Bewegende Begegnungen

Deutsche, italienische und ukrainische junge Kanusportler kamen in Turin mit ihren Trainerinnen und Trainern zusammen, um gemeinsam zu paddeln. Foto: WSV Rheine

Rheine

Rheine. Eigentlich ging alles ganz schnell: Es stand fest, dass die ursprünglich angedachte Jugendbegegnung mit den Sportlern des Partnervereins ASL Arras in der Nähe von Paris nicht durchgeführt werden konnte. Er hatte einige Ukrainer aufgenommen und deswegen keine Kapazitäten zur Übernachtung frei.

 

Kurzentschlossen machte der WSV-Rennsportwart Reinhard Ross beim Kanumarathon Anfang April auf der heimischen Ems ein neues Ziel klar. Nach einem Gespräch mit der italienischen Trainerin Elena Colanie stand fest, dass die Gruppe jugendlicher Kanurennsportler mit ihren Trainern Reinhard Ross und Carsten Lausberg Turin ansteuern würden.

 

Also ging die Fahrt nicht Richtung Westen, sondern gen Süden auf die andere Seite der Alpen in den Nordwesten Italiens. Bei bestem Wetter haben die WSV‘ler die Jugendlichen vom Turiner Verein Circolo Amici del Fiume kennengelernt und sind in ihre Kajaks gestiegen, um vor malerischer Kulisse auf dem Po zu trainieren. Ein weiterer Programmpunkt war die Beschäftigung mit dem Holocaust anhand von „Stolpersteinen“ in der Turiner Innenstadt, die Auskunft über das Schicksal von Verfolgten in der Zeit des Nationalsozialismus geben. „Ich hätte allerdings nicht gedacht, wie schnell uns der Krieg in der Ukraine auch hier in Turin einholen wird“, sagt Reinhard Ross und wird dabei nachdenklich. Einige Kinder und Jugendliche aus der Ost-Ukraine haben Zuflucht vor dem Krieg gesucht und sind nach Turin gekommen – ohne ihre Eltern.

Die Verwaltung hat sie in der Nähe des bekannten Skigebietes in Sestriere in einer Diakonie untergebracht. „Wir haben erfahren, dass sie auf dem Weg nach Turin waren“, erzählt Carsten Lausberg. „Wir haben dann sofort unseren Vereinsbus eingesetzt, um sie abzuholen, damit sie erstmals nach Wochen wieder paddeln konnten. Die 14 Kinder und Jugendlichen waren nämlich allesamt Kanusportler. Sie hatten zwar ihre Paddel dabei, aber waren teilweise ohne Ersatzbekleidung angekommen“, beschreibt Ross die Umstände. Sehr bewegend für die WSV‘ler war die Begegnung mit den elf- bis 18-jährigen Sportlern. Sofort wurde vor Ort ein gemeinsames Paddelprojekt gestartet – zusammen mit den italienischen Gastgebern. Im Sommer kommenden Jahres ist eine internationale Ferienfreizeit am WSV geplant. Zusammen mit den Freunden des Partnervereins aus Arras sowie den Sportlern aus Turin und ihren ukrainischen Gästen gibt es dann ein Jugendzeltlager. „Das Ganze soll bis zu den Olympischen Spielen in Paris Mitte / Ende Juli gehen“, erzählt Ross. Im November gehe es zur weiteren Planung nach Arras, um die Details zu besprechen.

Außerdem weist Reinhard Ross noch auf den Tag der offenen Tür beim WSV hin. „Am 7. Mai, einem Samstag, laden wir von 10 bis 17 Uhr Interessierte, vor allem auch Familien mit Kindern, ein, den Verein und das Paddeln kennenzulernen.“


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