Was macht eigentlich die Fachstelle Migration?

Rheine

Rheine. Gemäß den gesetzlichen Regelungen im Flüchtlingsaufnahmegesetz sind Städte und Gemeinden verpflichtet, ausländische Flüchtlinge aufzunehmen – so auch die Stadt Rheine.

 

Derzeit werden rund 600 zugewanderte Menschen von der städtischen Fachstelle Migration betreut und begleitet.

Davon ausgenommen sind die Flüchtlinge in der Notunterkunft auf dem Gelände der Damloup-Kaserne, denn diese bleiben nur vorübergehend in Rheine und werden durch das Unternehmen European Homecare betreut.

Aber wie läuft eigentlich die Aufnahme, Begleitung und Betreuung von Flüchtlingen durch die städtische Fachstelle Migration ab?

Von der Bezirksregierung Arnsberg erhält die Stadt Rheine eine Information, wann und wie viele asylsuchende Menschen nach Rheine kommen. Das geschieht im Regelfall ein paar Tage vorher, damit Zeit bleibt, geeigneten Wohnraum bereitzustellen. „Angesichts der seit Ende Juni 2015 extrem steigenden Flüchtlingszahlen erreicht uns die Information über ankommende Flüchtlinge manchmal auch erst am Tag der Ankunft selbst oder am Wochenende“, berichtet Martina Sendtko. Sie kümmert sich gemeinsam mit vier weiteren Sozialarbeitern um die ankommenden Menschen, bei denen es sich um Paare, Familien mit Kindern, aber auch um Einzelpersonen handelt.

Die meisten geflohenen Menschen kommen aus Syrien, Serbien, Eritrea, Afghanistan und dem Irak. Es kommen aber auch Menschen aus Algerien oder Tadschikistan, aus der Ukraine oder der Mongolei. Sie flüchten vor Bürgerkrieg und Terror oder weil sie wegen ihrer politischen oder religiösen Überzeugung in ihrem Heimatland verfolgt werden. Die meisten haben eine monatelange Odyssee der Flucht hinter sich, sodass sie nur mit wenigen persönlichen Habseligkeiten in Deutschland und schließlich in Rheine ankommen. Bevor das Team der Fachstelle Migration für eine Unterkunft und den persönlichen Bedarf der Menschen sorgt, müssen zunächst mit der Ausländerbehörde der Stadt noch Formalitäten erledigt werden. Bei einem ersten Einkauf wird dann zunächst das Nötigste an Hausrat und persönlichem Bedarf beschafft. Die Verständigung erfolgt, wenn möglich, in englischer Sprache; teils werden auch Menschen mit entsprechenden Sprachkenntnissen zur Übersetzung hinzugezogen. „Manchmal geht es aber auch einfach nur mit Händen und Füßen“, erklärt Martina Sendtko. Sie ist immer wieder erstaunt, mit wie viel Geduld, Ruhe und Höflichkeit die Menschen ihre Situation meistern. „Wir begegnen den Menschen mit großem Respekt, Empathie und Freundlichkeit – das kommt dann auch zurück!“

Oft sind viele Stunden vergangen, bis alles Notwendige erledigt ist und die Sozialarbeiter die Menschen zu ihrer Unterkunft begleiten können. Bes­tenfalls sind das Wohnungen oder Zimmer. Inzwischen sind aber die Kapazitäten für eine dezentrale Unterbringung mit über 120 Wohneinheiten und zwei größeren Einrichtungen belegt, sodass auch zwei Turnhallen für die Unterbringung genutzt werden. Informiert werden die Menschen dann noch über die nächstgelegenen Einkaufsmöglichkeiten, bevor sich die Mitarbeiter der Fachstelle Migration verabschieden.

Martina Sendtko und ihre Kollegen denken oft noch lange über die Begegnungen des Tages nach, denn sie lässt das Schicksal der Menschen nicht kalt: „Wir spüren in unserer täglichen Arbeit, dass die Menschen dankbar sind, hier sein zu können“, sagt Sendtko.

In den folgenden Tagen suchen die Mitarbeiterinnen der Fachstelle die Menschen erneut auf. Dann geht es in persönlichen Gesprächen um Fragen, die die Flüchtlinge bewegen – und meist auch um ganz praktische Hilfe wie die Vermittlung eines Arzttermins.

„Wichtig ist, dass wir die Menschen frühzeitig mit dem Netzwerk von Hilfs- und Bildungsreinrichtungen vertraut machen“, stellt Sendtko einen weiteren Arbeitsschwerpunkt dar. Einrichtungen wie die Lebensmitteltafel, das Sozialkaufhaus „Brauchbar & Co.“, die Volkshochschule mit ihrem Sprachkursangebot oder auch die Schwangerschaftsberatungsstelle sollen die Menschen möglichst schnell kennenlernen, damit sie sich im Alltag oder in schwierigen Situation zurechtfinden und Hilfe bekommen.

Bei Familien mit Klein- oder Schulkindern helfen die Mitarbeiterinnen der Fachstelle bei der Suche nach einem Platz in einer Spielgruppe, einem Kindergarten oder kümmern sich um den ersten Kontakt zur nächstgelegenen Schule. Anders als für die Kinder, die in der Notunterkunft leben, besteht für alle anderen in Rheine lebenden Flüchtlingskinder Schulpflicht.

So wird Stück für Stück der Alltag in Rheine organisiert. Bei vielen Flüchtlingen unterstützen auch ehrenamtliche Familienpaten und erleichtern das Einleben in die neue Kultur. Die ehrenamtliche Paten unterstützen beispielsweise Kinder beim Erlernen der deutschen Sprache oder bei den Hausaufgaben.

Bis das zuständige Bundesamt für Flüchtlinge und Migration über einen Asylantrag entschieden hat, vergehen Monate, manchmal auch Jahre. Wenn es die rechtlichen Rahmenbedingungen zulassen, vermitteln die Mitarbeiterinnen der Fachstelle Migration die Menschen auch in gemeinnützige Arbeit. „Das ist wichtig für das Selbstwertgefühl der Menschen“, weiß Martina Sendtko.
Trotz aller Herausforderungen geht das Team der Fachstelle Migration täglich motiviert an die Arbeit: „Die unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Religionen der Menschen prägen Rheine in ihrer Vielfalt. Wir sind gerne Wegbegleiter für eine weltoffene und multikulturelle Stadt Rheine“, sagt Martina Sendtko überzeugt.


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