Vom alten Bauernhaus zum Spielmäuse-Paradies

Hier spielen jetzt die Mäuse: Das alte Bauernhaus erstrahlt in neuem Glanz. Fotos: Schulte Renger

Rheine

Rheine. (von Iris Schulte Renger) Liebe Leser – dies ist kein ganz normaler Bericht über die Eröffnung eines Indoorspielplatzes in einem Zoo. Jedenfalls nicht für mich. Denn das alte Bauernhaus im NaturZoo Rheine, in dem nun die neue Mäusescheune und die Knabberkiste zu finden sind, ist – mein Elternhaus.

Ende der 90er Jahre haben meine Eltern unser Grundstück inklusive mehr als 140 Jahre altem Haus an den Zoo verkauft. Für mich stand fest:

Das Haus wird in naher Zukunft mit Sicherheit der Abrissbirne zum Opfer fallen. „Abreißen kann man aber nur einmal!“, lächelt Zoo-direktor Achim Johann, als wir gemeinsam mit meiner Mutter durch die neue Mäusescheune laufen und ich dabei meine Erinnerungen mit ihm teile.

„Die Idee zu diesem Themen-Indoorspielplatz kam mir übrigens, als ich eines Tages mit dem Rad durch den Zoo fuhr und an einer Kindergartengruppe vorbeikam. Die Kindergärtnerin rief: ,Mäuse, macht doch jetzt mal ein bisschen schneller!‘ – oder so ähnlich. Da fing es in meinem Kopf an zu arbeiten“

erzählt Johann weiter.

Der Indoorspielplatz ist nun, nach einer Plan- und Bauzeit von gut zwei Jahren und 750.000 investierten Euro, zum Paradies für kleine Spielmäuse geworden. Flink können sie den Kletterturm erklimmen, durch Kistenstapel in den Dachboden klettern, über Netztunnel in eine Riesenröhrenrutsche gelangen oder sich in ein Mäusenest zurückziehen, das ebenfalls als Kletterturm genutzt werden kann. Jeder Schritt wird abgedämpft – der Gummiboden verleiht dem Besucher das Gefühl, er liefe auf Wolken – und er dient gleichzeitig dem Fallschutz.

Die Schallschutzwände und Schallschutzdecken sorgen trotz zahlreicher spielender Kids an diesem Nachmittag für eine angenehme Akus­tik. An der Wand hängen allerlei Lernspiele und auch Tiere können beobachtet werden. Unter anderem haben Zwergmäuse und chinesische Zwerghams­ter hier ein neues Zuhause gefunden.

Vom alten Bauernhaus zum Spielmäuse-Paradies

750.000 Euro hat der Umbau des Bauernhauses (o.) gekos­tet. Unten: Eine ehemalige Bewohnerin (und außerdem die Mutter unserer Redakteurin) trifft auf neue Bewohner.

Ein weiteres Highlight ist der Kiosk mit rund 40 Sitzplätzen: Im Wintergarten der Knabberkiste können die großen Besucher verschnaufen, Kaffee, Kuchen, Pommes und andere kleine Leckereien genießen, während der Nachwuchs durch die Spielelandschaft tobt. Gemütlich ist es hier, einladend – und für Kinder wie Erwachsene äußerst abwechslungsreich.

„Herr Johann, was ist eigentlich aus meinem alten Kinderzimmer geworden?“

frage ich den sichtlich stolzen Zoodirektor. Während der Umbauphase hatte er mir eines Tages nämlich Fotos von meiner früheren Kinderzimmertapete, die bunte Autos zeigte, geschickt. Das hatte mich natürlich neugierig gemacht. „Kommen Sie mit, Frau Schulte Renger, ich bringe Sie hin!“, antwortet er und führt mich – zur Toilette. Ein hochmodernes WC für Menschen mit Handicap erwartet mich; auch ein Wickeltisch ist hier zu finden. „Auch aus dem eins­tigen Zimmer Ihres Bruders sind übrigens Toilettenräume geworden – allerdings gibt es nur in Ihrem Zimmer einen Wickeltisch. Bei ihm sind dafür neben einer normalen Toi­lette auch noch zwei Urinale zu finden“, lacht Johann und zeigt mir im Zimmer nebenan das Ergebnis.

Kleine, niedliche Details: Die Türen zieren Mäuse- und Katzensilhouetten. Richtig nostalgisch wird es dann im Wintergarten der Knabberkis­te: Der Blick meiner Mutter fällt auf ihr ehemaliges Schlafzimmerfenster. „Das sind doch...“, setzt sie an und Achim Johann ergänzt lächelnd: „Ja, stimmt: Ihre alten grünen Holz-Fensterläden. Die haben wir gerettet und wiederverwendet.“ Ein Relikt, das wunderbar in die neuen Räume passt.

Kurzum: Der neue Indoor­spielplatz ist nicht nur für die Gäste, sondern auch für die „alten Bewohner“ des Hauses ein Gewinn. Gespielt werden kann hier jeden Tag ab 9.30 Uhr, ohne dass man zusätzlich zum Zooeintritt etwas zahlen müsste. Die Knabberkiste ist ebenfalls, auch im Winter, täglich geöffnet.

Viel Spaß beim Entdecken!


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