Zollamt: Robert Grawe geht in den Ruhestand

Noch ein außergewöhnlicher zöllnerischer Einsatz kurz vor Ende der aktiven Dienstzeit: Robert Grawe Ende Oktober 2018 im Rock‘n‘Pop-Museum in Gronau. Zusammen mit einer Kollegin des Zollamtes Rheine prüfte Grawe die frisch eingetroffenen Exponate für die neue Ausstellung. Die Exponate stammten aus einer Sammlung aus der Schweiz, darunter unter anderem ein Bühnenkostüm von Michael Jackson oder auch ein Hut von Mick Jagger. Foto: Zollamt

Rheine

Rheine. Ende November heißt es für Robert Grawe: „Schicht im Schacht“. Dann wird der langjährige Leiter des Zollamtes Rheine das charmante Amtsgebäude aus den 1930er Jahren an der Neuenkirchener Straße zum letzten Mal als Chef betreten.

Dabei soll der letzte Arbeitstag des 65-jährigen Rheinensers vor allen Dingen ein schöner Abschied von liebgewonnenen Kollegen und langjährigen Wegbegleitern sein. Begonnen hatte der berufliche Werdegang des zweifachen Familienvaters 1971 direkt nach dem Fachabitur mit der Zollausbildung für den gehobenen Dienst im süddeutschen Sigmaringen für den theoretischen sowie beim damaligen Hauptzollamt Bochum für den praktischen Teil. 

Nach Bestehen der Laufbahnprüfung arbeitete der frisch gebackene Zollinspektor ab 1974 zunächst drei Jahre an der deutsch-niederländischen Grenze beim Zollamt Oeding, welches seinerzeit die größte Geflügeleinlassstelle Deutschlands war. „Die Niederlande hatten damals die größten Geflügelmastbetriebe und Schlachthöfe, sodass an der Grenze – es gab ja noch keinen Binnenmarkt – die zoll- und veterinärrechtlichen Prüfungen der tiefgefrorenen Hähnchen stattfanden“, weiß Grawe zu berichten.

Während der Rheinenser an der Grenze mit der Abfertigung von Waren befasst war, kann er sich aber auch noch gut an die angespannte Sicherheitslage dieser Jahre aufgrund des RAF-Terrorismus erinnern: „Die Kollegen von der Reisendenabfertigung waren auf der gegenüberliegenden Straßenseite stationiert, mit Schutzwesten ausgestattet und mit Maschinenpistolen schwer bewaffnet. Jeder Pkw wurde im Rahmen der sogenannten Schleierfahndung sowohl bei der Ein- als auch bei der Ausreise kontrolliert. Das führte zu langen Schlangen an den Grenzübergängen. So etwas hat es nach dem Deutschen Herbst nicht wieder gegeben“, so Grawe.


1977 wechselte der zukünftige Pensionär schließlich als Sachbearbeiter und Außenprüfer an das damalige Hauptzollamt Gronau, wo er bis 1989 tätig war. Während er in den ersten sieben Jahren mit der Prüfung von Präferenzbestimmungen für textile Erzeugnisse der im Bezirk ansässigen Firmen befasst war – es ging dabei vor allen Dingen um die Ausfuhr dieser Waren in die Schweiz und nach Norwegen –, wartete ab 1984 eine ganz neue Aufgabe auf den gebürtigen Rheinenser: Mit der Prüfung der Einhaltung der Milchquote hatte Grawe in dieser Zeit einen engen Kontakt zur Landwirtschaft, insbesondere zur Milchwirtschaft. „Bei den Prüfungen ging es darum festzustellen, ob die Quote der jeweiligen Milchviehbetriebe erschöpft war, ob es irgendwelche Verschiebungen gegeben hat. Das waren sehr zeitintensive und aufwendige Prüfungen“, erinnert sich der Beamte.

1989 ging es für Grawe dann erstmalig an das Zollamt Rheine, wo er als Abfertigungsleiter in der Einfuhr tätig war. Unterbrochen wurde diese berufliche Station 1990 von einer insgesamt drei Jahre währenden, zeitlich in den Golfkrieg fallenden Phase als Leiter der in Münster ansässigen „mobilen Kontrollgruppe“. Diese war insbesondere mit der Überwachung der Ausfuhr von so genannten „Dual use-Gütern der metallverarbeitenden Industrie in den Irak beziehungsweise Iran betraut – also Gütern, die sowohl zu zivilen als auch zu militärischen Zwecken genutzt werden konnten.

1993 wechselte Grawe schließlich wieder zurück an das Zollamt Rheine, wo er bis 2001 weiter als Abfertigungsleiter arbeitete, bevor er sich beim Hauptzollamt Münster als Fachaufsichtsbeamter und Zollamtskoordinator acht Jahre lang erneut einer neuen Aufgabe widmete. „Als Zollamtskoordinator war ich für die fachliche Koordination zwischen den Zollämtern zuständig. Dabei habe ich die Leitungen unterstützt und war erstmalig auch mit Personalfragen betraut“, erklärt Robert Grawe.

Sozusagen prädestiniert war er damit im Jahr 2009 für die Nachbesetzung des durch die Pensionierung des damaligen Leiters frei gewordenen Dienstpostens als Leiter des Zollamtes Rheine. „Dieser Aufgabe bin ich bis heute mit Freude nachgegangen und bin dabei auf viele positiv gestimmte Menschen gestoßen. Jetzt ist es an der Zeit, die Aufgabe in jüngere Hände zu geben“, ist Grawe überzeugt.

Der begeisterte Rock- und Bluesliebhaber freut sich schon darauf, zukünftig mehr Zeit für seine Frau, Familie und Freunde zu haben. Und langweilig wird ihm wohl auch nicht werden, denn als grünes Ratsmitglied im Rat der Stadt Rheine möchte er auch weiterhin im Stadt­entwicklungs- und Kulturausschuss mitwirken und als Vereinsvorsitzender der „Bluesinitiative Rheine“ zusammen mit seinen Mitstreitern Blueskonzerte im Hypothalamus organisieren.


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