Rheine. Am 9. September war es 15 Jahre her, dass Enver Simsek erschossen wurde.
Er arbeitete in einem Blumenstand an einem Autobahnzubringer bei Nürnberg. Enver Simsek war das erste Opfer der Terrorzelle NSU.
Das Thema NSU ist ein Thema in unserer Gesellschaft und bedarf der Aufarbeitung, nicht nur im Gerichtssaal sondern überall. Deshalb gibt es jetzt ein Theaterstück zu diesem Thema. Es heißt „Schmerzliche Heimat“ und hat Premiere am 17. Oktober im Westfälischen Landestheater Castrop Rauxel; anschließend wird es in Theatern in Deutschland zu sehen sein. Dem Kulturservice der Stadt Rheine ist es gelungen, das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel am 23. Februar 2016 zu einer Aufführung von „Schmerzliche Heimat“ in die Stadthalle Rheine zu bewegen.
In der Nacht nach dem Mord an Enver Simsek wird seine Tochter Semiya im Internat aus dem Bett geholt und nach Nürnberg gebracht. Warum? Niemand sagt es ihr, aber bevor sie daheim ist, wird die damals Vierzehnjährige bereits von der Polizei zu ihrem Vater befragt. Elf Jahre ermittelte die Polizei in diesem Fall. Hauptverdächtige waren die Familie und ihr Umfeld. In diesen elf Jahren geschahen weitere neun Morde an Menschen mit Migrationshintergrund sowie einer deutschen Polizistin. Alle mit der gleichen Waffe, ein Zusammenhang wurde nicht gesehen. 2011 wurde aufgedeckt, dass hinter allen Morden die NSU steckte. Kern dieser Organisation waren Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die im November 2011 Selbstmord begingen, sowie Beate Zschäpe, die sich seit dem 6. Mai 2013 vor dem Oberlandesgericht München wegen Mordes, Beihilfe zum Mord und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung verantworten muss. Ihre Erlebnisse, ihre Erfahrungen verarbeitete Semiya Simsek, die Tochter des ersten NSU-Opfers, indem sie gemeinsam mit dem Journalisten Peter Schwarz ein Buch schrieb. Es schildert ihre Erfahrungen mit diesem Mord und ihre Erlebnisse mit deutschen Behörden. „Elf Jahre durften wir nicht einmal reinen Gewissens Opfer sein“, sagt Semiya Simsek.
Eintrittskarten für die Aufführung „Schmerzliche Heimat“ am 23. Februar um 19 Uhr in der Stadthalle Rheine gibt es ab dem 1. Oktober beim Kulturservice der Stadt Rheine, in der Stadtbibliothek und in der Stadthalle Rheine.
