Verbraucherzentrale stellte Jahresbericht vor

Margret Esters-Gardeweg. Foto: Verbraucherzentrale

Rheine

Kreis Steinfurt. Prepaid-Kreditkarten, die sich nach der Bestellung via Internet nicht als finanzielle Soforthilfe, sondern als kostenträchtiges Zahlungsmittel entpuppten. Energieversorger, die Kunden mit unzulässigen Preiserhöhungen überrumpelten.

Haustürverkäufer, die angesichts der bevorstehenden Fusion von Unitymedia und Vodafone zum Abschluss überflüssiger Verträge für den Fernsehempfang drängten. Und wenn etwas schieflief, wo eigentlich gezahlt werden sollte, folgte auch 2019 alsbald unerwartete Post eines Inkassobüros – mit der Ankündigung oft hoher Gebühren, drohender Mahnbescheide oder Zwangsvollstreckung inklusive.

Bei rund 4.500 Verbraucheranliegen waren die Verbraucherzentrale in Rheine und der Beratungsstützpunkt in Ibbenbüren im vergangenen Jahr Ansprechpartner, um Verbraucherrechte durchzusetzen oder unberechtigte Forderungen abzuwenden.

„Auch wenn wir wegen der Corona-Pandemie einige Wochen keine persönliche Beratung anbieten konnten, waren wir per Telefon und Mail weiter mit Ratsuchenden in regem Austausch und Kontakt. Dabei hat sich gezeigt, dass gerade in unsicheren Zeiten der Schutz vor Übervorteilung durch unseriöse Geschäftspraktiken besonders gefragt ist“, erklärte Beratungsstellenleiterin Margret Esters-Gardeweg bei der Vorstellung des Jahresberichts 2019. Erfreulich sei zudem, dass ein erweitertes Angebot in Ibbenbüren auf den Weg gebracht werden konnte und Ratsuchende dort nun auf längere Öffnungszeiten und Aktionen zählen können. Mit rund 1.350 Rechtsberatungen und -vertretungen hat sich die Beratungsstelle für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. 6.800 Euro – das war der höchste Betrag, den Verbraucher 2019 dank der Beratungsstelle Rheine zurückbekommen haben.

Insgesamt konnten 91 Prozent der Rechtsvertretungen erfolgreich abgeschlossen werden. In diesen Fällen profitieren die Verbraucher von Erstattungen, Einsparungen, von abgewehrten Forderungen oder stornierten Verträgen. Viele Ratsuchende kamen mit Anliegen und Problemen rund ums Thema Telekommunikation in die Beratungsstelle. Neben den Klassikern – nicht nachvollziehbare Posten auf der Telefonrechnung, Stolperfallen beim Anbieterwechsel oder Frust, wenn vertraglich zugesicherte Internetgeschwindigkeiten und die Übertragungsraten beim tatsächlichen Surfen im Alltag meilenweit auseinanderlagen – sorgte mangelhafte Information beim Vertragsabschluss in Telefon-Shops für Ärgernisse. „So berichteten Verbraucher, dass sie überrumpelt worden waren und Verträge unterschrieben hatten, deren Konditionen und Kosten sie erst im Nachhinein überblicken konnten“, erläuterte Beratungsstellenleiterin Margret Esters-Gardeweg. Bei einer landesweiten Stichprobe hatte die Verbraucherzentrale festgestellt, dass neun von zehn Shops ihren gesetzlichen Informationspflichten vor Abschluss eines Handyvertrages nicht nachgekommen waren.
Nach TelDaFax, FlexStrom und Care Energy war mit der Bayerischen Energieversorgung BEV erneut ein Energieversorger mit fragwürdigem Geschäftsmodell Pleite gegangen.

„Wir haben nicht nur über die Entwicklungen des Insolvenzverfahrens informiert, sondern auch Schritte erläutert, um offene Forderungen wie Boni und Guthaben gegen die BEV durchzusetzen und gegebenenfalls anzumelden“, zeigte die Beratungsstellenleiterin die Hilfestellungen für Ratsuchende auf.

Auch am Telefon untergeschobene Verträge hatten wieder Konjunktur. So waren etwa mit dem Versprechen, 1.000 Euro gewonnen zu haben, Verbraucher zum Abschluss eines Zeitschriften-Abos gedrängt worden. Denn dies sei zur Abwicklung nötig, weil der vermeintliche Gewinn versteuert werden müsse. Hierzu waren dann auch Kontodaten der Opfer abgefragt worden. Erst mit Zusendung der Vertragsunterlagen war den am Telefon Überrumpelten dann klar geworden, dass sie auf eine Abzockmasche hereingefallen waren.

Ob Warenbestellungen über Shopping-Plattformen oder Abos für Streaming-Dienste: Einmal mehr hatten Kriminelle mit Hilfe gestohlener Daten im Internet auf Kosten ihrer Opfer eingekauft oder auf deren Namen Verträge abgeschlossen. Betroffene erfuhren vom Identitätsdiebstahl meist erst, wenn sie Rechnungen oder Inkassoschreiben erhielten oder unbekannte Abbuchungen auf ihrem Konto vorfanden. In der Rechtsberatung hat die Beratungsstelle dubiosen Forderungen einen Riegel vorgeschoben und auch präventiv Tipps gegeben, um Datendiebstahl vorzubeugen.

„(Keine) Zeit für (falsche) Entscheidungen“ – bei dieser Kampagne hat die Beratungsstelle den Weg gezeigt, um im Energiebereich in Sachen Klimaschutz das Richtige zu tun. Denn wenn in guter Absicht falsche Entscheidungen getroffen werden – zum Beispiel, weil geplante Maßnahmen entweder unnötig teuer sind, gar keinen Klimaschutzeffekt haben oder einfach nicht die größtmögliche Wirkung erzielen – drohen Anstrengungen zu verpuffen. Mit Beratungen und Aktionen half die Beratungsstelle, um mit den Investitionen für sich selbst und auch die kommunalen Anstrengungen zum Klimaschutz das Beste rauszuholen.

Für Ratsuchende ist die Verbraucherzentrale persönlich zu den Öffnungszeiten erreichbar. Infos hierzu gibt es unter www.verbraucherzentrale.nrw/rheine, 05971 / 8697001 oder über das Kontaktformular www.verbraucherzentrale.nrw.


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