Lockerungen für die Gastronomie in Sicht?

Gastronomen sind in besonderer Weise von den Maßnahmen betroffen. Foto: EWG Rheine

Rheine

Rheine. Gastronomen und Hoteliers sind in besonderer Weise von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Um ein Stimmungsbild unter den Betroffenen vor Ort sowie Aktivitäten am Standort Rheine auszutauschen, lud die EWG (Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft) Vertreter der Gastronomieszene in Rheine und weitere Akteure zu einer Videokonferenz ein.

 

 

Die Gastronomen und Hoteliers Christian Lücke und Michael Hopster, der Vorsitzender des DEHOGA-Ortsverbandes Rheine ist, berichteten über eine angespannte Situation in Kreisen der Rheiner Gastronomen, die ihre Betrieben seit nunmehr sieben Wochen geschlossen haben. Es fehle eindeutig an Liquidität. Kredite seien nicht die richtige Lösung, gefordert werde ein solidarischer Rettungsfonds. Fraglich sei für beide auch, wie sich die Auftragslage verhalte, wenn Hotels und Restaurants wieder öffneten – Gleiches gelte für Saalvermietungen. 

Renate Dölling, zuständig bei der DEHOGA für den Geschäftsstellenbereich Münsterland, untermalte das Stimmungsbild in Rheine mit Statistiken. „Derzeit sind fast 100 Prozent der Gastronomen in Kurzarbeit. Auch haben nicht alle Betriebe trotz des Bewilligungsbescheides die Soforthilfen erhalten, sodass es definitiv an Liquidität fehlt“, so Dölling. Aus vielen Gesprächen habe sie mitgenommen, dass das größte Problem in der Szene die Perspektivlosigkeit sei. Auch bei einer schrittweisen Öffnung der Gastronomie mit Auflagen müsse die Wirtschaftlichkeit im Blick behalten werden.

Wenn beispielsweise nur die Hälfte der Gäste zugelassen sei, hingegen Neuinvestitionen für die Schutzmaßnahmen entstehen und zusätzliches Personal für die sanitären Anlagen benötigt werde, stelle dies Mehrkosten in Aussicht. Ein weiteres Problem stellten fehlende Aussagen zum Thema Großveranstaltungen dar.
Auf die Frage, mit welchen Maßnahmen die Stadt Rheine konkret unterstützen könnte, schlug Frau Dölling eine Ausdehnung der Flächen für Außengastronomie vor. Der Großteil der Unterstützungen müsse allerdings vom Land und weniger von der Kommune kommen.

Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann informierte, dass die Gebühren für Außengastronomie in Rheine bereits vor der Coronazeit um die Hälfte gesunken seien und „ich mir vorstellen kann, dass wir während dieser Ausnahmezeit komplett auf die Gebühren verzichten könnten“, so Lüttmann. Persönlich sehe er auch eine Chance, die Ausdehnung der Außengastronomieflächen zu ermöglichen. Im Punkto Gewerbesteuern gehe die Verwaltung bereits unterstützend auf Betriebe in Nöten zu. So könne bei der Stadt Rheine ein Antrag auf zinslose Stundung der Gewerbesteuer gestellt werden.


Die EWG initiiert und unterstützt derweil Einzelprojekte unter Einbezug der Gastronomie. So wird etwa versucht, bei der Neuauflage des Autokinos ein gastronomisches Angebot zu schaffen. Auch die EWG-Plattform „Rheine bringt’s“ kommt bei den Rheiner Gastronomen gut an. Ingo Niehaus, Geschäftsführer der EWG, freute sich, dass viele Gastronomen die Plattform nutzen, um Umsätze zu generieren.

Birgit Rudolph von Verein RTV Rheine hat sich mit ihrem Team alternative Angebote überlegt, um die neuartige Situation zu meistern. So werden derzeit Standorte des Stadtrundgangs digitalisiert. Auch Ideen für die Gastronomie nach einer Öffnung seien bereits in der Pipeline. Beim Thema Tourismus waren sich Frau Rudolph und Frau Dölling einig, dass insbesondere der Inlandstourismus in diesem und im nächsten Jahr verstärkt mit schönen Aktionen vermarktet werden müsse. Das Rheiner Tourismuskonzept „Urlaubsziel Heimat“ wird daher derzeit um weitere Projekte ausgeweitet.

Abschließend berichtete Frau Dölling, dass sich die Branche eine zeitnahe Öffnung wünsche, jedoch müsse die Gesundheit im Vordergrund stehen und die Öffnung verantwortungsvoll verlaufen. Die Außengastronomie könne als erste Sparte öffnen; man habe sich seitens der DEHOGA bereits Gedanken über mögliche Auflagen gemacht.

Trotz der momentanen schwierigen Situation waren sich alle Teilnehmer einig: „Die Gastronomen und Hoteliers am Standort Rheine halten zusammen. Dies zeigte auch die Wirteaktion ,Leere Stühle‘ vergangene Woche.“

Die EWG wird fortan einen regelmäßigen Austausch mit Vertretern der Gastronomie, der DEHOGA, dem RTV und der Verwaltung organisieren, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Eine wichtige Information noch: Die EWG möchte auf eine Umfrage der Uni Osnabrück hinweisen, die an alle Gastronomen gerichtet ist und Fragen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Betrieb sowie Maßnahmen im Umgang mit der Krise beinhaltet. „Über die Teilnehme möglichst vieler Rheiner Gastronomen würden wir uns sehr freuen, um die wirtschaftlichen Auswirkungen in Rheine und damit verbundene Handlungsbedarfe noch besser zu verstehen“, appelliert Hendrik Welp von der EWG.

Die Umfrage gibt es unter www.survey.uni-osnabrueck.de/limesurvey/index.php/755971?lang=de.


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