135 Jahre DRK-Ortsverein Rheine

Im alten Rathaus am Markt arbeitete man die Statuten des Vaterländischen Frauenvereins aus. Das Gebäude wurde 1899 abgerissen. Foto: DRK-OV Rheine

Rheine

Rheine. Der DRK-Ortsverein Rheine feiert in diesem Jahr 135-jähriges Bestehen und nimmt das zum Anlass, einmal auf die Vereinsgeschichte zurückzublicken.

 

 

Noch bevor sich 1937 das Deutsche Rote Kreuz, so wie man es heute kennt, aus verschiedenen Organisationen und Initiativen zusammenschloss, waren es die Rheiner Frauen, die am 4. Januar 1887 den Vaterländischen Frauenverein, einen Vorläufer der langjährigen Frauenbereitschaft, gegründet hatten. Mitte Januar 1887 zählte dieser Verein bereits 69 Verbündete, die als ordentliche oder außerordentliche Mitglieder die karitative Arbeit der Frauen unterstützten. 1891 schlossen sich 22 freiwillige Männer zu einer Sanitätskolonne zusammen, die im Falle eines Krieges die Heeresverwaltung unterstützen und Verwundeten Erste Hilfe anbieten sollte. Während die karitative Tätigkeit des Rheiner Frauenvereins vor und nach der Jahrhundertwende bestens gedieh, beschränkte sich die Sanitätskolonne hauptsächlich auf die Ausbildung der freiwilligen Helfer.

Als der erste Weltkrieg ausbrach, konnten die Mitglieder des Vaterländischen Frauenvereins in wenigen Tagen den enormen Betrag von 36.450,67 Mark sammeln.

Außerdem wurde im Bahnhof eine Feldküche aufgebaut und über 100 freiwillige Helferinnen meldeten sich, um die durchreisenden Soldaten und die Verwundeten und Kranken zu versorgen.

Nachdem sich 1910 die Sanitätskolonne aufgelöst hatte, gründeten 20 Rheinenser 1925 die heutige Männerbereitschaft als Ergänzung zur damaligen schon bestehenden Frauenbereitschaft. Diese Männerbereitschaft sollte ihre Aktivitäten nicht nur im Kriegsfall entfalten, so

ndern auch den amtlichen Sanitätsdienst unterstützen, allgemeine Rettungs- und Hilfsdienste leisten und kostenlose Sanitätsleute ausbilden für gewerbliche Betriebe. Bereits im Jahr 1928 gab es erste Kurse in der Ersten Hilfe.
Auch während der Weltwirtschaftskrise kümmerten sich die Frauen zu Beginn des Jahres 1932 um notleidende Bergleute in Recklinghausen und zu Weihnachten wurden 223 Familien beglückt.

1937 wurde per Gesetz die Gleichschaltung aller Organisationen und Initiativen, die im Sinne des Rotkreuz-Gedankens ihre Arbeit verrichteten, befohlen. Sie schlossen sich also zum Deutschen Roten Kreuz zusammen.

Während der Kriegszeit war der Bahnhof wieder zentrale Anlaufstelle für verwundete Soldaten. Es wurde in riesigen Töpfen Erbsensuppe und Kaffee gekocht. Darüber hinaus waren die Frauen auch Trostspender und Zuhörer.

Obwohl in den ersten Nachkriegsjahren auch die Helfer mit ihren persönlichen Problemen zu kämpfen hatten, begannen sie 1947, das Rote Kreuz in Rheine wieder aufzubauen und mit der karitativen Arbeit erneut zu beginnen. Es wurden wieder Erste Hilfe-Kurse angeboten und eine Umlage- beziehungsweise Sterbekasse ins Leben gerufen, die jeweils den Hinterbliebenen eines Helfers zugutekam.

1951 leisteten rund 110 Helfer in 640 Fällen Erste Hilfe. Sie waren zum Beispiel bei einem Großbrand in Emsdetten oder auch beim 23. Gauturnfest in Rheine sowie bei der Veranstaltung „Rheine stellt aus” eingesetzt.
Am 26. März 1952 wurde nach monatelanger Vorbereitungszeit der erste Blutspende-Termin durchgeführt. Noch in diesem Jahr wurde die Blutspende überregional eingeführt und ist bis heute ein wesentlicher Bestandteil der DRK-Arbeit.

Am 9. Mai 1954 konnte die erste offizielle Gründungsveranstaltung der Jugendrotkreuzgruppe feierlich begangen werden. Die Jugendlichen trafen sich zu Gruppenabenden, unternahmen Fahrten, übten Erste Hilfe ein und beteiligten sich am Dienst der Bereitschaften.

Am 9. Oktober 1956 begann der Bau des heutigen DRK-Heims in der Sprickmannstraße 54 und konnte am 8. November 1957 eingeweiht werden. Nach der Fertigstellung des Vereinsheims wuchs der Verein stetig mit seinen sehr vielseitigen Aufgaben. So gab es nun regelmäßige Übungs- und Dienstabende, die Grundausbildung der Ersten Hilfe sowie Fortbildungsveranstaltungen für Helferinnen und Helfer – gerade auch weil nun feste Unterrichtsräume zur Verfügung standen.
Zu den DRK-Pflichten gehörte auch der Katastrophenschutz. So waren die Rheiner Rotkreuzler auch bei großen Einsatzübungen, die entweder in Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr, dem technischen Hilfswerk und der Polizei in Rheine oder den DRK-Kreisverbänden Tecklenburg, Ahaus und Steinfurt ausgerichtet wurden, zugegen.

Seit den 1960er Jahren gab es auch durch das Jugendrotkreuz immer wieder sehr erfolgreiche Spendenaufrufe. Die „Aktion Milchflasche” war dabei erst der Anfang. Hier verzichteten Rheiner Schüler auf ihre tägliche Schulmilch. Auf diese Weise kam ein Betrag über 800 DM zusammen, der den 90.000 algerischen Flüchtlingskindern in Tunesien und Marokko zugutekam.

Die nächs­te Aktion schloss sich direkt an. Die JRKler sammelten 35 Zentner Kleidung und einen Geldbetrag über 627 DM für die Erdbebenopfer in Chile.

Auch heute noch zeichnet sich der DRK-Ortsverein Rheine zudem durch seine Arbeit mit und für ältere Mitbürger aus. Diese Seniorenarbeit entstand 1963 zusammen mit dem Sozialamt Rheine. Es fanden zweimal wöchentlich Senio­rennachmittage statt.Man sang gemeinsam Volkslieder, führte leichte gymnastische Übungen aus und spielte Karten oder Brettspiele. Noch heute treffen sich die Senioren regelmäßig.

So waren die Grundpfeiler für den heutigen DRK-Ortsverein Rheine mit einer sehr erfolgreichen Blutspende, einer qualitativ hochwertigen Erste Hilfe-Ausbildung, dem Katas­trophenschutz sowie dem JRK und der Seniorenbetreuung und den regelmäßigen Spendenaktionen gelegt.

Am 4. Januar 1987 jährte sich der Gründungstag des Deutschen Roten Kreuzes in Rheine zum 100. Mal. Dieses bedeutende Ereignis gab den Mitgliedern des Ortsvereins die Gelegenheit, diesen Geburtstag gemeinsam mit der gesamten Bevölkerung zu feiern.

Vom 28. Mai bis zum 31. Mai waren viele Aktivitäten und Attraktionen in der Innenstadt vom Jubiläum des DRK geprägt.
Bis heute, weitere 35 Jahre später, hat sich der Verein auf eine beachtliche Mitgliederzahl von über 800 Mitgliedern vergrößert. Davon gehören 85 zu den aktiven Helfern und 720 zu den Förderern. Aktuell ist Markus Doerenkamp als Vorstandsvorsitzender tätig. Sein Stellvertreter ist Daniel Mosel.

Für die Rotkreuzleitung sind Sabrina Kretschmer und Jörg Lewinski verantwortlich.

Den Bereich Erste Hilfe leitet Vincenzo Pirone mit Unterstützung von Jörg Lewinski. Alina Tröger und Alexander Wicht sind im Bereich Jugendrotkreuz Ansprechpartner. Als Schatzmeister ist Erdem Yilanci gewählt und für die Öffentlichkeitsarbeit zeichnet Ronny Schneider verantwortlich.

„Corona hat uns, wie vielen Vereine, in den letzten zwei Jahren etwas ausgebremst. Diese Bremse werden wir wieder lösen”, betonen Markus und Daniel und freuen sich auf die kommenden Monate.
Das gesamte Jahr über wird die Zahl 135 den Verein begleiten. So wird es im Laufe des Jahres weitere Aktionen und Veranstaltungen rund um dieses Jubiläum geben.

Der erste Blutspendetermin am 26. März 1952. Foto: DRK-OV Rheine


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