Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke hält Vortrag in der Rheiner Stadthalle

Albrecht von Lucke. Foto: Fotostudio Charlottenburg

Rheine

Rheine. Russland, Griechenland und die Türkei brennen – mit unermesslichen Verlusten für Flora und Fauna. Kalifornien brennt – und verzweifelnde Reporter titeln Apocalypse Now und Paradise Lost.

Der brasilianische Regenwald brennt – und die Erde verliert einen Teil ihrer lebenswichtigen „Grünen Lunge“: Die Atmosphäre heizt sich weiter auf durch höhere Freisetzung von CO2 bei gleichzeitiger geringerer Bindung; die Polkappen schmelzen dramatisch; Gletscher sterben und Permafrostböden tauen auf; die Atmosphäre wird noch stärker mit Methan „angereichert“ – ein Teufelskreis. Aber Klimaleugner, Beschwichtiger und Verharmloser wiegeln weiter ab.

Das hochinfektiöse Corona-Virus macht vor keiner Grenze Halt und bedroht weltweit gnadenlos jeden und jede: Vor dem Virus sind wir alle gleich – nur einige wenige bleiben, auch da, „gleicher“. Mit atemberaubendem Tempo krempelt es Gesellschaft und Wirtschaft um, indem es Versäumnisse bloßlegt und schonungslos ahndet. Während wir, zum Umdenken gezwungen, uns fragen, ob wir in der Zeit „nach Corona“ vielleicht doch noch „nur“ mit einer Kurskorrektur davonkommen, mahnten nicht nur Arundhati Roy und Papst Franziskus, sondern früh schon selbst Henry Kissinger und Larry Fink einen grundlegenden Systemwechsel an. Viele aber sind – Homeoffice hin, Distanzunterricht her – schon heute über alle Maßen mit ihrem täglichen Kampf ums Überleben beschäftigt.

Angesichts solch existenzieller Bedrohungen wäre jetzt „Europa“ als Helfer und Retter vonnöten, doch die EU sieht sich in die Zange genommen von autoritären Mächten wie China und Russ­land im Osten und von skrupellosen Populisten wie Bolsonaro im Westen, während seine Einigkeit im Innern zersetzt wird von Autokraten wie Jarosław Kaczynski oder Viktor Orbán und selbstverliebten Chaoten wie Boris Johnson. Gezielt wird der Zusammenhalt untergraben und so mangelt es angesichts unüberbrückbarer Differenzen nicht selten an hinreichend starker exekutiver Macht, nicht nur das dringend Gebotene durchzusetzen, sondern auch „realistische Visionen“ für morgen auf den Weg zu bringen.
So sehen sich nationale und internationale Politik mit der Dynamik eines gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformationsprozesses konfrontiert, der alle bisherigen Erfahrungen zu bloßen Vorübungen schrumpfen lässt. Und besorgt fragt sich der eine oder die andere, ob die Instrumente unserer säkularisierten freiheitlichen Demokratien mit ihren ehernen Prinzipien von Menschenwürde und Gewaltenteilung den aktuellen Herausforderungen überhaupt noch gewachsen sind...

Was gegen solch lähmende Skrupel not tut, ist der Kampf gegen jedes weitere verantwortungslos-kurzsichtige „Fahren auf Sicht“, ist der Kampf gegen die Spurrillen eines nur Symptome kurierenden, nicht aber Ursachen bekämpfenden kleinmütigen „Weiter so!“.

Dazu braucht es aber Menschen, die nicht nur warnen, sondern auch Mut machen, die motivierend argumentieren und stimulierend diskutieren. Unter diesen Menschen ist der Jurist und Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke einer der wachesten und inspirierendsten „Feuerköpfe“, der sicher auch Kritisches zum unins­pirierten Nicht-Wahlkampf im Vorfeld epochaler Weichenstellungen anzumerken haben wird. Als Redakteur der renommierten „Blätter für deutsche und internationale Politik“ ist er ein gefragter Kommentator der ARD-Tagesthemen und regelmäßiger Gast des Presseclubs, der Phoenix-Runde und der politischen Talk-Shows von Maybrit Illner über Sandra Maischberger bis zu Anne Will. Und er ist – Artikel für Artikel und Buch für Buch – ein nicht locker lassender Autor, ein überzeugter Aufklärer und ein überzeugender „Krachmacher“, das heißt, einer, der seine aufgeklärte Überzeugung publizistisch und persönlich unter die Leute bringt. Wer sich im Vorfeld schon ein lebhaftes Bild von Albrecht von Lucke machen will, schaue sich auf You­Tube die Beiträge zum Otto-Brenner-Preis 2018 an.

Dem Netzwerk Eschendorf e.V. ist es in Kooperation mit der Volkshochschule Rheine, der Familienbildungsstätte Rheine und dem Integrationsrat gelungen, Albrecht von Lucke für einen Vortrag am Mittwoch (8. September) um 19.30 Uhr in der Stadthalle zu gewinnen. Eintrittskarten zum Preis von 8 Euro gibt es im Vorverkauf bei der VHS, der FBS und der Stadthalle.


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