stadtbild der Stadt dargestellt werden. Die letzten in Rheine produzierten Kalksandsteine („letzte Schicht“) werden in Film und Fotos dokumentiert.

Viele Zeitzeugen wurden befragt, alte Fotos mit Hilfe des Rheiner Photohistorischen Arbeitskreises identifiziert, alte Unterlagen vom Kalkwerk herausgesucht und schließlich die Feldbahnexperten in Gellendorf und Wadelheim zum Fuhrpark befragt. Außerdem gelang es dem Museum, ein von August Beckerings, Maler aus Gellendorf, stammendes Bild des Kalkwerks von 1927 aus dem Besitz des vormaligen Werkleiters Dietrich Wehrmeyer für die Ausstellung auszuleihen. Das großformatige Bild gibt in liebenswürdig-naiver Weise viele Details aus dem recht harten Alltag am Kalkwerk wieder.

Die Ausstellung ist vom 1. bis zum 23. August geöffnet und jeweils mittwochs von 15 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr Textilmuseum am Humboldtplatz 4 zu sehen.


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