Jugendliche beschäftigen sich beim Kulturrucksackprojekt mit dem Tod und dem Sterben

Gemeinsam haben die Jugendlichen sich mit den Themen Tod und Sterben beschäftigt, begleitet von Projektleiterin Anja Bombe und ihrem Mann, dem Bestatter Ingo Bombe. Foto: jfd

Rheine

Rheine-Rodde. Elf Jugendliche stehen um einen bunt bemalten Holzsarg. Die Stimmung ist aber keinesfalls traurig oder gedrückt; das Gegenteil ist eher der Fall. Der Sarg steht auch nicht in einer Kirche oder auf einem Friedhof, sondern in einem Raum im Jugendheim in Rodde.

Die Gruppe hat sich zusammengefunden, um sich im Rahmen des Kulturrucksackprojekts „Kunstwerk der Gefühle“ mit den Themen Tod und Sterben zu beschäftigen. Projektleiterin Anja Bombe vom Jugend- und Familiendienst e. V. (jfd) erläutert die Beweggründe. „Wir möchten ein Tabuthema aufbrechen. Gerade die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass durch die Coronapandemie ein Abschiednehmen und Trauern nicht in dem Rahmen möglich war, wie es eigentlich nötig, wichtig und wünschenswert ist. Und wenn man als Erwachsener die Situation schon als schwer empfindet, wie ist es dann erst für Kinder und Jugendliche?“

Unterstützung bei der Umsetzung und Durchführung erhielt sie von ihrem Mann Ingo Bombe, der als Bestatter bei der Bestattungshilfe Lüttmann tätig ist, und Friedel Theismann, der in der Gemeinde St. Antonius zu Padua für den Trauer- und Begräbnisdienst beauftragt ist. Letzterer erzählte aus seinem Alltag in der Gemeinde. Er beleuchtete den Tod und die Bestattung aus kirchlicher Sicht und stand den Jugendlichen Frage und Antwort.
Auch Ingo Bombe gab einen Einblick in seinen Arbeitsalltag. Davon war die elfjährige Caroline beeindruckt. „Es hat mich total fasziniert, was ein Bestatter alles so macht mit den Toten und wie er mit den trauernden Angehörigen umgeht.“ Und ihr Bruder Manuel (14) zeigte sich interessiert an den vielen unterschiedlichen Arten der Beerdigung, die es neben der üblichen Erd- oder Feuerbestattung mittlerweile gibt wie beispielsweise ­See-, Luft- oder Diamantbestattung.
Den „Hauptakteur“, einen schlichten Holzsarg, hatte Ingo Bombe beigesteuert. „Wir haben uns gemeinsam Gedanken gemacht, wie wir unsere Gefühle auf diesen Sarg bringen könnten“, meint Anja Bombe. Schnell waren die Jugendlichen bei Händen und Sprüchen – und sie waren sich alle einig, dass auf jeden Fall auch ein Kreuz auf den Sarg gehöre. Und so entstand aus dem eigentlich traurigen Gegenstand ein immer noch pietätvolles, aber buntes „Kunstwerk der Gefühle“, verziert mit den Gedanken und Wünschen der Jugendlichen.

Auf dem Punkt brachte das Ganze eigentlich die Bemerkung von Lena (13): „Krass, wie teuer so eine Beerdigung ist, aber es ist schon schön, so Abschied nehmen zu können.“ Und ein Tabu waren und sind die Themen Tod und Sterben für die Teilnehmenden auch nicht (mehr).


Anzeige