Eine Zeitreise durch sieben Jahrhunderte

Bereits Anfang Dezember hat Architekt Christoph Achterkamp (2.v.l.) dem Verein im Traufenhaus die Machbarkeitsstudie übergeben. Unser Bild zeigt den Vorsitzenden Dr. Peter Rohlmann (r.) sowie den Schatzmeister Willi Rauße (l.) und den stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Bernhard Busch (2.v.l.). Foto: Verein Historische Altstadt

Rheine

Rheine. „Die Entwicklungen im Jahr 2020 waren von einer hohen Dynamik geprägt. Wir stehen jetzt kurz davor, den Förderantrag beim Land NRW einzureichen.

 

 

Und im Frühjahr rechnen wir mit einem Ergebnis – und einem Zuwendungsbescheid“, bilanziert Dr. Peter Rohlmann, Vorsitzender des Vereins Historische Altstadt Rheine (HAR), nach einem arbeitsintensiven Jahr. Und wenn dann alles nach Plan läuft, dann können die Restaurierungs- und Renovierungsarbeiten zum Frühsommer kommenden Jahres starten.

Weil einige Spezialfirmen beauftragt werden müssen, veranschlagen die Experten im HAR eineinhalb bis zwei Jahre für diese Bauarbeiten. Wenn alles gut läuft, wird das restaurierte Traufenhaus zum Jahresanfang 2023 mit neuer Bestimmung eröffnet. Das Architektenbüro Achterkamp & Möller hat ein Gutachten für den Verein erstellt, wie die Forschungen und Erkenntnisse zum historischen Mauerhaus am besten in die künftige Nutzung integriert werden sollten und welche Investitionen zur Restaurierung und die Folgenutzung notwendig werden könnten. Der Vorstand hat sich intensiv mit diesen Vorschlägen befasst. Ergebnis: Der Vorstand steht nicht nur voll und ganz hinter diesen Empfehlungen, sondern er sieht sie als sehr gelungen an.

Diese für die Zukunft grundlegende und wichtige Studie konnte der HAR sich leisten, weil die Bezirksregierung Münster die gesamte Maßnahme großzügig mit 10.000 Euro gefördert hat. Der Verein rechnet mit einem Zuschuss aus dem Fördertopf „Steinerne Heimatzeugnisse“ beim NRW-Heimatminis­terium. „Es geht um einige hunderttausend Euro“, sagt Rohlmann. Unterstützung erhofft man auch durch einen Besuch von NRW-Heimatministerin Scharrenbach. Auf Vermittlung der Rheiner Landtagsabgeordneten Andrea Stullich hat die Politikerin einen Besuch des Hauses Anfang dieses Jahres zugesagt. Das Nutzungskonzept sieht vor, dass das Haus als musealer Ort schwerpunktmäßig Zeugnisse verschiedener Epochen dokumentiert. Im Erdgeschoss soll das „Leben der kleinen Leute“ um 1850 und 1945 in zwei Räumen gezeigt werden. „Wir haben die Möglichkeit, 700 Jahre Stadtgeschichte in Form einer Zeitreise zu zeigen und den Besuchern vorzuführen“, berichtet Peter Rohlmann.

Es wird aber auch einen funktionalen Nutzen geben. Das Haus kann als Ort für Kleinkunst-Events und für Kleintreffen von Vereinen, die mit Heimatgeschichte verbunden sind, genutzt werden. Ein weiterer Raum soll als Depot und Archiv für die Dokumentation genutzt werden, „vielleicht sogar mit einer Hochschulkooperation“, erläutert Peter Rohlmann. Der Unterhalt des Hauses Münstermauer 27 soll nach der Restaurierung übrigens aus den Mitgliedsbeiträgen des Vereins HAR gewährleistet werden.

Ein weiterer Meilenstein im zu Ende gehenden Jahr war der Abschluss der Forschungsarbeiten. Etwa 30.000 Euro hat der Verein dafür aus eigenen Mitteln sowie mit Zuwendungen wohlwollender Begleiter ausgegeben. Um allen Mitgliedern sowie der interessierten Öffentlichkeit aus Rheine Gelegenheit zu geben, mehr über den Wert des historischen Kleinods in der Münstermauer 27 zu erfahren, ist geplant – sofern die Corona-Bedingungen es dann zulassen - am 9. Februar (Dienstag) ab 18 Uhr eine öffentliche Veranstaltung in der Stadthalle Rheine durchzuführen. Die fachkundigen Ausführungen der Forscher Laurenz Sandmann und Markus Schmidt sowie von Architekt Christoph Achterkamp, zudem des Vertreters der oberen Denkmalbehörde Westfalen, Philipp Strugalla, sollen allen Anwesenden deutlich machen, welch stadt-, bau- und kulturgeschichtlich besonderes Denkmal sich der Stadt Rheine sowie ihren Bürgern und Gästen demnächst zeigen wird. Sofern in der 2. Januarhälfte eine Durchführung am 9. Februar möglich erscheint, wird der Verein „grünes Licht“ für die öffentliche Veranstaltung geben.

In der Bevölkerung gab es ein großes Interesse an dem Gebäude. „Bis auf den Tag des offenen Denkmals konnten wir das Haus weitgehend für die Öffentlichkeit offenhalten“, berichtet Rohlmann weiter. Und der Verein Historische Altstadt ist auch 2020 weiter gewachsen. Zum Jahreswechsel stand man knapp vor der Schwelle von 100 Mitgliedern.


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